Mathias Bigge: Hamburger Appell führender Wirtschaftswissenschaftler

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Hi Andreas,

Ich kann Dich gut verstehen. Ich habe aber keine Zeit, Dir nun ein mehrjähriges Studium der VWL in einem Forum vorzubeten.

Du hast das Wissen und damit auch die richtige Meinung...

Der Glaube, die richtige politische Richtung sei wissenschaftlich bestimmbar, zeichnet normalerweise Diktaturen aus: Demokratie erübrigt sich, da die führenden Wissenschaftler objektiv festgestellt haben ....

Eine der Erscheinungsformen war der wissenschaftliche Sozialismus.

Wenn Wirtschaftswissenschaftler ihr universitäres Renommee dazu gebrauchen, für eine bestimmte politische Meinung einzutreten, beeindrucken sie sicherlich den einen oder anderen, verraten aber zugleich auch Grundprinzipien wie Objektivität und kritische Distanz, die Voraussetzung jeder Wissenschaft überhaupt.

Es ist im Grunde ganz einfach: Solche Stellungnahmen "führender Wissenschaftler" sind genauso viel wert, wie die Meinungen jedes anderen Bürgers dieses Landes. Natürlich ist es üblich, sich in Diskussionen durch Berufung auf besonderes Wissen unangreifbar zu machen: "Du Schatz, in dieser Beziehung entscheide ich, schließlich bin ich Psychologin und Du als Informatiker verstehst einfach nichts von menschlichen Beziehungen."

Beides super Bücher für alle, die den Einstieg in die Wirtschaftstheorie suchen. Da muss ich hier nicht groß ausholen und hinterher bin ich das Schaf und nicht der Wolf! :-)

Herrlicher Metaphernsalat. Würde diese Lektüre wirklich ausreichen, damit Du uns als Diskussionspartner akzeptierst? Warum haben eigentlich Professorenstimmen bei der Bundestagswahl nicht mehr Gewicht als die einfacher Heinis wie Du und ich?

Das sind genau die Bücher, die eigentlich alle in der Schule mal durchnehmen müssten, damit sie ökonomische Debatten verstehen.

Die Rede von den "Hausaufgaben", die von den anderen zu erledigen seien, bevor sie satisfaktionsfgähig würden, kennzeichnet meistens eine dusselige Form der Demagogie, oder?

Also, mal Ökonomie für Dussel: Angenommen, da ist jemand arbeitslos und auf Hartz IV, sollte er dann, wenn er die Argumentation der "führenden Wirtschaftswissenschaftler" zur Kenntnis genommen hat - Zeit zum Studium dieses Pamphlets hat er ja genug - nicht zumindest ein Drittel seiner Stütze an VW oder die Deutsche Bank überweisen, um die Wirtschaft anzukurbeln und so auf lange Sicht doch wieder einen Job zu erlangen?

Wäre es überdies nicht vernünftig, alle Gesetze zumindest so zugestalten, dass sie den Leistungen besser gerecht werden, die jeder einzelne für die Gesellschaft erbringt, etwa durch Einschränkung der Gültigkeit von Geschwindigkeitsbeschränkungen auf Niedrigverdiener?

Ach ja, auch für Dich eine Lektüreempfehlung: "Meine Sonntage mit Sabine Christiansen", mal was aus der Gegenposition....

Viele Grüße
Mathias Bigge