Hi Christian,
Die werden sicher auch nicht glücklicher, wenn sie gar nicht arbeiten,
Da wäre ich nicht so sicher. Ich habe letztens eine Reportage gesehen, in der eine Frau
vorgestellt wurde, die bereits in der dritten Generation arbeitslos ist, also noch nie eine
(ernstzunehmende) Arbeit angenommen hat. Sie erzählte, dass sie gerade schwanger geworden wäre,
weil sie dann nicht zu arbeiten bräuchte.
Endlich arbeitslos - sowas gibt's, aber mit der Einsicht solltest Du Dich nicht zufrieden geben. Wie kommt es, dass es inzwischen über Generationen Familien gibt, die nicht richtig zur Gesellschaft dazu gehören? Wieso gibt es Leute, die überhaupt nicht wissen, dass es Spaß machen kann, etwas Neues zu lernen, etwas Spannendes auf die beine zu stellen?
Mir fallen in dieser Gesellschaft inzwischen einfach zu viele Menschen durch das Raster der Verwertbarkeit. Um es mal konkret zu machen: Als ich vor 15 Jahren in der Bergbauschule gearbeitet habe, saß da in jeder Außenstelle, ein Behinderter oder durch den Beruf Schwerbeschädigter und versah Hausmeister- und Pförtnerdienste. Das brachte was gegen den Vandalismus an der Schule, sparte Geld bei kleinen Reparaturen an den Schulen und und diesen Menschen ein Einkommen und das Gefühl, noch dazuzugehörem. Wo sitzen solche Menschen heute? Sicher zu 90% beim SOzialamt, was insgesamt wahrscheinlich das Gleiche kostet und sie oft völlig aus der Gesellschaft ausschließt.
Vielleicht sollte man eine Gesellschaft daran messen, was sie mit den Schwachen macht, die Starken kommen schon zurecht.
Und noch etwas: Mal so ein Jahr aus allem aussteigen, finde ich auch OK, es gibt auch andere Möglichkeiten, sein Leben sinnvoll zu gestalten als als Termite, auch wenn uns beiden Aktivisten diese Vorstellung heute schwer fallen dürfte. Aber der prinzipielle Ausschluss über Generationen, das empfinde ich als Alarmsignal.
Viele Grüße
Mathias Bigge