Hej Auge,
Gut, da ich die Wohnsituation in Berlin nicht kenne, kann ich dazu nicht viel sagen. Ein Dauercampingplatz kostet hier in der Gegend 800,-EUR im Jahr, also 66,- EUR im Monat.
Ich kann mir so ein Leben gut vorstellen, ohne es führen zu müssen.
Das ist jetzt nicht dein Ernst‽
Doch, ich versuche gerade mein Leben zu ändern und mich von dem Konsumzwang zu befreien. Freiwillig. Und kann darin nichts furchteinflößendes sehen.
Du kanst für dich freie Entscheidungen treffen, wie du willst. Auch diese. Für Andere hast du diese Entscheidung nicht zu treffen.
Es werden jeden Tag Entscheidungen für andere getroffen. z. B. wie viele Steuern und Sozialabgaben zu entrichten sind, wie viel jemand bekommt, der nicht arbeitet, wie viel wer an wen zu zaheln hat, wenn eine Ehe in Brüche geht, dass man in die Schule oder ins Gefängnis gehen muss...
Ich fälle solche Entscheidungen aber nicht. Wir reden hier nur ganz unverbindlich darüber, ob man das, was Menschen hier gesetzlich zusteht, wenn sie nicht arbeiten, als Armut bezeichnen kann/darf/muss. gerne auch darüber, ob jemand mit dem Mindestlohn ein Leben in Armut führt.
Darüber haben wir unterschiedliche Ansichten, was für mich vollkommen ok ist. Ich versuche aber natürlich meine Ansicht zu begründen und das was Menschen hier aushalten müssen, wenn sie weniger besitzen als der Druchschnittsdeutsche, in Relation zu dem zu setzen, was Menschen aushalten müssen wenn sie ein durchschnittliches Leben im globalen Sinn führen - auch wenn ich Beispiele gebracht haben, die bis zur bittersten Form von Armut reichen, nämlich dem Hunger.
Und ürbigens können die meisten Menschen ihre Lebenssituation meist auch gut aushalten. Ich kenne Menschen auf den Philippinen, die ich auch als arm bezeichnen würde - und die sind glücklicher als mancher Berliner mit gutem Job und cooler Wohnung!
Ist das nicht verrückt - und wunderbar?
Es ist leicht über Armut zu jammern, wenn man sie nie kennen gelernt hat.
Und weinerlich! Und unehrlich!
Du maßt dir hier bei weitem zuviel an. Du weißt nichts über mich.
Fühl dich nicht persönlich angegriffen. Ich meinte das allgemein und habe damit nicht gemeimt, dass du all das bist, was ich oben geschrieben habe. Auf das Wörtchen "man" kommt es an ;-)
Den Schuh kannst du dir nur selber anziehen, falls er überhaupt passt.
Ich möchte mich entschuldigen, wenn ich bei dir unbeabsichtigt einen wunden Punkt getroffen habe!
Deshalb nochmal und jetzt in Echt und Farbe:
An dieser Stelle ist für mich Schluss.
Schade, aber selbstverständlich ok für mich. Gerne hätte ich Dir gezeigt, wie wenig Geld man benötigt, um glücklich zu sein. Aber ich du bist nicht der erste, bei dem es mir nicht gelingt. Darum auch hier kein Angriff.
Nur für das Protokoll: ich kenne mehrere, die freiwillig ausgestiegen sind (und zum Teil noch deutlich wohlhabender als ich waren) und erinnere mich an Zeiten, in denen ich sehr wenig hatte.
Aus eigenen Erfarungen und aus Gesprächen mit anderen - auch freiwillig und unfreiwlillig Obdachlosen - habe ich für mich die Erkenntnis gezogen, dass Besitz uns alle davon abhält, Freude zu haben - wir haben diese durch Spaß ersetzt (im Sinne der Spaßgesellschaft). Kinder machen Freude - auch wenn sie oft keinen Spaß machen. Ein neues Auto macht Spaß, aber keine Freude. Um nur ein Beispiel zu nennen.
Wir verhindern mit Kino, Smartphone und Playstation nur, dass uns bewusst wird, wie wenig glücklich wir oft sind - und arm (aber nicht im materiellen Sinn)...
Wir bemerken nicht einmal, dass wir aufgehört haben, unser persönliches Glück auch nur zu suchen, gheschweige denn versuchen, es zu erreichen.
Dank WWW und Flimmerkiste müssen wir nicht daran denken, dass wir unser einziges Leben hier sinnlos verplempern.
Wir verschließen aus Bequemlichkeit (oft auch aus Feigheit) unsere Augen davor, dass wir eigentlich etwas ändern müssten.
Um zum Schluss noch mal den ollen Nietzsche zu bemühen.
Wahrheit muss man wagen ...
Marc