Hi Andi,
Ich möchte dieses Forum mit meinem Posting ein bisschen zweckentfremden...ich hoffe es wird mir verziehen und mir trotzdem geholfen.
Als ich mit meiner Antwort anfing waren schon zwei Antworten da (relativ unterschiedlich), aber ob Dir am Ende geholfen wird ist eine andere Frage. Du wirst wahrscheinlich sehr verschiedene Meinungen zu hoeren bekommen. Daraus musst Du dann Deine eigene Meinung bilden und die fuer Dich persoenlich richtige Entscheidung treffen.
Ich arbeite zur Zeit bei einer großen Firma im süddeutschen Raum als Web-Designer. Dieser Job macht mir Spaß und die Kohle stimmt eigentlich auch.
Hier wuerde ich das ganze anders angehen: Was willst Du? Einen Job oder eine Karriere? Mehr oder weniger das gleiche Dein Berufsleben lang oder staendigen Wechsel? Darauf aufbauend kannst Du entscheiden wie es weitergehen soll in Deinem Leben.
Das Problem ist, daß ich ein absoluter Querseinsteiger bin, und absolut keinen Abschluss für meinen Beruf habe. Nun habe ich die Möglichkeit in Stuttgart an einer FH Informationswirtschaft zu studieren.
Nun meine Frage an die Leute die damit Erfahrungen gemacht haben: Was wird in der Zukunft mehr Wert sein, ein akademischer Grad oder Berufs-und Projekterfahrung?
Mehr Wert wofuer? Karrierechancen? Gehaltsniveau? Berufszufriedenheit? Lebenszufriedenheit? Mein Rat: Mach Dir Gedanken was Du willst und ob Du damit gluecklich wirst.
Ich habe studiert, es genossen, viel dabei gelernt und moechte es nicht missen. Meine Schwester hat nicht studiert (Sie hat mal dran geschnuppert und sich absolut nicht wohlgefuehlt, also hat Sie's gelassen). Sie bildet sich anderweitig fort und ist gluecklich damit.
50-60-70 Stunden Wochen, Geschaeftsreisen am Wochenende, Notebook mit nach Hause nehmen und um 11 Uhr abends emails beantworten ist bei mir fast normal (Ich bin uebrigens nicht im Bereich Webdesign taetig, mein "Tagesjob" ist Manager im Finanzbereich eines Multinationals). Meine Schwester arbeitet von Ausnahmen abgesehen ihre vertraglich abgemachten Stunden. Gehaltsvergleich haben wir nie gemacht, aber es wuerde mich nicht wundern wenn ich (zumindest Brutto) doppelt so viel verdiene wie sie. Nur zum ausgeben komme ich selten bis nie (da mir Statussymbole wenig ausmachen und ich weder Auto, Haus noch Segelyacht besitze).
Aber wer ist zufriedener? Kann man das messen? Waeren wir zufrieden wenn wir unsere Rollen und Lebenswege getauscht haetten? Ich glaube nicht. Da kommt es auf das jeweilige Individuum an.
Wenn Du den ueblichen Ratgeberblurb hoeren willst: Beides. Studier und sieh zu dass Du nebenbei Praxiserfahrung sammelst. Du lernst ueber groessere Zusammenhaenge nachzudenken (sofern Du das Studium vernuenftig angehst) und siehst dass die Praxis anders aussieht als die Theorie (wenn Du das was Du in einem Ferienjob/Nebenjob/Praktikum siehst auf das was Du im Studium lernst anwendest).
Wenn ich als Manager jemanden fuer mein Team suchen wuerde, waere so jemand eine(r) den ich einstellen wuerde. Ein Theoretiker der nicht in der Lage ist ein praktisches Problem zu loesen hilft mir nichts (auch wenn er mit Praedikatsexamen von Harvard kommt), ein Praktiker der nicht in der Lage ist sich mit weiterreichenden Folgen seiner Aktivitaeten auseinanderzusetzen hilft mir auch nichts (auch nicht in einer rein prozessorientierten Umgebung, weil auch diese Auswirkungen haben und Veraenderungen unterliegen).
Hoffe ich habe Dir hier ein paar Gedankenanstoesse gegeben zu haben die Dir bei Deiner Entscheidung helfen...
Gruss,
Armin