Hallo Thomas,
Aus der sicht eines Computers stimmt sogar, dass "alles" nur Daten ist. Aber wenn Programmierer auch schon so zu denken anfangen und dann dieses Denken auch in XML umsetzen, entstehen flachstrukturige XML-Dateien mit vollkommen sinnlosen/sinnfreien MarkUp und bar jeweder internen Sematik.
Wir hatten ja schon vor laengerer Zeit mal eine Diskussion hier, in der es darum ging, ob es Sinn macht, Konfigdateien fuer Anwendungen in XML zu speichern. So weit ich weiss, kam ein "Jein" dabei heraus. Typisch sind ja die klassischen INI-Dateien von Windows: da gibt es [sections] und unterhalb davon Eintraege des Type name = value. In XML etwa abbildbar als:
<config>
<section name="...">
<config-entry name="...">
<value>...</value>
</config-entry>
</section>
</config>
Bei so einer schlichten Struktur ist es tatsaechlich fraglich, ob es sich lohnt, dafuer einen XML-Parser anzuwerfen, der ja immerhin auch Ressourcen kostet. Es ist sicher kein Zufall, dass fuehrende OpenSource-Produkte wie Apache und Linux in ihren Konfigdateien bis heute kein XML einsetzen - einfach weil es fuer die schlichte Struktur solcher Daten oversized waere. Wenn man also so argumentiert, koennte man sagen, XML lohnt sich erst, wenn die Daten eine gewisse Strukturierungstiefe und generell eine gewisse strukturelle Komplexitaet erreichen.
Deshalb rede ich viel lieber über XML-Dokumente und strukturierte Erfassnung von Informationen statt über "Daten".
Wobei es aber wiederum verkehrt waere, zu versuchen, einen Keil zu treiben zwischen "Dokumente" und "Daten". Die Uebergaenge zwischen stark strukturierten Dokumenten und datenbankartigen Strukturen sind oft fliessend - z.B. hier im Forum.
XML stellt die Regel zur Verfügung mit deren Hilfe man die Struktur beliebigen Sprachen bilden kann, wenn man dann von der allgemeinen Regel zu den konkreten Regel einer bestimmten Spache kommt und diese festhält, hat man eine DTD oder Schema.
Richtig, und man sollte auch mal bedenken, dass man mit XML nicht nur Textdaten beschreiben kann, sondern Strukturen beliebiger Art, egal ob Musikstuecke, Vektorgrafik, technische Daten ... es gibt keine Grenzen. Insofern hinkt sowohl der Vergleich mit anderen Bemuehungen, strukturierte Dokumente zu beschreiben, als auch mit Vergleichen zu Datenbanksystemen. Wenn man sich beispielsweise mal XML-basierte Standards RDF, SVG oder MathML anguckt, dann bekommt man bereits eine gute Ahnung von der vielseiten Anwendbarkeit von XML. Und Metadaten, Vektorgrafiken, oder mathematische Formeln wuerde ich weder in die Rubrik "Dokument" noch in die Rubrik "Daten" (im Sinne von DBS) einordnen.
viele Gruesse
Stefan Muenz