Hallo,
oh Schreck, da war mein Ausgangsposting wohl doch zu knackig formuliert. Denn da herscht ein großes Mißverständnis, daß Leute, die mich kennen, bekommen bestimmt ein Grinsen aufs Gesicht ,-)
Ich suche jetzt mal nicht innerhalb meines obigen Beitrages nach den Aussageschwächen, sondern nehme mal einfach folgende landläufige Meinungen (die nicht Deine und eben auch nicht meine sind ;-))...
- Form und Inhalt sind klar zu trennen.
Nein. Ich möchte fast sagen "natürlich nicht", dieser Satz alleine ist schon Quatsch. Wie soll das gehen? Höchstens in meinem "Rückenmarkempfinden" kann ein inhalt vielleicht etwas formlos sein, aber jeder Inhalt braucht eine form zum transport. Ein einfacher per html strukturierter Text hat eine Form. Alleine ein Wort braucht eine gewisse Form von gefärbtem Pixeln, um erkennbar zu werden. Auf das wir den Inhalt erkennen können. Jede Überschrift ist eine visualisierungshilfe für den Inhalt. Man kann manche Inhalte so aufbereiten, daß die Form auch bei flexibler Handhabung dem Transport des Inhaltes nicht hinderlich ist. Aber trennbar ist das niemals. Absoluter Unfug mancher Menschen, die scheinbar vor lauter verdenglischer Phrasen ("der content muß funktionieren" oder ähnliches) nicht mehr wirklich selber nachdenken oder ihre Überlegungen an den befürfnissen eines Computers hängen.
- Der Inhalt als "Wesen" geht dem Design als "Erscheinung" voraus.
auch absoluter Quatsch, Denn was ist Design? Auch eine per html strukturierte Seite ist "designt". Gutes Design zeichnet sich dadurch aus, das die zur Verfügung stehenden technischen Mittel zweckmässig zur Erfüllung der gestellten Aufgabe eingesetzt werden. "Schönheit" ist natürlich kein Hindernis, aber sollte die Funktion nicht behindern. Innerhalb des Internetes, in dem einige meinen die Definitionsgewalt der Funktion des Netzes an sich zu haben, ist das natürlich eine trefflich diskutierbare Sache, und auch zu Recht. Welche technischen Mittel stehen wirklich zur Verfügung, welche "Schönheit"-Elemente fördern, welche stören die Funktion, welche funktion wir überhaubt wirklich benötigt um das Wesen und den Gehalt einer Seite zu transportieren.... Aber Design gehört IMMER dazu und ist nicht vom "textlichen-Sachinhalt" zu trennen. Wie soll das auch gehen?
- Die Technik ist "Ausdruck", "Medium" unserer Aussageabsicht,
oder sollte es zumindest sein.
hab ich jetzt (als Satz) nicht ganz verstanden ;-)))
Es gibt einmal die Technik des Computers, dessen wir uns im netz ja bedienen, die sollte nur Werkzeug sein. Am besten ist es, wenn man gar nicht weiß, "wie was gemacht wurde" oder noch besser: wenn es wurscht ist, wenn man genau auf diese Frage nicht kommt. (Von wenigen Ausnahmen abgesehen....) Dann gibts die Technik der Farben, der Gliederung etc. Die müssen "außen" auf die Seite drauf. Eine Strukturierung soll uns direkt übers Auge signalisieren, wo wir wie und wann am besten uns weiter durch den Inhalt kämpfen können. Sie soll uns leiten und helfen. Farben, Bewegung, Töne, egal was. Haubtsache, es ist eben "dienlich" und nicht "hinderlich". Im internet haben wir natürlich das Problem, daß wir bei einer "förderlichen Animation" unter umständen durch mangelnde Computertechnik beim Empfänger wieder ausgebremst werden. Das ist ein Spagat und wird uns noch genug beschäftigen....
Ich glaube, daß wir bis hier gar nicht so weit auseinandergehen, ;-)
Nun Deine Thesen:
- Die technischen Möglichkeiten des Internets verändern unser
Denken.
Das glaube ich nicht. Wir sollten uns vor einem Projekt, bei dem es jetzt nicht um den Computer selber geht, darauf konzentrieren, was wir als Menschen wollen. Dazu macht man die Kiste am besten aus. Was wollen wir zu wehm transportieren? (dazu zählt auch "Spaß" oder "unterhaltung"....) Das sollte doch möglichst ohne technische Beeinflussung gehen, ich will doch in meinem kurzen Leben nicht meinen Mitteilungswillen auf die Fähigkeit einer Plastikkiste reduzieren. Erst bei der Umsetzung auf ein Medium, hier das Internet, muß ich dann zurechtschnitzen und Kompromisse machen. Aber das ist immer eine Reduzierung. Ich hoffe, daß neue technische Möglichkeiten mich nie auf neue Ideen bringen, sondern ich immer mit meinen Ideen der Technik einen Schritt mindestens voraus bin....
- Besonders in den letzten Jahren gehen die technischen
Möglichkeiten den Zielvorstellungen und Inhalten voraus.
um Gottes willen...Ehrlich? bei Dir? Mehr ist nicht drin in unserer Gesellschaft? Computertechnik als neue Leitkultur? Oh, bitte nicht wirklich ;-)
- In vielen Bereichen ist die Form der Inhalt.
Nein. Auch umgekehrt wirds nicht. Ein Inhalt braucht immer eine Form, um transportabel zu sein. Inhalt ist ja nicht nur text. Wie Du unten ja schon in Deinem mir gefallenen Artikel schriebst: Picasso hatte ja sehr wohl Inhalt zu vermitteln. Ging ganz gut ohne Text. Inhalt und Form gehören zum transportieren immer zusammen.
Liebe Grüße zurück,
Chräcker