molily: über "die Böhsen Onkelz"

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Hallo,

Darf ich jetzt beruhigt sein, da sich die Onkelz so engagiert, feinfühlig und wirkungsvoll gegen [neofaschistische] Tendenzen einsetzen?

Was erwartest Du?

Ich möchte nicht bestreiten, dass die Böhsen Onkelz sich auf eine bestimmte Weise aus welchen Gründen auch immer gegen Rechtsradikalismus einsetzen beziehungsweise zumindest wollen. So zweifelhaft die Bemühungen auch sein mögen, wäre es unpassend, einen generellen Bewertungsmaßstab anzulegen; insofern erwarte bzw. fordere ich nichts konkretes. Aber ein unzureichendes Distanzieren, ein undefinierbares Dagegensein und ein albernes Krakeelen von »Rechte leckt uns/fickt euch«, »braune Scheiße« et cetera würde ich nicht wie Siechfried als ehrenhaftes, verdienstvolles und herausragendes Engagement bezeichnen.

Ist jemand nur dann gegen rechts, wenn er mit Steinen und Mollis gegen Baseballschläger zu Felde zieht? Provokant gefragt: Ist linke Gewalt besser als rechte Gewalt?

Keine Ahnung, woraus du diese Position aus meinem Posting liest bzw. wie du auf diesen Zusammenhang kommst. Ich billige die Gewalt militanter Antifaschisten ebensowenig. Die Onkelz kritisiere ich nicht prinzipiell für die Haltung, dass sie sich gegen Gewalt einsetzen wollen. Übrigens ist es auch den Onkelz gleich, ob es sich um links- oder rechtspolitisch motivierte Gewalt handelt (das ist übrigens der gängige Extremismus-Diskurs der »Mitte«), wie S. Weidner in einem Statement zum genannten Benefizkonzert sagte bzw. glauben machen wollte (wobei die Onkelz »Rock gegen rechts« als Heuchelei ansehen, ahja).

Die einzig akzeptable Möglichkeit für Dich und mich, eine Meinung zu äußern, ist dies mit Worten zu tun - gilt das für die Onkelz nicht?

Eine Strategie, welche mit »sonst gibt's was auf die Fresse«-Sprüchen etc. und generell primitivst überheblichen und hasserfüllten Texten gegen Gewalt angehen und für Toleranz werben will, ist mir unverständlich. Und ich rede nicht von fraglichen Texten der 80er, das kritisierte »autoritäre, unzivile, männliche und kriegerische Selbstverständnis« (u.a. http://www.taz.de/pt/.etc/nf/onkelz*), das »rechte Lebensgefühl« (http://www.antifa.frankfurt.org/onkelz.html*) lese ich in den heutigen Texten ebenfalls und habe es auch in der Rezeption konkret beobachtet, das hat zwar mit Faschismus zunächst nicht viel zu tun, missfällt mir aber dennoch.

Grüße,
Mathias
(*) Und nein, ich gehe mit den Quellen/Artikeln nicht in ihrer Gesamtheit konform, nur weil ich treffende Auszüge daraus zitiere.