Und hier also der zweite Teil:
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Punkt 4: Bandbreite
Vielen erscheint heute angesichts von ISDN, DSL und noch schnelleren
Übertragungswegen das Argument lächerlich, dass HTML-Mails unnötig
Bandbreite verschwenden.
Eine HTML-Mail ist sehr viel größer als eine Plaintext-Mail. Es stimmt
zwar, dass die minimalen HTML-Tags vielleicht "nur" 400 kB ausmachen,
jedoch habe ich mal Outlook Express auf einem Testsystem installiert
und genau diese Mail einfach mit den Standardeinstellungen geschickt.
Ergebnis war eine Mail, die mehr als doppelt so groß war (36 kB), da
Outlook Express gleich erst mal eine Multipart-Message daraus gemacht
hat. Diese Mail könnte dann zwar auch ein Pegasus-Benutzer lesen (er
müsste sich aus dem Textwust halt den plaintext-Teil raussuchen),
jedoch wurde die Größe dadurch glatt verdoppelt.
Das Problem ist, dass Outlook eben nicht die minimalen HTML-Tags
verwendet, sondern gleich massig reinhaut.
Und auch heute gibt es noch viele (v.a. Gelegenheitssurfer), die noch
mit einem Modem unterwegs sind. Und aus eigener Erfahrung kann ich
sagen, dass bei einem Modem 5 kB schon einen Unterschied machen.
Dazu kommt, dass heute mehr und mehr mobile Systeme wie GSM sich
etablieren. Und bei diesem Übertragungsraten zählt sogar jedes Bit.
Und auch wenn die Mehrheit heute meinetwegen über ISDN ins Netz geht
(was ich nicht für gesichert halte), zumindest eine größere
Minderheit wird auf langsame Übertragungsgeschwindigkeiten angewiesen
sein.
Und es macht eben einen Unterschied, ob ich pro Tag 20 HTML-Mails
bekomme oder eben nur den plaintext-Anteil (und bei mir persönlich
z.B. wäre die Zahl noch zu tief gegriffen, da ich ihn einigen
Mailinglists eingeschrieben bin).
Und wenn man die meisten Mails aufhebt, macht es schon einen
Unterschied, ob man 100 MB Platz dafür verwendet oder 200 MB, wobei
allein 10% für draufgehen.
Es gibt aber auch noch weitere Punkte in Bezug auf Bandbreite, die
beachtenswert sind: Zum Beispiel muss jedes einzelne Bit über
unzählige Router, Glasfaserleitungen und Backbones übertragen werden,
bevor es beim Empfänger ankommt. Und auch hier entstehen durch das
Vorhalten und Warten der entsprechenden Infrastruktur Kosten, die
letztlich auch vom User getragen werden müssen.
Letztlich geht es um einen verantwortungsvollen Umgang mit den
Ressourcen. "Nur weil etwas billig ist, muss man es nicht gewaltsam
verschwenden."
Punkt 5: Zusatznutzen
Welchen Nutzen hat HTML in Emails? Es macht sie bunter, man kann mehr
"designen" und sich selbst präsentieren.
Email ist ein rein textbasiertes Medium. Die Tatsache, dass alles,
was kein Text ist, als 'Anhaengsel' transportiert wird, sollte
eigentlich schon ein deutlicher Hinweis sein. Die Bedingungen fuer
die Teilnahme an E-Mail sind: Darstellbarkeit von Text. Ende. Keine
Frage nach der Aufloesung des Schirms, irgendwelchen
vorinstallierten Schriften, etc.
Doch wenn man im Endeffekt Webseiten mailen will, ist es doch besser,
gleich die HTML-Seite _als_Anhang_ zu verschicken bzw. in der Textmail
einen Link auf eine entsprechende URL zu platzieren.
Weil das Internet (und das Internet ist ja bekanntlich = WWW und
HTML) überall ist, muß es auch in Mail und News, im Fernseher und im
Kühlschrank sein.
Doch darüberhinaus sollen mit Emails Informationen transportiert
werden. HTML (HyperText Markup Language) an sich dient dazu, Texte zu
formatieren, Textinformationen zu verknüpfen (Links) und
Binärinformationen einzubetten (z.B. Grafiken). Von daher sieht man
schon, dass die größten Vorteile von HTML hier gar nicht zur Wirkung
kommen können. Und für die Textformatierung hat sich schon in den
Frühzeiten des Internets ein eigener Textcode herausgebildet, wie man
an *Fettschrift*, _Unterstreichungen_ und SCHREIEN sehen kann.
Wozu also HTML in Emails?
Punkt 6: Respektierung des Empfängers
Und wenn Du einen Vegetarier bei Dir zu Besuch hast, kriegt der ein
Schnitzel auf den Teller. Mit dem Argument, Du äßest schließlich
auch gerne Gemüse und überhaupt solle er sich als Minderheit nicht
so anstellen. Dann erst rückst Du (etwas widerwillig) mit dem Salat
raus...
Wenn Du mit jemand im privaten Emailverkehr stehst und mit ihm
übereingekommen bist, HTML-Mails zu benutzen, weil ihr meint, mehr
Formatierungen zu brauchen, als es durch *fett*, _unterstrichen_ oder
BETONT sowie die entsprechenden Smilies möglich ist, kannst Du gerne
HTML-Mails verwenden.
Doch jemand Dir unbekannten gleich von vorneherein mit HTML zu
beglücken, ohne zu wissen, ob er seine Mails vielleicht mit dem Handy
oder einem Modem abholt, ob er sehbehindert ist und deswegen die
Schrift möglichst vergrößert, einen alten Mailclient hat oder einfach
nur seine Mails auf der Konsole lesen will, ist einfach Ignoranz und
Missachtung des Empfängers als Person.
Wenn ein Autohersteller dazu übergeht, seine PKW serienmäßig mit
eingebauter Betonmischmaschine herzustellen, bedeutet das noch lange
nicht, daß das sinnvoll ist, geschweige denn, daß man auf Teufel
komm raus diesen Mechanismus nutzen muß, nur weil er da ist.
Du wärst auch nicht erfreut, wenn der Wagen vor Dir an der Ampel
seinen Beton-Ansatz vor Deiner Nase auskippt, und Du wärst
vermutlich sogar etwas befremdet, wenn der Fahrzeugführer Dir dann
erklären wollte, daß Du ja selbst dran schuld bist, wenn Dein Auto
nicht vorne mit einem Räumschild ausgestattet ist, um den Mist aus
dem Weg zu schieben."
Dazu kommt, dass jede HTML-Mail anders gestaltet sein kann (vom
Farbschema und der Absatzgestaltung her). Was bei jeder Mail einzeln
vielleicht optisch gut aussieht, verwandelt sich bei 10-20 Mails, die
man am Tag vielleicht liest, in ein einziges Layout-Chaos, so dass es
für den Empfänger schwieriger wird, alle Mails in Ruhe und
konzentriert durchzulesen.
Ich stelle meinen E-Mail Client so ein, wie *ICH* ihn gerne hätte
(Schriftart, -farbe und -größe) und dann kommt so ein Eierhals daher
und meint, "och nö, *MEINE* Mails liest Du aber gefälligst in
Schrift Arial, 9 Punkt"...
Schau Dir einfach mal ein Buch an: Warum sind die denn alle in
Schwarz-Weiß und einer Serifen-Schriftart geschrieben? Warum nicht
grüne Überschriften oder blaue? Oder jede zweite Zeile grün-gelb
gepunktet und jede ungerade Seite mit einem Karo-Muster hinterlegt?
Weil es für Menschen sehr viel einfacher ist, schwarze Schrift auf
weißem Grund zu erfassen als bunte Farben (ganz abgesehen von Leuten
mit Rot-Grün-Sehschwäche, von denen es auch einige gibt).
Punkt 7: der Eindruck beim Empfänger
Was würdest Du von jemandem halten, der Dir immer ein Paket sendet,
obwohl er eigentlich nur einen Brief schreiben wollte? Gut, Du kommst
täglich bei der Post vorbei, so dass für Dich _beinahe_ kein
Zeitaufwand entsteht, aber...
Sven-S. Porst:
Wer unaufgefordert HTML verschickt, drückt damit mindestens eines
der folgenden Dinge aus:
- Ich weiß nicht, was ich tue.
- Ich bin unhöflich.
Jeder kann selbst entscheiden, ob er dieses Bild von sich vermitteln
möchte.
(Rest uninteressant)..