Aloha ;)
Der Aspekt, der soziale Netzwerke gelegentlich giftig macht ist die fehlende direkte Interaktion von Angesicht zu Angesicht, die es einem ermöglicht, die ansonsten oft greifende eigene Empathie abzuschalten. Das hat aber nichts mit Entmenschlichung zu tun.
Da bin ich anderer Ansicht. Das Abschalten von Empathie ist genau das, was in meinen Augen Interaktion entmenschlicht.
Reine Empathielosigkeit ist für mich noch keine Entmenschlichung. Empathielosigkeit mag ein Auftakt oder eine notwendige Voraussetzung für Entmenschlichung sein, aber zur Entmenschlichung gehört mehr. Es ist schon ein Unterschied, ob ich einfach nur den Sinn für den guten Ton gegenüber meinem Gesprächspartner verliere (das wäre die Empathie, die Fähigkeit des mit-Fühlens), oder ob ich meinem Gesprächspartner menschliche Eigenschaften abspreche.
Ersteres geht auch ohne Zweiteres.
Ich habe die Sachen, die ursprünglich hier zum Thema Faschismus und Nazivergleich standen, entfernt. Reicht schon, dass ich es unsäglich daneben finde. Darüber muss man wahrlich nicht auch noch in Diskutiererei verfallen. Allein das drüber sprechen räumt diesem Schwachsinn mehr Raum ein, als ich ihm einräumen möchte.
Ich gebe Dir insofern Recht, als dass man gebetsmühlenartig rechtspopulistische Äußerungen als solche enttarnen muss, damit sie nicht unkommentiert bleiben. Da genügt aber kein Minus-Button, der zu einem negativ bewerteten Posting führt. Der sagt nämlich nur gefällt mir nicht und nicht, dass die Behauptungen unwahr oder gar volksverhetzend sind.
Klar ist es immer besser, sich ausführlich mit etwas zu befassen, als sich weniger ausführlich damit zu befassen. Das war auch nie der Punkt. Der Punkt war aber, dass es, wenn man schon die Kraft für den gebetsmühlenartigen Widerspruch nicht mehr aufbringt, dann immer noch besser ist, zumindest negativ zu bewerten, als überhaupt nicht zu reagieren.
Du propagierst hier, dass man besser gar nicht reagiert als nicht ausführlich - und das ist nicht richtig, da das nur dazu führt, dass der Populismus, so er nur hartnäckig genug ist, über kurz oder lang ganz sicher unwidersprochen im Raum steht.
Es wär ja schön, wenn jeder genug Zeit, Kraft und Muße hätte, zu allem, was ihm aus sehr guten Gründen nicht passt, ausführlich was zu sagen, selbst wenn er oder sie das bereits tausendmal so gesagt hat und einfach keine Einsicht da ist, aber die Realität sieht anders aus, und das nützt in dem Fall nur den Populisten, wenn man dann gar keine Reaktion mehr zeigt. Jede Reaktion ist besser als keine Reaktion, wenn es um Populismus geht.
Wobei ich dir insofern eingeschränkt recht gebe, dass es ein schmaler Grat ist, wann eine Reaktion verbal erfolgen sollte oder muss und wann nicht.
Mir ist viel mehr geholfen, wenn ich auf eine technische Frage hin eine Antwort lese, auf die mit "hat genützt" oder "hat in meinem Fall nicht genützt" geantwortet wird, als wenn ich den "Punktestand" des Postings lese. Das Feature mit akzeptierte Antwort empfinde ich als gelungene Gratwanderung in dem von Dir so gemeinten Sinne.
Das war schon immer unstrittig.
Grüße,
RIDER