Andi: Studieren oder Berufserfahreung sammeln?

Hallo Forum‚ler!

Ich möchte dieses Forum mit meinem Posting ein bisschen zweckentfremden...ich hoffe es wird mir verziehen und mir trotzdem geholfen. Also folgendes Problem:

Ich arbeite zur Zeit bei einer  großen Firma im süddeutschen Raum als Web-Designer. Dieser Job macht mir Spaß und die Kohle stimmt eigentlich auch.
Das Problem ist, daß ich ein absoluter Querseinsteiger bin, und absolut keinen Abschluss für meinen Beruf habe. Nun habe ich die Möglichkeit in Stuttgart an einer FH Informationswirtschaft zu studieren.

Nun meine Frage an die Leute die damit Erfahrungen gemacht haben: Was wird in der Zukunft mehr Wert sein, ein akademischer Grad oder Berufs-und Projekterfahrung?

Ich hoffe Ihr helft mir weiter, obwohl ich dieses Forum mit meinen persönlichen Problemen zuposte...

Danke!!

Andi

  1. Hallo Andi,

    Ich möchte dieses Forum mit meinem Posting ein bisschen
    zweckentfremden...ich hoffe es wird mir verziehen und mir
    trotzdem geholfen.

    Na, ob diese Exculpation kommen wird *g* ?

    Nun meine Frage an die Leute die damit Erfahrungen gemacht haben:
    Was wird in der Zukunft mehr Wert sein, ein akademischer Grad
    oder Berufs-und Projekterfahrung?

    Pauschal kann man die Frage so nicht beantworten. Unternehmen möchten
    heute als Idealbewerber eine(n) 23jährige(n) mit (Fach-)Hochschul-
    abschluss, mehreren Fremdsprachen, Promotion und 5 Jahren Berufser-
    fahrung ;-) ...um es einmal überspitzt auszudrücken.

    Die Unternehmen wissen aber auch, dass sie diesen "Mitarbeiter" nicht
    bekommen werden.

    Also wird es letztlich auf den Einzelfall ankommen:

    Der Mittelständler wird eher auf die Praxiserfahrung schauen, denn
    einen teuren "Fachidioten" kann er sich nicht leisten. Hier geht man
    die Sache etwas pragmatischer an.

    Grossunternehmen werden nach wie vor auf die theoretische Ausbildung
    setzen, da man dort immer noch den Stein der Weisen vermutet - und
    dabei gerne übersieht, dass viel Mist gerade von Leuten angestellt
    wird, die in der Theorie brillieren und von der Praxis leider keinen
    blassen Schimmer haben.

    Du wirst also zuallererst für Dich klären müssen, in welcher Art Unter-
    nehmen Du künftig arbeiten willst - und solltest Dich bei dieser Ge-
    legenheit einfach mal erkundigen, was aktuell wo gefordert wird.

    Leider gibt es wenige Personalchefs, die weniger nach der Kompetenz
    auf dem Papier fragen, sondern auf das schauen, was ein Bewerber
    tatsächlich kann. Oft genug zählt das, was einer idealerweise können
    sollte (nämlich aufgrund seiner Ausbildung) leider mehr.

    Ein FH-Studium zeichnet sich nach meiner Erfahrung allerdings durch
    eine recht gute Mischung aus Theorie und Praxis aus und die meisten
    Dozenten bringen mehr praxisorientierten Background mit als die
    Profs, die sich nur der Forschung und Lehre verschrieben haben (wo-
    bei es auch da Leute gibt, die fit sind und wissen, wie der Hase in
    der Realität läuft).

    Insoweit dürfte ein solches FH-Studium summa summarum sicher kein
    Fehler sein; denn für einen Mittelständler wirst Du dadurch noch
    interessanter - und für den Personalchef eines Grossunternehmens
    akzeptabler, denn Du bringst wenigstens ein bisschen Theorie mit ;-)

    Ausserdem sollten Deine Einkommensaussichten mit einem FH-Abschluss
    um einiges besser sein.

    Ich wünsche Dir eine gute Hand bei Deiner Entscheidung und viel Erfolg
    bei dem Weg, den Du einschlagen wirst.

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    http://www.atomic-eggs.com/selfspezial/daten/101.html

  2. Hallo Andi!

    Nun meine Frage an die Leute die damit Erfahrungen gemacht haben: Was wird in der Zukunft mehr Wert sein, ein akademischer Grad oder Berufs-und Projekterfahrung?

    »»

    Das ist doch eine sehr interessante Frage, die viele Leute hier bewegt! Also ist es auf gar keinen Fall zweckentfremdend.

    Bei mir sieht es nämlich ähnlich aus, ich bin auch nur in dieses Business hineingeplumpst. Ich habe mein Studium bereits nach 2 Semestern abgebrochen und habe angefangen fest als Programmierer zu arbeiten. Ich bin überzeugt, daß das die richtige Wahl war. Ich verdiene jetzt schon so viel Kohle, wie ich mit dem abgeschlossenem Studium _vielleicht_ bekommen hätte und ich habe bestimmt 3x so viel gelernt, als wäre ich an der Uni geblieben. Nach irgendeinem Abschluss oder Schulnoten hat mich bis jetzt keine Sau gefragt, alles was sie wissen wollten ist was ich kann und was ich schon mal gemacht habe. Ich denke das wird im Bereich Programmierung (auch Frontend) eine ganze Weile so bleiben! Erst wenn es mehr Progies gibt, als gebraucht werden, wird man vielleicht anfangen ein bisschen auf Abschlüsse zu gucken, wobei selbst dann noch die Erfahrung das einschlagende Argument bleiben wird.
    Wenn du allerdings bei HTML stehen bleibst und dich nicht weiterentwickelst, dann wird bestimmt bald der Zeitpunkt kommen, wo man dich, oder du dich selbst fragst: "ist das alles?". Aber wenn du dich ständig weiterentwickelst und deine Fähigkeiten handfest vorweisen kannst, dann wird dir denke ich der fehlende Abschluß nicht im Wege stehen.

    Gruß
    Cruz

  3. Nun meine Frage an die Leute die damit Erfahrungen gemacht haben: Was wird in der Zukunft mehr Wert sein, ein akademischer Grad oder Berufs-und Projekterfahrung?

    Tja, wenn ich in die Zukunft schauen könnte, wüsste ich auch, was ich machen soll.

    Ich studiere derzeit in Graz(.at) Telematik und arbeite nebenbei als Webdesigner in einem Telekom-Unternehmen.
    Das geht sich derzeit recht gut aus, mit einem 20h-Job, wenn man nicht so viel auf der Uni/FH machen muss.
    Das hätte ich mir aber am Beginn meines Studiums nicht erlauben können. Da war keine Zeit für sowas.

    Derzeit fahr ich so ganz gut, sammle meine Erfahrungen, teilweise auch als Teamleiter oder bei Präsentationen
    vor unseren Vorständen, und lern auf der Uni die ganze Theorie.

    Ich finde diese Ausbildung sehr wichtig, weil man einfach Einblick in Bereiche bekommt, die man sonst (im Job)
    nie kennengelernt hätte. Klar, auch im Berufsleben musst Du Dich immer weiterbilden, aber Du wirst wohl nie
    mit verteilten Multiprozessor-Systemen, Regelkreisen oder Bildanalyse zu tun haben. Tja, und wenn Du mal
    die Chance hast, vom Web-Design- oder Programmier-Job in die höhere Etage eines großen Konzerns aufzusteigen,
    dann zahlt es sich aus, auch andere Bereiche zumindest ungefähr zu kennen, oder einfach einen gewissen
    Überblick zu haben, was es alles gibt und was alles möglich ist.

    Ich kann Dir keinen Rat geben, wie Du Dich entscheiden sollst, aber ich denke, eine Kombination aus
    theoretischer Ausbildung und Praxis ist eine gute Möglichkeit, "Abcashen" und Zukunftschancen zu
    verbinden.

    lg, Marc Oh

    1. Hallo!

      Tja, da schliess ich mich doch glatt an!

      Ich arbeite ebenfalls 20 Std./Woche als Web-Mann, und studiere
      parallel Wirtschaftsinformatik, ebenfalls in .at (Wien). Allerdings
      bin ich noch nicht soweit. (3.Semester) Das ist in der Tat ein wenig
      anstrengend, weil man da noch die ganzen Grundlagen lernen muss.

      Und bevor ich zu studieren anfing, hatte ich auch nur einen (sehr)
      blassen Schimmer von sowohl Informatik als auch Wirtschaft. Das
      heisst, dass ich das von Grund auf lernen muss (nebenbei). Daher geb
      ich Marc völlig recht wenn er sagt:

      > Das geht sich derzeit recht gut aus, mit einem 20h-Job, wenn
        > man nicht so viel auf der Uni/FH machen muss.
        > Das hätte ich mir aber am Beginn meines Studiums nicht erlauben
        > können. Da war keine Zeit für sowas.

      Ausserdem ist da ja auch noch das Studentenleben, das kostet ja auch
      einiges an Std./Woche ;-)

      Es studiert sich leichter, wenn man ein wenig in der Praxis mit
      solchen Dingen zu tun hat! Nur Konzepte lernen ist ohne Beispiele
      und Ausprobieren nur die Hälfte wert.

      Allerdings sind 20 Std. schon sehr viel. An deiner Stelle würde ich
      erst mal mit 10 anfangen. Bei mir klappt das nur deswegen, weil ich
      mir meine Arbeitszeit _völlig_ selbst einteilen kann. Dafür arbeite
      ich halt schon mal bis spät in die Nacht. Ausserdem rechne ich
      damit, dass ich dadurch ein paar Semester länger brauchen werde. Hab
      einfach ein bischen zu früh mit den 20 std. angefangen glaub ich!

      Ich finde diese Ausbildung sehr wichtig, weil man einfach
      Einblick in Bereiche bekommt, die man sonst (im Job)
      nie kennengelernt hätte.

      Aber auch umgekehrt! Man bekommt durchs Arbeiten nebenbei mehr Einblick in das, was man eigentlich studiert ;-)

      Aber letztendlich hängt alles davon ab, wie du die Sache angehen
      willst, bzw. wie du gewichten willst:

      Studieren und nebenbei arbeiten ? oder
      Studieren als Ergänzung deiner Ausbildung im Berufsleben ?

      Das ist eine harte Nuss, und ich hab sie auch noch nicht geknackt,
      aber ich hoffe halt dass ich beides unter einen Hut bringe. Solange
      ich nicht anfange, immer mehr zu arbeiten gehts ja auch ;-)

      Ich weiss nicht wie's bei euch mit Studiengebühren aussieht (bei uns
      gibt's -noch- keine), aber wenn nix kostet, kannst du ja auch nix
      verlieren oder ?

      Schöne Grüsse,
      Bernhard

  4. Hi Andi,

    Ich möchte dieses Forum mit meinem Posting ein bisschen zweckentfremden...ich hoffe es wird mir verziehen und mir trotzdem geholfen.

    Als ich mit meiner Antwort anfing waren schon zwei Antworten da (relativ unterschiedlich), aber ob Dir am Ende geholfen wird ist eine andere Frage. Du wirst wahrscheinlich sehr verschiedene Meinungen zu hoeren bekommen. Daraus musst Du dann Deine eigene Meinung bilden und die fuer Dich persoenlich richtige Entscheidung treffen.

    Ich arbeite zur Zeit bei einer  großen Firma im süddeutschen Raum als Web-Designer. Dieser Job macht mir Spaß und die Kohle stimmt eigentlich auch.

    Hier wuerde ich das ganze anders angehen: Was willst Du? Einen Job oder eine Karriere? Mehr oder weniger das gleiche Dein Berufsleben lang oder staendigen Wechsel? Darauf aufbauend kannst Du entscheiden wie es weitergehen soll in Deinem Leben.

    Das Problem ist, daß ich ein absoluter Querseinsteiger bin, und absolut keinen Abschluss für meinen Beruf habe. Nun habe ich die Möglichkeit in Stuttgart an einer FH Informationswirtschaft zu studieren.

    Nun meine Frage an die Leute die damit Erfahrungen gemacht haben: Was wird in der Zukunft mehr Wert sein, ein akademischer Grad oder Berufs-und Projekterfahrung?

    Mehr Wert wofuer? Karrierechancen? Gehaltsniveau? Berufszufriedenheit? Lebenszufriedenheit? Mein Rat: Mach Dir Gedanken was Du willst und ob Du damit gluecklich wirst.

    Ich habe studiert, es genossen, viel dabei gelernt und moechte es nicht missen. Meine Schwester hat nicht studiert (Sie hat mal dran geschnuppert und sich absolut nicht wohlgefuehlt, also hat Sie's gelassen). Sie bildet sich anderweitig fort und ist gluecklich damit.
    50-60-70 Stunden Wochen, Geschaeftsreisen am Wochenende, Notebook mit nach Hause nehmen und um 11 Uhr abends emails beantworten ist bei mir fast normal (Ich bin uebrigens nicht im Bereich Webdesign taetig, mein "Tagesjob" ist Manager im Finanzbereich eines Multinationals). Meine Schwester arbeitet von Ausnahmen abgesehen ihre vertraglich abgemachten Stunden. Gehaltsvergleich haben wir nie gemacht, aber es wuerde mich nicht wundern wenn ich (zumindest Brutto) doppelt so viel verdiene wie sie. Nur zum ausgeben komme ich selten bis nie (da mir Statussymbole wenig ausmachen und ich weder Auto, Haus noch Segelyacht besitze).

    Aber wer ist zufriedener? Kann man das messen? Waeren wir zufrieden wenn wir unsere Rollen und Lebenswege getauscht haetten? Ich glaube nicht. Da kommt es auf das jeweilige Individuum an.

    Wenn Du den ueblichen Ratgeberblurb hoeren willst: Beides. Studier und sieh zu dass Du nebenbei Praxiserfahrung sammelst. Du lernst ueber groessere Zusammenhaenge nachzudenken (sofern Du das Studium vernuenftig angehst) und siehst dass die Praxis anders aussieht als die Theorie (wenn Du das was Du in einem Ferienjob/Nebenjob/Praktikum siehst auf das was Du im Studium lernst anwendest).
    Wenn ich als Manager jemanden fuer mein Team suchen wuerde, waere so jemand eine(r) den ich einstellen wuerde. Ein Theoretiker der nicht in der Lage ist ein praktisches Problem zu loesen hilft mir nichts (auch wenn er mit Praedikatsexamen von Harvard kommt), ein Praktiker der nicht in der Lage ist sich mit weiterreichenden Folgen seiner Aktivitaeten auseinanderzusetzen hilft mir auch nichts (auch nicht in einer rein prozessorientierten Umgebung, weil auch diese Auswirkungen haben und Veraenderungen unterliegen).

    Hoffe ich habe Dir hier ein paar Gedankenanstoesse gegeben zu haben die Dir bei Deiner Entscheidung helfen...

    Gruss,
    Armin

  5. Hallo alle!

    Ich möchte allen, die mir auf meine Frage geantwortet haben, für Ihre Mühe danken.
    Es war hilfreich ein paar Meinungen zu hören.

    Andi

  6. Hi Andi,

    Ich arbeite zur Zeit bei einer  großen Firma im süddeutschen Raum als Web-Designer. Dieser Job macht mir Spaß und die Kohle stimmt eigentlich auch.‚

    kann ich deinen job haben, wenn du gehst? *GGG*

    Das Problem ist, daß ich ein absoluter Querseinsteiger bin, und absolut keinen Abschluss für meinen Beruf habe. Nun habe ich die

    willkommen im club ;)

    Nun meine Frage an die Leute die damit Erfahrungen gemacht haben: Was wird in der Zukunft mehr Wert sein, ein akademischer Grad oder Berufs-und Projekterfahrung?

    imho letzteres, auch wenn ich persönlich im moment unter dem phänomen leide, keinen gerecht bezahlten job zu finden, eben weil i.a.r. leute besser bezahlt werden, die ein studium vorweisen können.
    Doch ich glaube, wenn man erst einmal ein paar jahre durststrecke hinter sich gebracht hat, wird die erfahrung die man dabei gesammelt hat, wesentlich höher bewertet, als ein "weltfremder" akadem. grad.

    bis denn...
    /*,*/
    Wowbagger