Hallo "cylan",
war das mal ein Fragebogen, mit dem man ein Gemälde beschreiben sollte?
("Die Farbkomposition des brennenden Sklavenschiffs im Hintergrund untermalt außerordentlich gut zu den Goya-esken Figuren im Vordergrund...")
Die von euch genannten Schwerpunkte sind so abstrakt, so von der Wirklichkeit abgehoben, daß ich trotz der Adresse des Fragebogens keinerlei Zweifel habe, daß dieser aus einem universitären Umfeld kommt.
(Allerdings solltet ihr wirklich mal nebenan bei den Psychologen in ein Methodikseminar reinschauen, wie man Fragebögen erstellt.)
Die meisten dieser Fachbegriffe sind, trotz kurzer Erklärung, immer noch Fachbegriffe, technische Vokabeln, die dem Durchschnittsmenschen kaum geläufig sind. Wer achtet beim Autokauf auf Vokabeln wie cw-Wert?
Noch dazu begeht euer Forschungsprojekt "Ästhetische Gestaltung von Internetseiten" einen kardinalen Fehler: Es nimmt Webseiten (Webseiten! Internetseiten gibt es nicht) als fest in den Fels gehauene Objekte, praktisch als abrufbare Bilder an, die bei jedem Rezipienten gleich aussehen.
Wenn ich in meinem Browser die Schriftgröße vergrößere, weil der Autor der Seite eine winzig kleine Schrift definiert hat und ich mir nicht die Augen ruinieren will, dann verschiebt sich einiges auf der Webseite. Die "Balance" ist weg, aber dafür kann ich den Text lesen. Wenn die Seite aus roter Schrift auf schwarzen Grund besteht, habe ich keine Skrupel, die Farben zur besseren Lesbarkeit in Schwarz auf Weiß umzustellen. Adieu oh ach so "spannende" "Farbkomposition".
Und jetzt stell Dir mal blinde Webseitenbesucher vor, die einfach nur Text über die Braillezeile lesen.
Ihr habt den falschen Ansatzpunkt: Ästhetik einer Webseite wird nicht nur über klassische Faktoren der Ästhetik eines Ölgemäldes aus dem 17. Jahrhundert definiert, sondern auch über viele andere Faktoren (mal ganz abgesehen vom Inhalt), einer der wichtigsten ist die Nutzbarkeit dieser Seite.
- Tim