Hallo morten,
"(Webseiten! Internetseiten gibt es nicht)"
ist mir neu. klär mich mal auf!
Das Internet ist nicht nur auf Port 80 beschränkt. Das Internet ist eine Infrastruktur, die zur Kommunikation dient. Das Web (das auf Port 80 läuft) ist eine Anwendung im Internet. (AFAIK die zweithäufigste, die häufigste ist IIRC Email) Es gibt Webseiten, d.h. HTML-Seiten, die über HTTP zugänglich sind. Aber es kann keine Internetseiten geben, da das Internet "nur" die Infrastruktur darstellt, die zur Kommunikation dient, nicht aber die Kommunikationsanwendung selbst bestimmt. IRC (Chat) ist auch eine Internetanwendung, aber Seiten gibt es dort nicht. Für den Normalmenschen mag dieser Unterschied banal sein, aber da Du hier versuchst, mit wissenschaftlichen Methoden "an die Sache ranzugehen", ist die korrekte Verwendung von Fachbegriffen wichtig.
Zum Fragebogen: Wie andere schon angedeutet haben, fehlt zumindest eine Hauptfrage à la "Wie wichtig finden sie die folgende Gesichtspunkte beim Bewerten der Gestalt einer Website?" Aber selbst diese Frage ist irgendwie falsch gestellt:
Kontrast: Ein hoher Kontrast ist sicherlich empfehlenswert, jedoch nicht aus ästhetischen Gesichtspunkten. Ästhetisch gesehen kann auch ein niedriger Kontrast 'schön' wirken, das hängt aber von den gewählten Farben ab.
Harmonie: Unter Umständen soll eine Website auch skurril aussehen und eine Disharmonie in den Formen soll den Inhalt der Website besser rüberbringen. Das kann auch ästhetisch wirken. Bei vielen Websites ist das aber andererseits nicht der Fall.
Dynamik: Ich bin Laie und deshalb verstehe ich diesen Punkt nicht.
Bewegung: Du "fragst", ob Bewegung wichtig/unwichtig für die Ästhetik ist, jedoch fragst Du nicht, ob Bewegung nicht evtl. störend und unästhetisch sein kann.
Originalität: Das ist einer der wenigen Punkte bei dem man wirklich wichtig/unwichtig sagen kann.
Textrelation: Das ist viel zu offen gefasst, da kann ich mir nichts darunter vorstellen. Und ich kann erst recht nicht sagen, ob das wichtig oder unwichtig ist.
3-Dimensionalität: Bei diesem Punkt kommt es wieder auf den Inhalt und auf die anderen Formen der Gestaltung an. Bei bestimmten Farbkombinationen verschönert 3-Dimensionalität die Website, bei anderen bewirkt sie das Gegenteil.
Vielfalt: Dieser Punkt bleibt mir auch unverständlich, zumal er in meinen Augen mit dem Punkt 'Harmonie' in Konflikt gerät.
Rhythmus: Wieder einer der wenigen Punkte, die in Dein gewähltes Schema passen.
Gewichtung: Hier verstehe ich wiederum nicht, was das mit wichtig/unwichtig zu tun haben soll. Meinst Du damit, ob es wichtig ist, *ob* eine Website einen optischen Schwerpunkt hat, *wo* sie einen optischen Schwerpunkt hat, oder was meinst Du? Außerdem würde ich auch hier wieder sagen, dass das sehr stark vom Inhalt abhängt.
Schriftgröße: Du "fragst" wieder, ob das wichtig oder unwichtig ist, Du fragst aber nicht, was der Teilnehmer davon hält. Kleine Schriftarten wirken nämlich IMHO ästhetischer, sind aber schlechter zu lesen, von daher muss ein Kompromiss gezogen werden.
Ökonomie: Hier muss ich Dich wieder auf den Inhalt verweisen, denn bei einer technischen Dokumentation ist dieser Aspekt sicherlich sehr sinnvoll, bei einer Website, die eher etwas präsentieren soll, dagegen nicht. Die Ästhetik hängt nun einmal vom transportierten Inhalt ab, da gibt es kein Entkommen.
Balance: Diesen Punkt verstehe ich jetzt wieder nicht so ganz...
Spannung: Wie gesagt: Spannung *kann* ästhetisch sein, *muss* aber nicht, das hat wiederum mit dem Inhalt und der übrigen Gestaltung zu tun. Kontrastiert sich dieser Punkt nicht mit dem o.g. Punkt 'Harmonie'?
Regelmäßigkeit: Ist das nicht das gleiche wie 'Rhythmus'?
Dichte: Was soll hier wieder wichtig/unwichtig. Hier wäre eine Frage wie "Ist es ästhetisch, Elemente dicht zusammenzupacken, oder nicht?" sinnvoller.
Farbhelligkeit: Wie gesagt: Hier passt das wichtig/unwichtig-Schema einfach nicht. Außerdem hat jeder Mensch andere Vorlieben, d.h. für den einen sind dunklere Farben schöner, für den anderen hellere, der dritte mag lieber etwas mittendrin.
Komplexität: Diesen Punkt verstehe ich jetzt auch nicht...
Farbkomposition: Ich verstehe jetzt nicht so ganz, ob da jetzt der harmonische Aspekt mit enthalten sein soll, oder nicht...
Einfachheit: Hat das nicht etwas mit 'Ökonomie' zu tun?
Schrifttyp: Erst einmal: Das Schema wichtig/unwichtig passt hier nicht. (ich weiß, ich wiederhole mich, aber Du Dich auch) Zweitens: IMHO sind für den Bildschirm serifenlose Schriften ideal zum lesen, für das Papier Schriften mit Serifen besser zu lesen.
Symmetrie: wichtig/unwichtig passt nicht so ganz, außerdem hängt das wiederum von Inhalt/Gestaltung ab und kann nicht pauschal als ästhetisch oder unästhetisch angesehen werden.
Homogenität: Wiederholst Du Dich nicht? (Rhythmus/Regelmäßigkeit)
Proportion: Eine der wenigen Punkte, die in Dein Schema passen.
Sequenz: Das hängt wiederum vom Inhalt ab, denn ein chaotischer Inhalt kann durchaus auch den normalen Lesefluss ignorieren und trotzdem noch ästhetisch wirken.
Farbton: Hatten wir das nicht schon? (Farbkomposition)
Farbsättigung: Du kannst wiederum nicht so einfach sagen, gesättigte Farben sind schön oder nicht, das hängt vom Einzelfall ab. (um jetzt nicht zum 10000ten Mal Inhalt zu sagen)
"Wie viele Stunden pro Woche verbringen Sie aktiv im Internet (ohne chatten, Downloads u.ä.)": Du musst wie oben schon erklärt Internet durch Web austauschen, denn Internet umfasst auch chatten, Downloads und vieles mehr.
Du erkennst sicherlich, dass ich bei vielen Punkten einfach nicht so auf die Ästhetik selber eingehe, das liegt aber daran, dass man einfach die Ästhetik nicht vom Inhalt trennen kann, und Du daher Kritiken zur Ästhetik nur auf Einzelfälle beziehen *kannst*. ([1]) Außerdem musst Du Dir klar werden, dass Du nicht einfach fragen kannst, ob eine Sache für jemanden wichtig für die Ästhetik ist, oder nicht, sondern musst auch fragen, *was* er überhaupt als Ästhetisch empfinden. Dies kannst Du wiederum, wie oben gesagt, nur anhand von mehreren Beispielen tun, Du kannst aber nicht generalisieren.
Grüße,
Christian
[1] Ich weiß, ich wiederhole mich, aber frei nach Napoleon: Es gibt drei Redefiguren: Die Wiederholung, die Wiederholung und die Wiederholung.
P.S.: Alles was ich hier gepostet habe, ist natürlich IMHO. ;-)
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Sollen sich alle schämen, die gedankenlos sich der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon erfasst haben als eine Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst.
-- Albert Einstein