Hallo, Mathias!
btw.: _mehrwert_ entsteht _nicht_ in der verwaltung einer firma und auch nicht bei aktienspekulationen sondern _nur_ in der materiellen _produktion_.
Das ist falsch.
hm, kannst du das näher begründen? ich stelle mir dabei einfach die frage: wer kann ohne wen? ein produktionsbetrieb kann ohne die banken produzieren, aber wenn es keine produktivbetriebe gäbe, könnte keine bank mit geld gewinne erwirtschaften, da es niemand gibt, an den das geld ausgeliehen werden kann. ok, es gibt ja noch die privatkunden, aber wer von denen leiht sich denn geld, wenn er sich von dessen einsatz nicht einen mehrwert erhofft?
kredite sind doch letzten endes für die bank versprechen auf einen teil des zu erwartenden gewinns.
an der börse wird doch letzten endes nichts anderes gemacht, als die produktivkräfte der gehandelten firmen zu bewerten (allerdings meist aufgrund von spekulationen und insiderinformationen, also weniger "exakt bewerten", als vielmehr "schätzen").
und kein betrieb hätte erfolg damit, dem kunden den preis des produktes damit zu erklären, dass die hervorragende verwaltung des produktionsprozesses diesen halt doppelt so teuer gemacht habe. jeder unternehmer versucht doch, den "wasserkopf" möglichst klein und effizient zu halten.
wenn jemand an der börse einen gewinn einstreicht, dann hat er nichts produziert (also auch keinen mehrwert), nur die verteilung von etwas schon vorhandenem ändert sich.
prinzipiell können betriebe auch ohne banken, versicherungen und aktiengschäfte produzieren und gewinne erwirtschaften, aber keiner von den anderen könnte ohne produzierende betriebe existieren.
wenn an diesen überlegungen irgendetwas falsch ist, bitte ich um korrektur.
warum investieren deutsche unternehmen z.b. massiv in den usa, wo die steuern noch höher sind, und die arbeitsproduktivität niedriger? vielleicht wegen der dort noch vorhandenen kaufkraft?
Das sehe ich ähnlich wie Du. Auch die Kritik an der uniformen Wirtschaftspolitik der Bundestagsparteien mit Ausnahme der PDS, die mir aber aus anderen Gründen unsympathisch ist. Ich halte Initiativen für den Binnenmarkt für dringend erforderlich.
da bin ich ja schon froh, dass ich mit dieser ansicht zumindest nicht allein bin. :-)
Dennoch: Bei allem verständlichen Ärger empfiehlt es sich doch, die Situation exakter und nüchterner zu analysieren. Die Wirtschaftsstruktur unseres Landes hat sich grundlegend verändert, Politik und Gewerkschaften sind dem Tempo der Globalisierung nicht gewachsen, auf deren Basis sich ganz neue Möglichkeiten für die multinationalen Konzerne entwickeln, ihre Interessen umzusetzen.
dass die konzentration von wirtschaftlicher macht zu einem in der regel irreversiblen verlust von politischer (staats-)macht führt, ist mir schon klar.
könntest du vielleicht noch etwas detaillierter darauf eingehen, was genau du meinst mit der veränderten wirtschaftsstruktur?
Anders gesagt: Ich teile Deine Kritik in vielen Punkten, es scheint mir aber manchmal so, als greife Deine Politkverdrossenheit deshalb zu kurz, weil Du den Grad der Schwierigkeiten unterschätzt, vor denen wir heute stehen. Es ist zum Beispiel m.E. fraglich, ob die Bundesrepublik allein überhaupt in der Lage wäre, den Willen der Politiker einmal vorausgesetzt, mutlinationale Konzerne wirksam zu kontrollieren und zu besteuern.
tja, früher gab es dazu grenzen, an denen zölle auf ausländische waren erhoben wurden, um u.a. den binnenmarkt zu schützen.
und wenn man (da die besteuerung nun mal staatsgebunden ist) bei der bildung der ersten multinationalen konzerne darauf gedrungen hätte, dass jedes unternehmen des konzerns in dem land seine steuern zu zahlen hat, wo es auch real sitzt und produziert, anstatt die gewinne nach luxembourg und die verluste nach deutschland zu transferieren, hätte man dem vielleicht entgegenwirken können.
dass das nicht einfach ist, ist mir natürlich klar.
ich habe dazu noch folgende überlegungen:
geld repräsentiert doch eigentlich nur die wirtschaftskraft des landes, in dem dieses geld ausgegeben wurde. und die wirtschaft läuft gut, wenn das geld darin fröhlich und rege kreist. geht die wirtschaft den bach runter, bekommt man für das geld nix mehr und es verliert seinen wert.
und leute mit relativ geringem vermögen geben den grössten teil ihrer einkünfte in der regel (bis auf gezieltes sparen für grössere anschaffungen -auto-) wieder aus. bei hohen vermögen ist der anteil des ausgegebenen geldes wesentlich geringer, sie entziehen dem wirtschaftskreislauf also einen teil des geldes.
wenn sich das geld also bei wenigen konzentriert und die masse der leute nur noch wenig geld hat, leidet darunter die wirtschaft und der wert des geldes verfällt letzten endes. folge ist eine wirtschaftskrise, totale entwertung des geldes, zusammenbruch der wirtschaft und damit verlust aller angehäuften werte. wahlweise mit einführung einer neuen währung.
und damit stehen wir wieder am anfang einer neuen runde des kapitalismus.
<zitat http://www.zeit.de/2004/31/Mercedes__und__Co>
[...]
Laut Spiegel stieg der Jahreslohn eines typischen Bandarbeiters bei Mercedes in Sindelfingen seit 1997, dem letzten Jahr vor der Fusion, um 16Prozent auf jetzt knapp 42000 Euro das Gehalt eines Vorstandsmitglieds aber verdreifachte sich im gleichen Zeitraum auf rund 2,7 Millionen Euro. Vorstandschef Schrempp dürfte sogar rund 5,5 Millionen Euro kassiert haben.
[...]
Bei Mercedes geht es sowohl bei den Bandarbeitern als auch beim Vorstand um Abstriche auf einem verhältnismäßig hohen Niveau. Das Interessante an Hubberts Vergleich mit BMW: Während die Arbeiter in den bayerischen BMW-Fabriken kaum weniger verdienen als ihre Mercedes-Kollegen in Baden und Württemberg und noch einen Feiertag mehr genießen dürfen, begnügen sich die Vorstände im BMW-Hochhaus mit »wahren Hungerlöhnen«, wie ein Manager spottet. Gerade mal gut die Hälfte des Salärs von Schrempp & Co. muss für BMW-Chef Helmut Panke und seine Kollegen reichen. Und da der BMW-Vorstand auch weniger Köpfe umfasst, waren in München im Rekordjahr 2003 ganze 10,7Millionen Euro Aufwendungen für die Konzernspitze fällig in Stuttgart waren es trotz mieser Zahlen stolze 40,8 Millionen Euro.
[...]
</zitat>
was zum T***** will schrempp mit 5,5 mio euro anfangen? kauft der sich 10 autos und futtert auch zehn mal so viel, wie der gemeine arbeiter? was will der mit dem geld? das kann er im leben nicht sinnvoll ausgeben. es ist ja nicht so, dass er von diesem geld auch die firma finanzieren muss, das geld hat er zur rein privaten verfügung.
die produktion von luxusgütern für die ganz reichen bringt jedenfalls weniger arbeitsplätze und auch weniger mehrwert, als die massenproduktion für den bedarf des gemeinen arbeiters. ich will damit nicht sagen, dass es solche luxusgüter nicht geben darf, aber wenn die massenproduktion aufgrund immer geringerer löhne und damit sinkender nachfrage immer weiter zurückgeht, haben die manager irgendwann niemanden mehr, der ihre gehälter erwirtschaftet, weil auch niemand mehr ihre massenprodukte kaufen kann.
wie gesagt:
wenn an diesen überlegungen irgendetwas falsch ist, bitte ich um korrektur. ich will ja nicht dumm sterben. ;-)
freundl. Grüsse aus Berlin, Raik
<img src="http://www.karikatur-cartoon.de/politik/politik_schulden_gluecksspiel.jpg" border="0" alt="">
Wachstum kann entstehen, indem durch Schulden Investitionen getätigt werden.
Hat der eine oder andere ja auch durch reichlich Aktienkäufe während des
Internet Hype ausprobiert. War aber nicht immer erfolgreich und so ganz seriös
ist es wohl auch nicht. Alternativen für ebenfalls gute Gewinnaussichten sind
Kartenlegen, Tarot oder Knochen werfen. Oder das Glückspiel: ein Glücksspieler
investiert durch Schulden, um seine Gewinnaussichten zu verbessern. Parallelen
mit der Politik sind rein zufällig.
http://www.karikatur-cartoon.de/politik/politik13_schulden_gluecksspiel.htm