Hallo,
Dies wirkt auf mich so, dass du der Meinung bist, Lehrer wären prinzipiell irgendwelche Hampelmänner, die gefälligst nichts zu melden haben, und du würdest dies auch deinem Kind so vermitteln.
ja, das würde ich. Der hat nicht mehr zu melden als der Nachbar, der Bäcker um die Ecke oder der Busfahrer - aber auch nicht weniger. Will heißen: Geh höflich mit ihm um, aber lass dir von ihm nicht alles gefallen.
Wie, es reicht, wenn sie Fachidioten sind?
Ja.
Dann bräuchten wir überhaupt keine Lehrer. Lehrbuchvorleser reichen doch vollkommen.
Stimmt. Und wenn die Kids selber lesen können, brauchen sie auch keinen Vorleser mehr. Ganz ehrlich: Ich lerne wesentlich effizienter, indem ich selbst in Ruhe lese, als wenn da jemand vorn an der Tafel steht und auf mich einredet (und das habe ich schon als Zehnjähriger so gesehen). Den Vorturner an der Tafel brauch(t)e ich nur, wenn die Erklärung im Schulbuch (Fachliteratur) so miserabel ist, dass ich den Einstieg ins Thema nicht finde.
Ich kann mich noch gut an meine Schulzeit erinnern. Die Klasse, in die ich ging, war die beste in der Jahrgangsstufe (waren auch nur drei).
Es gab Lehrer, bei denen lernten auch die etwas, die sich für das Fachgebiet eigentlich überhaupt nicht interessierten, es war relativ ruhig in der Klasse, ohne dass Ermahnungen überhaupt notwendig waren.
Dann gab es Lehrer, die nicht in der Lage waren, ihren Stoff zu vermitteln, angeblich, weil die schlechte Disziplin in der Klasse dies verhinderte. Seltsam allerdings, dass es bei dem nächsten Lehrer in der selben Klasse im selben Fach keinerlei Probleme gab.
Ja, ich weiß - es gibt Menschen, die einfach Achtung und Autorität genießen und respektiert werden. Wir hatten auch ein paar wenige von der Sorte an der Schule. Das ist aber eine seltene Gabe und mit Sicherheit nichts, was man als Pädagoge lernen kann. Entweder man hat's, oder man hat es nicht.
Dann ist schon in den ersten Lebensjahren, die ich im Hinblick auf die Erziehung (Definition siehe oben) für die wichtigsten und entscheidenden halte, grundsätzlich etwas schiefgelaufen.
In den ersten Lebensjahren besteht Erziehung also überwiegend aus „Anleiten, Urteilen und Zurechtweisen”?
Ja. Anleiten stellt natürlich den Löwenanteil, aber ganz ohne Zurechtweisen geht's halt auch nicht.
(Hallo, die Erziehung der Kinder ist schiefgelaufen, weil sie als Säugling nicht oft genug zurechtgewisen wurden?)
Möglicherweise. Kinder, die nicht bereits in einem sehr frühen Alter begreifen, dass es Regeln gibt, begreifen das später umso schwerer.
Erziehung besteht ganz besonders in den ersten Lebensjahren viel mehr in der Vorbildwirkung, Zuwendung usw.?
Das streite ich nicht ab.
Der Versuch eines Lehrers, in dem Stadium noch etwas zurechtzubiegen,
Deshalb sollte ein Lehrer natürlich total desinteressiert an den Kindern seinen Stoff einfach runterleiern.
Ja. Es geht ihn IMO nichts an, wie verzogen die Kids sind. Sicher, er muss darunter leiden und ist daher zu bedauern.
vor allem dann, wenn er mit Zwang als Mittel geführt wird. Denn das ezeugt vor allem eins: Opposition.
Wieso Zwang?
Ich schreibe von der Fähigkeit, Interesse zu wecken, akzeptiert zu werden und Vorbild zu sein.
Dein Idealismus ist beeindruckend. Die Realität ist doch wohl eher, dass Lehrer mit Strafarbeiten, Nachsitzen, blauen Briefen oder Anbrüllen versuchen, die Schüler zu beeinflussen, oder dadurch, dass sie sie vor der Klasse bloßstellen.
Interesse wecken? Vorbild sein? Das klappt bei den Schülern, die ohnehin schon eine gewisse Bereitschaft zeigen und diese Art von Animation gar nicht nötig hätten. Die anderen sitzen rum und warten darauf, dass die Schulstunde zu Ende geht oder stören den Rest der Klasse.
Stimmt. Stattdessen werden sie gezwungen, sich zusammen mit anderen den Hintern breitzusitzen und sich zu langweilen. Dadurch sind sie unzufrieden, reizbar, bockig.
Also sollten wir die Schule generell abschaffen, statt zu überlegen, wie sie sinnvoller sein könnte?
Sinnvoller gestalten wäre ein Ansatz. Das vorherrschende, starre System, das von jedem Schüler unabhängig von Begabung und Interessen das gleiche erwartet, ist jedenfalls Murks.
Die Lehrer nach deiner Definition, was oder wie ein Lehrer sein sollte, nützen ja weder den Kindern, die sich für einen Stoff interessieren, noch denen, die es nicht tun.
Sie nützen denen, die sich für den Stoff interessieren, indem sie bei Verständnisproblemen den Stoff aus dem Lehrbuch nochmal in anderer Form erklären können, oder wirklich interessierten Schülern auch weiterführende Fragen beantworten können. Aber das funktioniert eben nicht, solange Schüler mit stark unterschiedlich ausgeprägtem Interesse (oder Begabung) für ein Thema in eine Klasse zusammengesteckt werden, bloß weil sie zufällig gleich alt sind.
Mag sein. Aber die typische und vermutlich häufigste.
Und deshalb soll komplett weggesehen und nicht überlegt werden, wie sinnvoll darauf reagiert werden könnte?
Solange die betroffenen Schüler dabei nicht sich selbst oder gar andere in Gefahr bringen: Ja. Als Außenstehender in einen Konflikt einzugreifen, ist immer problematisch.
Ciao,
Martin
Der Stress von heute ist die gute alte Zeit von morgen.