Mathias Bigge: Wünsche für MSIE7

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Hallo Sven,

die Frage ist tasächlich, wie man Bilder einsetzt, und aus welcher Motivation man alt oder title tags hinzusetzt.

Ich frage dich einfach mal, was du so in deine alt- und title-Attribute reinschreibst, wenn du deren Inhalt einfach nur kopierst.
Denn ich finde, es gibt eigentlich nur drei Szenarien der Bildanwendung:

<OT>Ganz ohne Ironie: Deine Argumentation erinnert mich stark an die klassische Philosophie, vor allem an den guten alten Kant und dessen Strategie, jeden Inhaltsbereich in Kategorien zu erfassen, von denen er behauptet, dieser sei damit vollständig erfasst. Oder auch an den guten alten Cäsar: "Gallia est omnes divisa in partes tres." Solche Kategoriensysteme haben mich immer schon interessiert, vor allem, wenn sie duale oder ternäre Strategien verfolgen, so wie Du in Deinem Beispiel. Es ist eine Form analytischen Denkens, die häufig erfolgreich Dinge erfasst und handlebar macht, etwa beim Programmieren, manchmal aber auch an Überzeugungskraft verliert,wenn man sie mit der Wirklichkeit konfrontiert, d.h. auf reale Beispiele anzuwenden versucht. Ich nehme einmal bewusst ein Beispiel aus der Programmmierung: Wenn Du Kategoriensysteme für Datenbanksysteme entwickelst, und nach heißem Bemühen glaubst, die Realität jetzt erfasst zu haben, beginnt der Denkprozess oft noch einmal neu, wenn man die ersten Datensätze von einem Mitarbeiter erfassen lässt und zusieht, wie dieser das Kategoriensystem einsetzt.</OT>

Ich habe begonnen, Informationen in den alt-tag zu schreiben, weil Du und andere mich darauf aufmerksam gemacht haben, welche Bedeutung das für Sehbehinderte hat. <schäm>Ich weiß immer noch nicht genau, wie die entsprechenden Medien funktionieren</schäm>, und nutze die Alt-Tags oft in diesem Sinne, nicht als Zusatzinformation für Nutzer. Wenn man Deinem Kategoriensystem folgt, ist Deine Argumentation sehr stringent, aber ich habe das Gefühl, dass meine Verwendung von Bildern nicht so ganz in Dein Schema passt.

  1. Die Textgrafik.
    Da ist es eigentlich logisch, wenn man den in der Grafik enthaltenen Text als alt="Enthaltener Text" einbaut. Und es wäre total unlogisch, wenn man ihn in title="Enthaltener Text" einbaut - denn wer Grafiken sehen kann, braucht nicht noch einen Tooltipp mit der identischen Information - Redundanz läßt grüßen.

Verwende ich praktisch nicht, außer vielleicht selten bei Buttons, wenn dies ausdrücklich und eindringlich gewünscht wird und füge dann
die Beschriftung in das Alt-Tag ein und lasse Title weg. Hier sind wir also einer Meinung.

  1. Die Schmuckgrafik.
    Diese Grafik trägt inhaltlich nichts bei, im Textbrowser muß sie deshalb garnicht erst angezeigt werden - klarer Fall: alt="". Da Schmuckgrafiken in der Regel dann auch keine Tooltipps brauchen (ansonsten sind sie keine Schmuckgrafiken im Sinne dieses Punktes), entfällt title.

richtig

  1. Inhaltsgrafiken.
    Eine Inhaltsgrafik ist beispielsweise ein Foto. Und es ist hierbei durchaus sinnvoll, alt und title unterschiedlich zu gestalten. Denn alt richtet sich an das Publikum, welches die Grafik nicht sehen kann, während title als Ergänzungsinformation zusätzlich zur Grafik zu verstehen ist. Unterschiedliches Publikum in unterschiedlichem Kontext bedingt unterschiedliche Informationen. Beispielsweise wäre in einem Reisebericht ein Foto mit folgendem title-Attribut für die Grafik-sehenden Besucher interessant: "Blende 2,5, 1/100 sec, 16 mm". Der Text-only-Besucher wird diesen Text aber nicht unbedingt verstehen, bzw. man könnte zur Überzeugung gelangen, daß folgender Alternativ-Text besser geeignet ist, um den Menschen davon zu überzeugen, daß er was verpaßt: "Foto: Wunderschönes Panorama über die Deutschen Alpen von der Zugspitze". Je nach Seitengestaltung ist diese Info vielleicht auch als Fußzeile unter dem Foto zu finden und wäre dann redundant -> alt-Attribut bleibt leer oder enthält als Platzhaltertext einfach nur "(Foto)", weil es _inhaltlich_ relevant ist, daß der Bericht auch Fotos hat.

Ok, hier sind wir am entscheidenden Punkt, denn fast alle Bilder, die ich veröffentliche, entstammen dieser Kategorie:

1. Bilder von Personen
Name im Alt und Title Tag (!)

2. Grafiken
meist didaktische Schemata, um einen Vorgang, eine Strategie oder eine Entscheidungsstruktur abzubilden; die entscheidenden Informationen sind meist auch im Text enthalten und werden hier sozusagen nur in einem anderen Medium dargestellt
Alttag für Sehbehinderte, kein Tooltip

3. Bilder aus Filmen
Häufig begleite ich Videoprojekte für den Kunden im Internet, und zwar in verschiedener Absicht:
a) zusätzliche Promotion
b) Arbeitsdokumentation
c) als Projektdokumentation; wird häufig später als CD oder DVD ausgeliefert, ergänzt um Filmausschnitte, die ich meist nicht ins Internet stelle
Die Bilder sind hier textlich sehr schwer zu erfassen, auch wenn es oft kurze Texte auf der Site gibt, die die Vorgänge inhaltlich auf den Punkt bringen. Hier bringe ich seit einigen Hinweisen stets alt-Texte für Sehbehinderte an, obwohl ich befürchte, dass diese Seite nur in wenigen Fällen überhaupt interessant sind.
Aber auch bei anderen Bildern, etwa von Veranstaltungen scheint mir Dein Schema (alt: inhaltliche Beschreibung; tooltip: technische Daten) künstlich zu sein scheint. Beispiel: Bilder von der Preisverleihung am Ende eines Theaterfestivals, hatte ich neulich. Ich würde hier im im Alttag und im Tooltip schreiben: Minister XY überreicht 1. Preis an Ensemble XY. Die technischen Informationen interessieren in diesem Kontext niemanden, außer vielleicht unsere Konkurrenz  und die soll lieber weiter darben *g*

In jedem der drei Fälle ist es absolut nervig, wenn ein Browser die alt-Texte als Tooltipp anzeigt, weil alt dafür nicht gedacht ist und bei den meisten Browsern auch nicht mehr so verwendet wird. Das ist es nur zu verständlich, wenn man dem Spielchen endlich ein Ende bereitet.

Um meine Meinung auf den Punkt zu bringen: Eigentlich brauche ich in der Praxis selten zwei verschiedene Hinweise.

Und da ich gerne mal in Opera nur geladene Grafiken anzeigen lasse (es surft sich einfach schneller, wenn nur neue _Seiten_ angefordert werden, nicht auch immer dieselben Grafiken), ist es auch für mich unerläßlich, daß alt-Texte definiert sind, damit ich sehe, daß ich eine Grafik verpasse. Wird das alt-Attribut nämlich einfach weggelassen, gibt Opera keinen Hinweis mehr auf die nicht angezeigte Grafik. Da ist es besser, die wichtigen Grafiken mit Text und die unwichtigen mit alt="" zu versehen.

Also wenn's nicht extrem bildlastige Seiten mit schlecht komprimierten Bildern sind, überzeugt mich auch dieses Argument nicht ganz. Selbst mein altes Möhrchen zu Hause stellt einmal geladene Seiten in Sekundenbruchteilen dar, ob mit Bildern oder ohne. Auf einem Videorechner in der Firma ist der Unterschied kaum merkbar, wenn die Bilder von der Platte kommen, und dass tun sie meist, denn eigentlich ist das Surfen mit den Videorechnern in unserem Laden nur in Notfällen erlaubt.....

Viele Grüße und Bitte um Korrektur oder weitere Hinweise
Mathias Bigge