Hallo schwarze Piste,
Das ist das berühmte philosophische Problem, ob der besser lebt,
der die (böse) Wahrheit kennt oder der, der an die (gute) Lüge glaubt.
Immer wieder empfehlenswert: Ibsens "Die Gespenster" ;-)
Ich muss gestehen, ich tue mich im Allgemeinen schwer damit, Bücher von vorne bis hinten durchzulesen, und einem belletristischen Werk wird man anders wohl kaum gerecht. Da ich dieses philosophische Problem aber durchaus auch aus eigener praktischer Erfahrung kenne, werde ich mich vielleicht mal überwinden, wenn ich Muße finde.
Ich halte den Vorstoß von Frau Zypris in der Tat für unausgegoren, zumal er sich auch nicht mit dem gerade erst geänderten Kindschaftsrecht zusammenreimt, nach dem jedes Kind das Recht hat zu wissen, wer seine leiblichen Eltern sind und weshalb es nun endlich auch das Recht hat, ggf. Ensicht in Adoptionsdokumente zu nehmen.
Warum sollte ein ähnliches Recht nicht umgekehrt auch Eltern zukommen?
Auch die Kinder kommen nicht heimlich an solche Informationen, sondern
über den Zivilrechtsweg. Wie auch immer dein Argument lauten sollte hinter
diesem Absatz (das wird mir nämlich nicht wirklich klar), hier ist gerade
so etwas wie "Gleichberechtigung" geplant:
Grundsätzlich hat JEDER hat ein Recht auf Wissen um seine
Familienverhältnisse, aber diese Offenheit erfordert Offenheit.
Der Unterschied hier ist, dass es bei Nachforschungen, die Adoptivkinder anstellen, um ihre leiblichen Eltern ausfindig zu machen, gar keinen anderen Weg als den offiziellen gibt, um an die behördliche Akten zu gelangen.
"Gleichberechtigung", das ist gut! Genau deshalb finde ich es gar nicht schlecht, dass es aufgrund des wissenschaftlichen Fortschritts, einer Frau nicht mehr ohne weiteres möglich ist, einem als Ernährer interessanten Mann unter Missachtung von Offenheit eine Vaterschaft vorzugaukeln. (Umgekehrt ist das ja schon aus biologischen Gründen gar nicht möglich)
Ich fürchte aber, dass Frau Zypris mit diesem Vorschlag keineswegs auf dem "Scheiter"-Haufen landen wird und damit ebenso durchkommen wird wie mit dem "Recht auf anonyme Geburt" (Babyklappen), das zu dem vorgenannten Recht auf das Wissen um die leibliche Abstammung ebenso im Widerspruch steht.
Hier driften wir nun endgültig ab und der Zusammenhang zu den anderen
Themen ist nur noch schwerlich herzustellen.
Wieso? Bbeide -allen Ernstes- diskutierten Vorstöße missachten das Recht, zu wissen mit wem man direkt verwandt ist.
Aber die Idee hinter den Babyklappen ist die, dass man aus Erfahrung
unterstellt, dass wer sein Kind nach der Geburt aussetzt, mit der Situation
so überfordert ist, dass Strafandrohungen längst nicht mehr fruchten.
Eben weil dem so ist, sind auch Babyklappen purer Nonsens: Mütter, die ihr Kind direkt nach der Geburt verhungern, verdursten oder erfrieren lassen und es später in einer Mülltonne ablegen, werden das mit und ohne Babyklappen tun.
Und dann sollen wenigstens die Kinder gerettet werden.
Oder um es auf deinen Argumetationsstrang herunter zu brechen:
Lieber ein Kind, dass Schwierigkeiten bekommt, die Identität seiner Mutter
zu ermitteln, als ein Kind, bei dem die Leichenbeschauer Probleme haben,
Die Erfahrung lehrt im Gegenteil, dass mittlerweile, da einige Babyklappen geduldet werden, dieses Angebot der "Entsorgung" zwar hie und da auch angenommen wird, dass aber dennoch die Zahl der auf Müllkippen und in Gefriertruhen aufgefundenen Babyleichen nicht abnimmt.
Gruß Gernot