yasemara: Bitte um Mitarbeit!

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hallo sven,

vorweg kurz was zu meinem allgemeinen standpunkt: ich habe weder von dem konkreten projekt noch von webdesign viel ahnung, bin aber durchaus psychophil und auch einigermaßen psychologisch vorgebildet, so dass ich die vorgehensweise und argumente von cylan nicht nur sehr gut nachvollziehen kann, sondern auch ausdrücklich befürworte.

jetzt einige kommentare zu deinen aussagen:

Oder sollte ich keine Ahnung von Fragebögen haben? Naja, auch da könntest du recht haben, Meine Fragebögen führen eigentlich immer direkt auf den Punkt: Will ich den Namen wissen, frage ich danach. Will ich die EMail-Adresse wissen, frage ich danach. Ich kann mir, wie schon erwähnt, kaum vorstellen, dass ein unverständlicher Fragebogen, der aber ausdrücklich von jedermann ausgefüllt werden soll, zu irgendwelchen verwertbaren Ergebnissen führt.<

du verfolgst mit deinen fragebögen ganz offensichtlich ein völlig anderes ziel als cylan und kollegen. wenn du von jemandem namen oder adresse wissen möchtest, erhebst du nämlich daten, die genauso im gedächtnis der befragten gespeichert sind, wie sie sie auch verbalisieren können. geht es aber um beurteilungen, dann können die meisten menschen gerade noch sagen was sie gut und was schlecht bzw. was sie wichtig und was unwichtig finden. bei einer beurteilung eines objektes bezüglich seiner funktionalität beispielsweise könnte man durchaus noch gründe  für seine entscheidung angeben. die beurteilung eines objektes hinsichtlich der ästhetik ist allerings so komplex und es spielen vor allem auch so viele unbewusste und nicht objektivierbare faktoren eine rolle, dass die angabe von allen relevanten kriterien unmöglich ist.
deshalb bedienen sich cylan und co der faktorenanalyse, wie sie in ihren erläuterungen schreiben, um mögliche subjektive urteilsdimensionen zu identifizieren. mittels dieses verfahrens können sie beispielsweise feststellen, ob und vor allem welche bestimmten gestaltungsaspekte voneinander abhängig sind, ob vielleicht sogar die messung weniger bestimmter gestaltungsaspekte die erhebung aller anderen überflüssig macht oder ob die beurteilung bestimmter aspekte überhaupt nicht in die ästhetische bewertung eingeht.
als referenz für dieses verfahren könnte man unzählige psychologische verfahren anführen - populärste beispiele wohl intelligenztests - die dessen nützlichkeit und effektivität aufgrund ihrer validität, reliabilität und anderer wissenschaftlicher kriterien belegen.

Den Verweis auf die "Next Version" habt ihr euch, weil es in der Softwareindustrie so gut klappt, bestimmt von dort abgeguckt. :-> Psychologisch geschickt eingefädelt: Die Hoffnung, dass die nächste Version wirklich das bringt, was die Endanwender sich wünschen, ist noch nicht ganz aufgegeben.<

da muss ich auch vehement widersprechen. es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich bei dem jetzigen fragebogen um eine voruntersuchung zur entwicklung des späteren eigentlichen fragebogens handelt. das endprodukt ist also nicht eine <next version>, sondern ein neuer, vielleicht nicht mehr wiedererkennbarer fragebogen, der sich aus den ergebnissen der statistischen analysen dieser und weiterer voruntersuchungen sowie zum beispiel auch verschiedener expertenrankings etc. etc. ergibt.

den psychologen wird hier verschiedentlich vorgeworfen, ihre vorgehensweise sei zu abstrakt, zu wenig intuitiv nachvollziehbar und die ergebnisse könnten infolgedessen nicht brauchbar sein. gleichzeitig meinen viele leute cylan belehren zu können, was genau ästhetische vollkommenheit ausmache. dadurch begehen sie aber genau den kapitalen fehler, den sie cylan vorwerfen. denn egal, wie viel erfahrung mit und ahnung von webdesign jemand hat -  seine sogenannte definition ist hochgradig subjektiv und in höchstem masse einfach nur vom eigenen geschmack abhängig! SOWAS nenne ich unbrauchbar. das viele selbsternannte und tatsächliche experten ihr persönliches konzept von ästhetik in dem fragebogen nicht unmittelbar erkennen können, ist zunächst völlig egal (nicht zuletzt, da jeder die möglichkeit hat, für wichtig erachtete gestaltungsaspekte zu ergänzen). wenn alle mal etwas mehr vertrauen in psychologische, allgemein wissenschaftlich akzeptierte standard-forschungsvorgehen hätten und jeder statt einzelne vorgegebene kriterien zu kritisieren einfach den fragebogen gemäß den instruktionen ausfüllen und bei jedem unverständlichen begriff einfach <nicht verstanden> angeben würde, dann wüssten die psychologen mit den daten schon entsprechend umzugehen und etwas brauchbares daraus abzuleiten!
ich plädiere also dafür, sich mit kritik erstmal zurückzuhalten, wenn man weder die ziele noch die vorgehensweise einer untersuchung beurteilen kann oder möchte. und wenn bei vorliegen des endproduktes immer noch ein webdesign-experte ernsthaft der überzeugung ist, dass das alles humbug sei (was ich mir nicht vorstellen kann), dann müsste er sich etwas mit wissenschaftlicher methodik vertraut machen und sehr wahrscheinlich einsehen, dass vielleicht einfach sein eigenes konzept  hier und da fehlerhaft ist ;-).

ids
schöne grüße
yasemara