Hallo Bio,
Stell Dir bitte mal unser Land vor, wenn die Kleinstaaten die Grausamkeit des 30jährigen Kriegs und die Ursache dieses Krieges nach 100 Jahren _vergessen_ hätten und dieselben Konflikte wieder hochgekocht hätten. Was hat man stattdessen getan? Man hat Frieden geschlossen und mit diesem Frieden einander die Chance der Vergebung geschankt, aber trotzdem wider das Vergessen gearbeitet, da man einsah, daß ein erneuter Krieg dieser Art wieder in einer gemeinsamen Katastrophe enden würde.
Das ist ein gutes Beispiel... das einzige, was ich ueber den 30-jaehrigen Krieg weiss, ist, dass er 1648 in Osnabrueck und Muenster beendet wurde (hoffe ich doch mal, das das stimmt). Und, dass es um ziemlich bloedsinnige Glaubensfragen ging und natuerlich um Macht.
Aber ich weiss nicht genau, wer wann was gesagt hat, und ich kann jetzt niemandem eine "in ihrer Art an den 30-jaehrigen Krieg erinnernde" Formulierung vorwerfen.
Das ist traurig genug, aber ein wenig Aufrischung werden ich dann mal Deinem ketzerischen Hirn gerne zukommen lassen: Im Jahre des Herrn 1618 wurde durch eine verbrecherische Rotte von lutherischen und hussitischen Ketzern in Prag, der Hauptstadt des Königreiches Böhmen, friedlichen katholischen Emissären seiner allerkatholischsten Majetät, des Kaisers des heiligen römischen Reichesdeutscher Nation, ungerechtfertigt und verbrecherisch Gewalt angetan. Der ketzerische Pöbel erdreistete sich die ehrlichen Katholiken unter Anwendung brutalster Gewalt aus einem Fenster des Hradschin zu schmeißen und somit ihr Leben in höchst krimineller Weise zu gefährden. Nur die gütige Hand Gottes bewahrte die bedauernswerten katholischen Emissäre davor sich schwerste Verletzungen zuzuziehen. Die protestantischen Verbrecher handelten im Auftrag der protestantischen Terrororganisation, des Schmalkaldischen Bundes, dessen höchstes Ziel es ist das heilige römische Reich deutscher Nation zu zersetzen und vom wahren Glauben abzubringen. Dazu ist diesen Verbrechern nichts heilig, sie vergreifen sich sogar an der sakrosancten Person des Abgesandten, was sich bisher selbst die Heiden nicht wagten.
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Ich z.B. neige nicht dazu, bei jeder Aeusserung eines Katholiken, die moeglicherweise leicht Protestantismus-kritisch ist, darauf zu verweisen, dass solche Sprueche zum 30-jaehrigen Krieg gefuehrt haben koennten.
Du, als protestantischer, zur Hölle verdammter Ketzer, wie Deine Aussagen es sehr trefflich darstellen, solltest wissen, daß der Satz "extra ecclesia nulla salus" deutlich Euch lutherische Ketzer ausschließt, da ihr Euch in ketzerischer Weise aus der Kirche entfernt habt.
Bis denndann
Michael N.
Achtung: Die hier getroffenen Diskriminierungen von evangelischen Christen dienen nur rethorischen Gründen, um im Rahmen dieses Threads klar darzustellen, wie ohne die Lehren, die aus dem 30-jährigen Krieg gezogen wurden, hierzulande evtl. miteinander umgegangen würde zwischen Katholiken und Evangelen. Sie sind wirklich nur als Stilmittel in dieser Diskussion zu verstehen. Ich denke, Bio, daß Du jetzt siehst, wie wichtig die Erinnerung ist, denn ich denke, wenn das Gespräch zwischen Katholiken und Evangelen heute auf dem obigen Level verlaufen würde, sähe es hier wohl ähnlich aus, wie im heiligen Land. Deine Replik auf dieses Posting wäre nämlich in ähnlicher Schärfe geführt.
[1] Ich habe diese Passage bewußt herausgeschnitten und verschoben, umd den Kontext des obigen Postings nicht zu zerstören.
Nicht endgueltig vergessen, sondern als "Referenz" im Hinterkopf halten,
um bei Bedarf die genauen Umstaende in Buechern recherchieren zu koennen.
Aber die Details sollte man vergessen duerfen, und man sollte das Wissen nicht bei jedem Anlass, wo es eventuell irgendwie entfernt passen koennte, hervorholen.
Wobei gerade diese Ereignisse ja vor einigen Jahren durchaus nochmal durch die Presse gingen, als aufgrund der 350. Jahrfeier des westfälischen Friedens die ganze Geschichte nochmal aufgearbeitet wurde.