Hallo Marc,
- Unfreiheit bei der Entscheidung für abweichende Lebensentwürfe: Ein bedingungsloses Grundeinkommen, was von Marktliberalen vehement bekämpft wird, schaffte die größtmögliche Freiheit zur eigenen Lebensgestaltung.
Das müsste sich erst noch zeigen. Erst einmal ist das nur eine Behauptung. Es kann auch dazu führen, dass das freiheitliche System kollabiert. So ein Experiment muss man sich also erst einmal trauen.
Wir sprachen von der (Un-) Freiheit von Lebensentwürfen – was hat das mit dem freiheitlichen System zu tun?
- Staatliche Unterdrückung aller Andersdenkenden: Ab der RAF-Zeit gab es in der BRD den so genannten „Radikalenerlass“. Und mit zunehmender Marktkonzentration bei Druckereien ist es zwischenzeitlich auch schwieriger geworden bestimmte Werke zu veröffentlichen – warum sollte ein Konzern mit Druckereien kritische Werke über sich selbst drucken? Es gibt also auch noch wirtschaftliche „Unterdrückung“.
Jein. Noch kann man
allessehr viel veröffentlichen. Die Reichweite ist aber ggfs. eingeschränkt.
Also Ja.
- Mangel: Seit letztem Frühling ist es als Heuschnupfen-Allergiker schwierig, in der BRD an die nötigen Nasensprays und Augentropfen zu kommen. Oder jeder Bahn-Fahrer kennt die Situation auf der Schiene der Deutschen Bahn Aktiengesellschaft.
Zum ersten kann ich nichts sagen.
Die Bahn hat keinen Wettbewerber, der den Namen verdient und dank zahlreicher staatlicher Eingriffe in den Verkehr müssen dennoch viele die Bahn nutzen. Eher ein Beispiel für das, was einem in der Planwirtschaft blüht; zumal ein Teil der Verspätungen bisher auf infrastrukturelle Probleme der DDR zurückgehen, die bis heute nicht behoben sind.
Zum ersten kann ich nicht nur was sagen, sondern habe es ja bereits 😉
Die Deutsche Bahn AG ist privatrechtlich und -wirtschaftlich organisiert, im Regionalverkehr werden zudem die Leistungen an konkurrierende Unternehmen ausgeschrieben. Das ist der pure Markt hier.
Die infrastrukturellen Probleme in Mannheim, Frankfurt, Köln, Stuttgart, im Siegerland, … haben meines Wissens nichts mit einer Planwirtschaft in der DDR zu tun. Und Mora C geht eindeutig auf die Zeit der DB AG und der geplanten Komplett-Privatisierung zurück.
- Ineffizienz: Schau dir mal an, wie Kennzahlen-gesteuertes Controlling funktioniert bzw. versagt.
Ein Instrument ist kein Wirtschaftsmodell.
Das Instrument entspringt einem Wirtschaftsmodell.
- Doppelmoral: Auch die gibt es systemunabhängig.
Ja. Allerdings ging es mir hierbei um eine, die in der Marktwirtschaft nicht möglich ist: eine Elite mit Prunk ausstatten und an das Volk den jämmerlichen Rest gleichmäßig verteilen, also Wasser predigen (und verteilen) und Wein trinken.
Wenn ich mir jetzt Familiendynastien als Großaktionäre oder die Folgen von CumCum/CumEx anschaue, dann passiert genau das, was angeblich nicht möglich sei.
In einer Marktwirtschaft darf ein Unternehmer wohlhabender sein als die Person, die das höchste Amt im Staat innehat. In der Planwirtschaft ist das ausgeschlossen.
In welchem Gesetz steht das geschrieben?
- Umweltzerstörung: Hambacher Forst, Brände im Amazonasgebiet, Wasserqualität von Flüssen, Asphaltierung der Landschaft … auch das kann die Marktwirtschaft.
Ja. Aber die Not, das zu tun ist geringer und wir sind frei, auf einen Teil unseres Wohlstandes zu verzichten.
Es gibt keine Not zur Zerstörung der Natur, das ist immer vorsätzlich.
In Deutschland bemühen wir uns mit Energiewende und anderen dingen. Was es am Ende bringt, werden wir sehen. Auch hier: der Markt kann nicht sich selber überlassen werden. Sozial (also reguliert) sollte die Marktwirtschaft (meine Meinung nach) schon sein.
Gleichzeitig subventionieren wir in Deutschland massenhaft PKW mit Verbrennungsmotor und tun lauter ähnliche Dinge.
- Bürgerkrieg: Da gab es aber auch etliche in Marktwirtschaften, z.B. der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg oder die Unruhen in den 1960ern wegen der Unterdrückung der Schwarzen – in einem Land, das schon sehr früh sehr kapitalistisch war.
Das stimmt. Aber ich bin der Meinung, dass so etwas in freien Ländern, wo die Freiheit ausgenutzt wird und nicht da endet, wo die Freiheit anderer beschnitten wird, dazu kommen kann, in einer Planwirtschaft wird es aber immer dazu kommen, weil am Ende die Menschen es satt haben werden, dass es den Menschen in anderen Ländern besser geht.
Wer in den USA aus dem Sozialsystem fällt oder wem in Deutschland Hartz IV gekürzt wird, muss auch satt werden. Noch gibt es da keine Aufstände, aber das kommt vielleicht noch.
Die Klimakrise zeigt sehr deutlich, dass der Kapitalismus auf drängende Probleme unserer Zeit keine Antworten hat und dass es mit der zügellosen Marktwirtschaft so nicht weitergehen kann.
Aha - und du willst mir jetzt China, Kuba und Venezuela als Umweltengel verkaufen?!?
Schwarz-Weiß-Denken kannst du beim Schach.
Verstehe ich nicht.
Es gibt mehr als Turbokapitalismus und vermeintlichen Sozialismus in den genannten Ländern – es gibt Graustufen.
Viele Grüße
Robert