Mathias Bigge: Bitte um Mitarbeit!

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Hi Sven,

irgendwie gehört das zum Psychologenhandwerk, zumindest in universitären Elfenbeinturm, aus konkreten Fragen abstrakte zu entwickeln, die empirisch besser zu beantworten sind, leider oft um den Preis der Irrelevanz der Ergebnisse, was aber die Forschungsgelder weiter fließen lässt.

mir ist die hohe abstraktion der fragen durchaus bewußt, doch sehe ich in diesem stadium keine bessere alternative.

Genau. Ich erinnere mich an einen Habilitationsvertrag einer Psychologin in Bochum, den ich aus Langeweile besucht habe, ich hatte außerdem zu viel Kaffee in diversen Mittelbauernbüros getrunken, und brauchte mal die beruhigende Hörsaalatmosphäre. Vortragstitel: "Ich fühle mich belästigt." Interessant!

Dem ganzen lag natürlich eine Abstraktion zu Grunde, da die Frage in ihrer alltagshirnmäßigen Allgemeinheit empirisch nicht zu beantworten ist. Deshalb hatte sich die forsche Dame darauf kapriziert, empirisch zu untersuchen, ob man sich eher durch tiefe Brummtöne oder durch schrilles Gequieke genervt fühlt, zudem, um der albernen Alltagswirklichkeit ein wenig näher zu treten auch unterschiedliche Tondauer und Lautstärke auf die Probanden niedergehen lassen. Ergebnis (halt Dich fest!): Schrille Quietschtöne wurden einhellig als nerviger bewertet als ein regelmäßiges sonores Gebrumm. Das steht jetzt eindeutig fest! Durch empirische Forschung bewiesen! Wer hätte das gedacht. Mein Fazit: Nur irrelevante psychologische Fragen sind empirisch eindeutig beantwortbar. Und wenn's mit der Unikarriere nicht klappt, wird man eben - Psychologe *g*

in einer endversion (dessen entwicklung schätzungsweise mindestens ein jahr dauern wird) werden die fragen auch wesentlich verständlicher.

So ist das halt mit der Forschungsnetwicklung. Wenn die Psychologen in Münster den Auftrag bekommen würden, die Akzeptanz für eine Entwicklung der Verkehrswege durchs Ruhrgebiet zu erforschen, würden sie sicher raffiniert "fragen":
"Die Dichte von Verkehrswegen spielt eine Rolle für mein Wohlbefinden.", und dies im Sinne der vorbildlichen Vorgaben der empirischen Forschung in mehreren Stufen als zutreffend oder nicht zutreffend bewerten lassen. Herrlich, oder? Stell Dir vor, einer würde die Leute fragen, welche mögliche Straßenführung sie besser fänden, oder welche Folgen eine der Alternativen für sie hätte, wer sollte für so einen profanen Scheiß Geld spucken? Die Forschungsministerin? Na, da müsste die ja krank sein!

Den Verweis auf die "Next Version" habt ihr euch, weil es in der Softwareindustrie so gut klappt, bestimmt von dort abgeguckt. :-> Psychologisch geschickt eingefädelt: Die Hoffnung, dass die nächste Version wirklich das bringt, was die Endanwender sich wünschen, ist noch nicht ganz aufgegeben.

Wie beim vorläufigen Erschießen.

Mein Gott, was sind wir böse... Aber mal im Ernst: Ware das wirklich das Ende eurer Karriere, die zu bewertenden Statements so zu formulieren, dass ein Fachmann, und das ist der gute Sven nunmal,  eine Idee hätte, was gemeint ist?

Viele Grüße
Mathias Bigge

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http://www.selfaktuell.teamone.de/tippstricks/index.htm
Empirie in ihrer technischen Form *g*