Boing!

[Der Martin]

Hi,

Und dann finde ich es falsch, trotzdem auf Deubel-komm-raus Fachwissen in ihn hineinzustopfen, das er vermutlich mangels Interesse schnell wieder vergessen hat und nie anwenden wird.
Es wird sicher einiges vermittelt, was später nicht mehr gebraucht wird, je nach Lebensgestaltung, aber trotzdem würde ich sagen, dass Schulen Allgemeinwissen und kein Fachwissen vermitteln.

das sehe ich ich nur bis, sagen wir, ungefähr bis zur siebten oder achten Klasse bestätigt. Danach wird's in den meisten Fächern schon sehr spezifisch.

Auf dem Gymnasium kam dann die Quittung in der 11. Klasse, er blieb sitzen mit einer 5 in Mathe und in Physik. Hoffnungsloser Fall?
Ja - des Bildungssystems, das mit Gewalt und Zwang Wissen vermitteln will, das für den Einzelnen vielleicht völlig unnütz ist.
Es wurde nie Zwang und Gewalt angewendet, auch nicht von der Schule.

Doch. Das Weiterkommen vom Erreichen eines Lernerfolgs abhängig zu machen, *ist* eine Art Zwang.

Zumindest das, was noch auf der Mittelschule gelehrt wird, kann man doch gut gebrauchen, da ist nichts dabei, was völlig unnütz ist, auch wenn man nicht immer gleich versteht, wozu man es später mal brauchen könnte.

Als Gymnasialschüler kann ich jetzt nur ahnen, welche Lehrinhalte man wohl zur "Mittelschule" zählen mag. Aber ich halte sowohl abgehobene Roman- und Gedichtsinterpretationen (Deutsch, 8./9. Klasse), als auch Differential- und Integralrechnung (Mathe, 8. Klasse aufwärts), als auch Historie und Stilrichtungen von Jazzmusik (Musik 7. Klasse) für absolut verzichtbar und würde diese Dinge nicht als Allgemeinwissen bezeichnen.

Es sollte auch nicht vergessen werden, dass das Abitur eigentlich oder auch zum Studium befähigen soll. Es liegt am Verfall unseres Bildungssystems, dass für einfache kaufmännische Berufe etc. Abiturienten gesucht werden.

Ja, eine bedauernswerte Bildungsinflation, die noch dadurch gefördert wird, dass vielen Eltern für ihre Sprösslinge natürlich nur das Beste gut genug ist. In diesem Fall das Gymnasium. Als ich die Grundschule hinter mir hatte (Sommer 1979), gingen von ca. 30 Schülern der Grundschulklasse nur 7 zum Gymnasium; bei meiner Schwester (4 Jahre später) war's schon über die Hälfte. Und viele von denen wären auf der Realschule besser aufgehoben gewesen.

Und wie steht er selbst dazu? Betrachtet er die viele Zeit und Mühe, die er in diesem Jahr investieren musste, denn als sinnvoll? Oder sieht er es eher als Verschwendung oder gar Schikane?
Wenn er es für Verschwendung oder Schikane gehalten hätte, hätte er niemals in einem Jahr den Sprung von 5 auf 2 in Mathe geschafft.

Okay, deine Antwort ist eindeutig. Ich hatte damit nur andeuten wollen, es ist natürlich eine Frage des äußeren Drucks - auch von den Eltern.

Das Problem bestand ganz offensichtlich darin, dass er zu bestimmten Zeiten nicht zu denen gehörte, die in einer Klasse mit 30 Schülern ...

Ich staune immer wieder. Sind 30 Schüler pro Klasse etwa viel? Das war in meiner Schulzeit in etwa die Untergrenze, die meisten Klassen waren größer. In den ersten Jahren im Gymnasium anfangs 38, dann 36, später eine Zeitlang "nur" noch 33 Schüler. Erst in der Oberstufe, mit der Auflösung des Klassenverbunds zugunsten des Grund- und Leistungskurssystems, waren dann in den Leistungskursen nur noch 15..20 Schüler pro Kurs üblich, in den Grundkursen wie bei mir z.B. Deutsch oder Englisch, waren aber an die 30 Schüler pro Kurs immer noch keine Seltenheit.

Und wenn im Zeugnis eine Vier oder auch mal eine Drei steht, sind alle ja irgendwie zufrieden. Eine Vier aber bedeutet, dass die Hälfte der Aufgaben nicht korrekt gelöst werden konnten. Darüber regt sich aber niemand so richtig auf. Wie kann ein Lehrer eigentlich damit zufrieden sein, wenn seine Schüler nur die Hälfte von dem begreifen, was er unterrichtet?

Weil eine Vier immer noch "ausreichend" ist. Theoretisch sollte also ein Schüler, der die ganze Zeit nur Vieren schreibt, gerade so die Anforderungen erfüllen. Es ist schade, dass das Notensystem mittlerweile so verzerrt ist, dass eine Vier schon fast als Schande gilt.

Später hat er dann bei den Angeboten für entsprechende Lehrstellen gesehen, dass fast ausschließlich Abiturienten gesucht wurden und es sehr häufig den Hinweis gab, welcher Notendurchschnitt in welchen Fächern erwünscht war.
Und die besonders beachteten Fächer waren eben Mathe, Englisch und - ja wirklich - Deutsch!

Ohne dabei zu berücksichtigen, was in den jeweiligen Fächern tatsächlich gelehrt wird und die Noten ausmacht - in Mathe etwa seltsame Theoreme, mit denen im Leben keiner etwas anfängt; in Englisch die Geschichte und Kultur Englands und Amerikas; in Deutsch Interpretationen von Literatur und Lyrik.

Wir brauchen ein besseres Schulsystem, aber es ist einfach das reale Leben, dass junge Menschen zwingt, sich der bestehenden Form nicht zu verweigern, sondern zunächst einfach mal möglichst gut durchzukommen.

Ja, leider.

So long,
 Martin