molily: XHTML 2 ist jetzt auch offiziell klinisch tot.

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Hallo,

ich habe ich schlimme Vermutung, dass wir das, was gegenwärtig »mit uns passiert« in puncto HTML (5), erst in einigen Jahren verstehen und Ross und Reiter erkennen werden. Dann ist es natürlich zu spät und wir werden uns zumindest teilweise über einiges schwarz ärgern. Der gegenwärtige Hype um HTML 5 scheint ähnlich beknackt abzulaufen wie einst der um XHTML. Aus Markup-Sicht ist HTML 5 derzeit Tag Soup, ein alter Hut, mit ein paar neuen Elementen, denn eine echte HTML-5-konforme Verarbeitung gibt es noch nicht.

»HTML 5« als derzeit gebrauchtes Schlagwort, vor allem wie es gegen XHTML 2 in Anschlag gebracht wird (»Hurra, XHTML 2 ist tot, es lebe HTML 5«), wird daher eher als Konglomerat aus JavaScript- und CSS-Techniken wahrgenommen. Die Hälfte der Webentwickler muss ja denken, HTML 5 sei das, was Google als HTML 5 verkauft (Google Wave und Co.), und dass runde Ecken, Box- und Textschatten, Halbtransparenz und Farbverläufe auch dazu gehören. Gut, HTML 5 besteht tatsächlich aus dutzenden Scripting-APIs. Gerade deshalb scheint mir der öffentliche Fokus gänzlich vom Markup entfernt zu haben. XHTML 2 sollte eben mehr sein als ein paar neue Elemente. Und die DOM-Arbeitsgruppe wollte etwas anderes tun als proprietäre Erfindungen spezifizieren.

Im Nachhinein halte ich viele Argumente gegen XHTML 2 für vorgeschoben - vielleicht abgesehen von der Kompatibilitätsfrage. Dass es eine unmögliche Mammutaufgabe sei, dass Browser und Authoring-Tools eine komplett neue Sprache wie XHTML 2 implementieren, wurde dadurch widerlegt, dass unzählige neue API für HTML 5 in kürzester Zeit implementiert wurden. Die Browserhersteller hatten einfach entsprechende Interessen.

Mathias