Hallo,
Sprich: Zusatzvereinbarungen.
Sorry, aber das ist doch großer Quatsch. - Warum gibt es »Creative Commons«? Es gab ursprünglich ein Wirrwarr an eigenen Lizenzen. Dann haben sich Künstler und Autoren zusammengesetzt, um in ihrer Community einfache, zueinander kompatible Lizenzen zu etablieren. Vorgefertigte Lizenzen, die die »Remixability« von Daten und Inhalten ermöglichen sollen. Dafür hat die CC-Initiative »Forschung« betrieben und letztlich sind Lizenzen herausgekommen, die in verschiedenen Rechtssystemen der Welt gültig und brauchbar sind. Der Sinn ist, ein »CC-BY-SA« (oder was auch immer) an das Werk dranzuschreiben und jeder Hinz und Kunz weiß, was damit gemeint ist und wie das Werk (weiter- und wieder-)verwendet werden darf.
Soviel zu CC. Deswegen ist die Wikipedia auf CC umgestiegen. CC-BY-SA ist im Wikipedia-Kontext ganz einfach (AFAIK): Per Lizenz stimmt jeder Mitautor zu, dass seine Beiträge weiterverbreitet werden dürfen und die Basis für weitere Werke bilden dürfen. Ihr wollt es jetzt umgekehrt machen: ND dranschreiben, Derivative Works dann aber mit Zusatzbestimmungen (sozusagen einer weiteren Lizenz bzw. Rechteabtretung) erlauben, jedoch nur innerhalb des Wikis. Diesen Unterschied zwischen »Innen« und »Außen« stellt ihr mit einem Kniff her (Unterscheidung zwischen »Nutzern« und »Mitautoren«). IANAL, aber für mich klingt das alles sehr konstruiert. (Fällt ein Mitautor aus seiner rechtlichen Rolle als »Mitautor«, wenn er Teile aus dem Wiki auf seiner Homepage fortschreibt? Wenn ja, wieso, wenn nicht, wieso nicht? Das nur als zu klärende Fragen.)
Das kann man nun inhaltlich kritisieren, z.B. habe ich schon argumentiert, dass Kopien der Wikipedia ihr selbst wenig Schaden zufügen. Außerdem weicht man mit Zusatzbestimmungen von der Rechtssicherheit der etablierten CC-Lizenzen ab, welche der ganze Sinn hinter CC sind.
Viel problematischer finde ich die strategische Dimension: Einerseits nutzt man eine der restriktiveren CC-Lizenzen »nach außen hin«, damit diese aber »nach innen« praktikabel ist, muss man sie mit zusätzlichen Bestimmungen versehen. Da frage ich mich, wo noch der Nutzen der Wahl der CC-Lizenz ist gegenüber eine komplett eigenen (wie es jetzt schon der Fall ist). Wie gesagt, die Einfachheit der CC-Lizenz fundiert bei Communities wie der Wikipedia die gesamte Zusammenarbeit. Das ist für mich das Besondere und Neue der CC-Lizenzen: Man legt Lizenzen fest und verbreitet sie, sodass sich aus dem simplen Schema (Urheberangabe nötig + Bearbeitung möglich oder nicht + optional Non-Commercial + optional Share-Alike) alles ergibt.
Fragt ihr euch nicht, warum euer Lizenzmodell schon jetzt Missverständnisse hervorruft? CC ist einfach, ihr versucht das Gegenteil. Anstatt dass jeder Wiki-Mitautor der CC-Lizenz zustimmt und seine Inhalte darunter veröffentlicht, nutzt ihr CC nur indirekt (Übertragung gewisser Rechte an den Verein, welcher dann unter CC veröffentlichen darf). Das ruft Verwirrung hervor. Diese kommt nicht von ungefähr und wird nicht weggehen, sondern immer wieder Fragezeichen in den Köpfen auslösen, fürchte ich.
Gut, es ist natürlich eure Entscheidung, CC nur partiell zu verwenden, wenn das rechtlich möglich ist. Nur bezweifle ich dann, dass sich Sinn und Nutzen der CC-Lizenzen dann entfalten. Ich glaube eher, dass es Leute verwirren wird, wenn sie CC lesen, wo eigentlich gar kein CC (bzw. dieser »Bearbeitung nicht erlaubt und gleichzeitig doch«-Schachzug) drin ist.
Mathias