Moin Moin!
Viele träumen ja davon Selbständig zu sein.
Ja. Und der Traum hört auf, sobald man davon leben muß und der Staat den größten Teil des Einkommens mal eben absammelt. 80-Stunden-Woche macht auch nicht unbedingt Spaß.
Sind wir ehrlich, nur die besten Programmierer schaffen es, oder die besten Administratoren.
Nein, definitiv nicht. Bei den Selbständigen habe ich jede Menge Pfeifen gesehen. Die entscheidende Qualifikation ist nicht, fachlich gut zu sein, sondern vor allem, sich gut verkaufen zu können.
Von einer Website zu leben ist eher im Bereich des Unmöglichen.
Eher unwahrscheinlich, ja. Als Admin oder Code-Sklave sowieso. Als Kreativer kann das funktionieren.
Auf der anderen Seite träumen darf man ja. Und unter Umständen kann man ja auch "nebenher" selbständig sein,
Korrekt.
sofern des der Chef erlaubt.
Kleiner Irrtum: So lange Deine Selbständigkeit nicht Deine Arbeit als Angestellter beeinträchtigt, MUSS der Chef sie erlauben. Wenn Du mit Deiner Selbständigkeit Deinem Chef direkt Konkurrenz machen würdest, muß er sie meines Wissens nicht erlauben.
Wenn Du also z.B. in einer Webseiten-Bastelstube arbeitest und beschließt, Dich als Webseiten-Bastler selbständig zu machen, kann Dein Chef das verbieten. Warum soll er auch erlauben, dass Du Wissen und Kunden abgreifst? Wenn Du aber stattdessen z.B. selbständig Blumenkränze binden willst, kann sich Dein Chef auf den Kopf stellen, das MUSS er erlauben, so lange das nicht mit Deinem regulären Job kollidiert.
Nehmen wir an der Chef ist begeistert und sagt "Mensch Junge, toll mach dich ruhig nebenher Selbständig gar kein Problem"...Ok dann macht man sich selbständig.
Das ist völlig egal. So lange Du Deinen Arbeitsvertrag erfüllst, sprich: ca. 40 Stunden pro Woche die geforderte Leistung bringst, kann Dein Chef nichts dagegen tun. Wenn Du aber 20 Stunden pro Woche in den Seilen hängst, nur noch Müll baust und Kunden verschreckst, weil Du Dir für Deine Selbständigkeit die Nächte um die Ohren haust, kann Dein Chef verlangen, dass Du mit der Selbständigkeit aufhörst.
Jetzt ist ja der Punkt, man will ja irgendwie ein paar Euro damit verdienen. Gehen wir mal Realistisch davon aus, das sich die Person A selbständig macht (nebenher), sagen wir der Zeitaufwand liegt bei 10 Stunden pro Monat.
Das ist lächerlich wenig. Wenn ich mich nicht irre, darfst Du bei einer 40h-Stelle noch 10h auf eigene Rechnung nebenbei arbeiten.
Sagen wir da wird ein tolles Spiel programmiert. Sagen wir das die Einnahmen dann bei 50 Euro pro Monat liegen.
Das würde ich eher Ladenhüter nennen.
In Zahlen: Du arbeitest 10 h / Monat, bekommst dafür 50 € / Monat, macht 5 € / h. Abzüglich Steuern etc. bist Du damit weit unter allem, was als Mindestlohn diskutiert wird.
Abgesehen davon: Wie viel Zeit brauchst Du, um ein Spiel zu entwickeln? In 10 h wirst Du kaum über Hello World hinauskommen.
Jetzt kommt Freund B und sagt Mensch ich will mit machen.
Bei Deinem Zahlenmaterial würde ich dem Menschen davon dringend abraten, und Dir auch.
Irgendwie hat das ja auch seine Vorteile, aber auch Nachteile (Gesellschaftsgründung, etc).
Die GRÜNDUNG ist kein Problem, das ist mit einem fähigen Berater schnell erledigt. Problem ist Betrieb und im Worst Case die Abwicklung der Gesellschaft.
Mir geht es ums Prinzip, ich möchte einfach ein wenig dazulernen. Selbständig zu sein bedeutet ja zusätzliche Verantwortung zu übernehmen. Ganz umsonst soll es nicht sein. Ein "Freund" der mitmacht könnte Vorteile bringen.
Unter Umständen hängt man irgendwo. Wiederum besteht natürlich die Gefahr, das man dann eher Bier trinkt, als zu programmieren.
Programmieren ist einer der letzten Schritte. Du fängst mit einem Business-Plan an, dann kommt die Entwicklung und das Design, und erst ganz am Ende die Programmierung.
(Mal so am Rande: Der Unterschied zwischen Software-Entwickler und Software-Programmierer ist in etwa der zwischen Architekt und Maurer.)
Klar das natürlich der Traum da ist, irgendwann davon zu leben. Klar auch dies ist unrealistisch bis vollkommen unmöglich.
Nein. Wenn Du intensiv arbeitest, kannst Du Deine Selbständigkeit ausbauen, wenn der Chef mitspielt, reduzierst Du die Zeit im regulären Job, und wenn der Laden gut läuft, kündigst Du.
Sobald man zu zweit was macht ist diese Möglichkeit davon zu leben ja noch weiter in die Ferne zu rücken.
Bei Deinen Vorgaben ja. Wenn man einen sauber durchgerechneten Business-Plan hat, nicht.
Denn die Frage ist natürlich auch, was passiert, wenn größere Gelder fließen.
Eigentlich nicht. Das steht im Business-Plan.
Dann muß man sich ja auch im klaren sein, was man damit macht. Z.B. ein eigener Server, Geld für einen tollen Internet Auftritt ausgeben. Ein HTML Fachbuch, was auch immer.
"Viel Geld" für "ein HTML Fachbuch"?
Ein "eigener Server" kostet als Root-Server bei meinem Lieblingshoster ab 30 € / Monat, ein kleiner Server für's Heim-Büro geht für 190 € über den Ladentisch. Shared Hosting bietet mein Lieblingshoster für 6 € / Monat an. Das ist alles lächerlich wenig Geld.
Kann es sein, dass Du ÜBERHAUPT keinen Plan hast, sondern nur eine wirre Idee?
Bevor Du Dich auf so ein Abenteuer einläßt, nimm Dir mal ein oder zwei Tage Zeit und schreib Deine Zahlen zu einem Business-Plan zusammen.
Und dann auch die spannende Frage, wie kann man heute eigentlich Software/Hardware Dienstleistung oder auch Webdesign verkaufen? Eigentlich läuft ja heute alles nur durch das Internet.
Eher über Kontakte und Qualität. Pseudo-Anonym im Internet wirst Du kaum weiterkommen. Die Idee, einfach irgendwo eine Website oder eine Anzeige hinzustellen und zu hoffen, dass die Kunden zu Dir kommen wie die Fliegen zum Häufchen, ist fernab jeder Realität. In den Zeiten meiner Selbständigkeit habe ich über meine dafür eingerichtete Website exakt EINEN Kunden gewonnen, und den auch nur, weil einer seiner Angestellten SEHR verzweifelt gesucht hat.
Beim Webseiten-Basteln konkurrierst Du mit dem pubertiernden Nachbarjungen, der einer 1990er-Website für einen Zehner und ein Stück Kuchen zusammenfrickelt, und mit Agenturen, die jeden Monat 20 neue Websites raushauen. Außerdem mit den Massenhostern, die durchaus ansehnliche Website-Baukästen haben, mit denen sich auch Oma einen tolle Website zusammenklicken kann.
Hardware zu verkaufen kannst Du Dir fast abschminken, Du brauchst ein Lager, viel Kohle, und hast am Ende eine lächerliche Gewinnspanne, wenn Der Hersteller Dir nicht sogar gelegentlich mal vorgibt, die Ware unter Einkaufspreis zu verkaufen. Für Fremd-Software sehe ich das ähnlich.
Eigene Software ist eine Frage der Marktlücke. Mit Spielen brauchst Du einen echten Glücksgriff, der einschlägt wie eine Bombe. Ansonsten baust Du nur nach, was schon 100x erfunden wurde.
Software für Nischen kann eine Goldmine sein. Wenn ich sehe, was mein Arbeitgeber an Lizenzgebühren und Wartungskosten für Software ausgibt, die man besser gleich wegschmeißen würde, wird mir regelmäßig schlecht. Das Problem ist, dass diese Software für vielleicht 10 bis 100 Kunden geschrieben wurde, teilweise noch weniger. Von Leuten, die davon keinen Plan haben. ABER: Es gibt schlicht nichts anderes, was man benutzen könnte. Und eine Eigenentwicklung, egal wie viel besser die wäre, würde Monate bis Jahre dauern und mindestens so viel kosten wie die Gebühren für den vorhandenen Sondermüll, der sofort verfügbar ist.
Nehmen wir an man programmiert ein Spiel. Was, wenn es ganz toll ist, aber in der Suchmaschine erst auf Platz 40 erscheint? Dann war eigentlich alle Mühe umsonst.
Der Rang wird automatisch besser, wenn das Spiel reichlich gespielt wird. Bei Nischensoftware ist der Rang egal. Manches, was wir einsetzen, wirst Du in keiner Suchmaschine unter den ersten 1000 Treffern finden. Gelegentlich habe ich auch schon "nichts gefunden" als Ergebnis bekommen.
Nicht hier, aber in anderen Foren hat man das Gefühl mit Bannerwerbung auf Websiten lässt sich riesen Geld verdienen. Und mit eingeblendeter Werbung in Software. Vermutlich ist das nicht der Fall.
Mach Dich schlau. Rate nicht. Ich denke, dass Bannerwerbung eher Besucher vertreibt als Kohle bringt. Soweit ich weiß, bringen Werbebanner bestenfalls Kleckerbeträge, mit denen man auf Dauer nicht einmal Shared Hosting finanzieren kann.
Reduzieren wir nun einfach meine Frage: Würdet Ihr eher sagen zu zweit was aufziehen, oder alleine. Der Zeitaufwand von 10 Stunden pro Monat halte ich für realistisch, mehr Zeit hat man wohl auf Dauer nicht.
Eher 10 h / Woche. Jeden Tag 2 Stunden.
Man ist mal im Urlaub,
Falsch. In der Anfangsphase der Selbständigkeit kannst Du das Wort Urlaub mal ganz entspannt aus Deinem Wortschatz streichen.
muß mal Überstunden machen,
Warum?
Für Überstunden kenne ich drei Gründe:
1. Panne oder Katastrophe im Betrieb
2. Fehlplanung im Betrieb
3. Geldmangel
Grund 1 akzeptiere ich, allerdings nicht regelmäßig.
Grund 2 akzeptiere ich nicht.
Grund 3 ist verständlich, widerspricht aber Deiner Idee, Dich selbständig zu machen. Grund 3 sollte unabhängig davon auch ein Grund sein, mal über einen anderen Job nachzudenken oder wenigstens mal über eine Gehaltserhöhung zu verhandeln.
hat keine Zeit, etc.
Wenn Du neben Job und Familie keine Zeit hast, kannst Du nicht selbständig arbeiten. Wenigstens am Anfang hast Du folgende Prioritäten:
1. Job
2. Selbständigkeit
3. Familie
4. Hobbies
Wenn Dir das nicht paßt, solltest Du Dir die Selbständigkeit nochmal gründlich überlegen.
Leute, die sagen, sie sitzen nach Ihrer Arbeit noch 8 Stunden konzentriert am PC kann ich nicht für voll nehmen.
Korrekt.
Ein paar Euro sollen damit verdient sein. Eher Programmierung als Website. Oder eine Website mit Bannerwerbung, wie z.B. ein Forum.
Wer soll sich die Werbebanner ansehen? Warum soll der sich Deine Website ansehen wollen?
Du scheinst keinen Plan zu haben, insbesondere keinen Business-Plan. Du weißt nicht, was Du verkaufen willst, Du weißt nicht, wie Du das anstellen sollst, und Du hast keine Idee, wie das Verhältnis von Aufwand zu Einnahmen und Ausgaben ist.
Unter diesen Voraussetzungen würde ich Dir von einer Selbständigkeit abraten. Aber das ist allein Deine Entscheidung, ich werde Dir garantiert nicht vorschreiben, dass Du Dich nicht ins Unglück stürzen sollst.
Ich hab in den letzten Jahren einiges zu Selbständigkeit hier gepostet, bemühe mal die Archivsuche.
Alexander
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Today I will gladly share my knowledge and experience, for there are no sweeter words than "I told you so".