molily: "Webkrauts für Webstandards"

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Hallo Schuer,

Ich bin eher skeptisch, weil die Ankündigungen für meinen Geschmack noch nicht hergeben, worum es letztlich gehen soll. Weder Weg noch Ziel stehen fest. Sicherlich, das ist soweit noch keine Kritik, denn offenbar versteht jeder, dass die inhaltliche Unterfütterung erst noch gemeinsam erarbeitet werden muss und es vor allem darum geht, einen Mangel und eine Notwendigkeit festzustellen.

Aber prinzipiell: Bekannte Szenegrößen vernetzen sich und bilden elitäre Gruppen, das gibt es wie gesagt schon. Was ist davon zu halten und inwiefern kann es das Thema raus aus den Weblogs »auf die Straße« bringen? Bisher sehe ich nur eine Zentralisierung, ein kleiner Haufen von Leuten, darunter Weblogger, Designer und Programmierer, spielen überall mit und geben den Ton an. In solchen »kleinen, feinen Grüppchen« wird die Zukunft des WWW ausbaldowert (z. B. - wenn auch vom Anspruch nicht direkt vergleichbar, weil sie keine Evangelisten sein wollen).

Das Neue von Webkrauts scheint mir erst einmal (nur) das an sich tendenziell bedeutungsleere Label »deutsch« zu sein - es ist wohl noch nicht geklärt, wo »bei uns« liegt und ob »deutsch« deutschsprachig bedeutet oder Deutschland-bezogen oder eine regionale Gruppe einer internationalen Bewegung.

Wir Deutschen sollten da nicht abseits stehen,

D’Oh, Standort Deutschland ist anderen Nationen unterlegen, Innovation passiert woanders. Diese (Verzeihung - typisch deutsche) Feststellung und das Übernehmen einer Idee alleine ist leider noch nichts, aus dem sich etwas eigenständiges, lebendiges entwickelt.

auch bei uns ist noch viel Werbung für ein modernes, an Webstandards orientiertes Webdesign notwendig.

Werbung klingt gut, fragt sich nur, wie diese konkret aussieht.

Alle Webentwickler, Webdesigner, Programmierer, Berater, Firmeninhaber,
  (…) die gerne und leidenschaftlich für die Nutzung von Webstandards bei
  der Erstellung von Webseiten streiten, sollen bei den "Webkrauts" eine
  neue Plattform hierfür finden.

Werbung verstehe ich als Öffentlichkeitsarbeit, als ein Erreichen und Erschließen von Webworkern, die traditionell fernab der Standard-Evangelisten- und Weblogger-Community stehen. Eine »Plattform« für die Leute bereitstellen, die sich sowieso schon in einer losen Community befinden, die schon ihre in sich geschlossenen Kommunikationskanäle hat? »Plattform« ist ein wunderbar schwammiges Wort.
Die Ergebnisse der bisherigen losen Expertengruppen sind zwar beeindruckend, beschränken sich meiner Wahrnehmung aber darauf, die technische Konzeption und Lösung zu untersuchen. Den allgemeinen WaSP-Evangelismus »einzudeutschen« und weniger konkret Technik zu diskutieren, ist ebensowenig ein einfaches Unterfangen.
Was heißt Plattform? Ein weiteres Weblog? Eine Mailingliste? Ein Forum? Ein Haufen »A Proud Member«-Buttons? Eine technische Informationsseite? Die Web Clogs zumindest planen neben der Fortführung der internen Kommunikation eine Konferenz, die kein Weblogger-Communitytreffen sein soll (als Außenstehender schien mir die @media 2005 unter dem Strich als ein solches), sondern sich ausdrücklich an diejenigen interessierten Webentwickler und Entscheider in der Wirtschaft wendet, die von Webstandards und Szene-Interna weitesgehend unbeleckt sind. Die Web Clogs haben ein relativ ausgetüfteltes Programm - was ist konkret das Programm der Webkrauts außer »wir springen auf den Zug auf«? Natürlich legt Jens auf »Außenwirkung« Wert und spricht von einer Konferenz, aber was inhaltlich dahinter steckt (warum und für wen?), muss sich zeigen.

Mathias