Moin!
Ich habe gegenüber dem Einsatz von Windows 98 als Betriebssystem für einen privat und/oder geschäftlich genutzten, bereits vorhandenen PC absolut keinerlei Bedenken. Die Probleme treten nicht aufgrund des Betriebssystems auf (allenfalls etwas zuviele Abstürze), sondern aufgrund der damit laufenden Software.
Diese Software zerfällt in drei Kategorien:
1. "Normale" Applikationen ohne Netzzugriff: Word, Excel, Paint & Co.
2. Client-Applikationen wie Mailprogramm, Browser.
3. Server-Applikationen.
Diese drei Typen sind in gewisser Weise miteinander verwoben. Ich beginne mal bei Nummer 3.
Das Problem mit den Server-Applikationen ist, dass sie bei schlechter Konfiguration immer aktiv aus dem Internet erreicht werden können, wenn du online bist. Bei Windows 98 waren noch nicht so viele "geheime" (genauer: dem Benutzer unbekannte) Hintergrundprogramme aktiv, also hast du da eigentlich noch ganz gute Karten. Allerdings: Die Windows-Dateifreigabe ist das große Einfallstor, weil man, wenn man zuhause auch Netzwerk hat, dann doch der Bequemlichkeit halber Freigaben ohne Passwort einrichtet, oder nur ganz einfache Passwörter verwendet. Obendrein gabs da mal einen Bug, bei dem man als sich Anmeldender dem Server sagen konnte: "Mein Passwort ist nur 1 Zeichen lang", und der Server hat dann tatsächlich auch nur das eine eingegebene Zeichen mit dem ersten Zeichen des vorgegebenen Passwortes verglichen - mit dem Resultat, dass man maximal 256 Versuche brauchte, um sich über das Netzwerk anzumelden.
Ein Router, der für dich die Verbindung ins Internet herstellt, trennt diese ganzen Serverprogramme sehr zuverlässig, denn gewöhnlich muß ein Router nicht-öffentliche IP-Adressen der eigenen Netzwerkes auf die vom Provider zugewiesene Adresse umsetzen - das bedeutet als positives Ergebnis, dass diese Server nicht mehr aus dem Internet erreichbar sind. Ohne Router muß man sich selbst um das Abschalten dieser Server kümmern. Das einfachste dafür ist natürlich eine Firewall, aber ich traue dem Frieden da doch nicht so. Wenn die Firewall versagt (und das wird sie nicht mit viel Trara tun, um deine Aufmerksamkeit zu erhaschen, sondern still und leise - einige Personal Firewalls hatten schon entsprechende Bugs), wären die Server doch erreichbar. Nur was echt ausgeschaltet ist, bleibt auch aus.
Und damit kommen wir zu Kategorie 2, die Client-Programme. Ich denke, wenn man die Finger gaaaanz weit weg vom Internet Explorer und irgendwelchen Outlooks (mit oder ohne Express) läßt, und sich die Alternativen wie Opera oder Mozilla zum Browsen und Mailen besorgt, kann man relativ entspannt arbeiten, ohne ständig in Angst zu leben, dass man mit einem unbedarften Klick gleich Sodom und Gomorrha heraufbeschwört. Ich habe insbesondere KEINE Vorbehalte, mit Opera oder Mozilla Online-Banking zu betreiben.
Das Problem ist halt: Durch diese Client-Programme kann man sich unwissentlich böse Software auf den eigenen Rechner runterladen - ob das nun durch zugeschickte Mails geschieht, oder durch heruntergeladenen Dateien. Hier ist immer Vorsicht angesagt, und im Zweifel lieber eine pessimistische Einstellung (also eine Datei NICHT, oder nur mit gewissen strengen Vorsichtsmaßnahmen, öffnen - beispielsweise in einem Texteditor, um mal zu gucken, was da so drinsteht).
Durch dieses potentielle "Einfallstor" werden dann nämlich auch die Programme der Kategorie 1 bedroht. Word-Viren sind ja nun nichts neues mehr, aber damit so einer aktiv werden kann, muß man eben ein infiziertes Word-Dokument zugeschickt bekommen, es für legitim halten, öffnen, die integrierten Makros automatisch ausführen lassen, etc. Das sind etliche Schritte, die zutreffend durchgeführt werden müssen, so dass ein aufmerksamer Benutzer hier irgendwo hätte Lunte riechen können.
Aktuell sind Makro-Viren wohl irgendwie wieder "out". Microsoft hat wohl reagiert und es den Autoren schwerer gemacht. Genaueres weiß ich aber nicht - interessiert mich nicht so sehr.
Unter dem Strich bleibt also festzuhalten: Wenn man keine unerwünschten Serverprogramme laufen läßt, die beim Online-sein andauern angegriffen werden können (oder diese ausreichend gegen Zugriff abschottet), wenn man vernünftige Browser und Mailprogramme einsetzt, und wenn man selbst ein aufmerksamer Benutzer ist, der sich nicht so schnell hinters Licht führen läßt, dann kann man auch mit Windows 98 und/oder als Administrator mit Windows 2K ff. gut leben und arbeiten. Die Risiken sind jedenfalls überschaubar.
Viel spannender sind dann allerdings die ganzen anderen Risiken des Computerlebens: Hardwaredefekte an der Festplatte beispielsweise. :) Na, hast du ein aktuelles Backup zur Hand - eines, das im Ernstfall auch funktioniert. ;)
- Sven Rautenberg