Hallo, Daniel!
Wieviel Bürger die Hansestädte insgesammt hatten, kann ich leider auf die schnelle nicht finden.
Der Wahrenverkehr und Geldfluss von damals ist aber wohl ziemlich lecherlich, wenn man ihn mit dem heute z.B. innerhalb der EU vergleicht.
das war er zu der zeit auch in gebieten mit einem zins-geldsystem. für die damalige zeit war der warenfluss in diesem gebiet allerdings überdurchschnittlich hoch.
und da das geld wesentlich schneller umlief, als heute, war auch der geldumlauf verhältnismässig hoch.
Außerdem ist der Wohlstand der Hanse natürlich nicht auf irgend eine Währung zurückzuführen, sondern darauf, dass sie durch eine geschickte Politik sehr viel Macht und Privilegien erlangten.
zum teil war der wohlstand sicher auf privilegien und geschicktes handeln zurückzuführen, aber _die_verteilung_ des reichtums innerhalb der bevölkerung lässt sich damit nicht erklären. all diese monumentalen sakralbauten wurden nämlich nicht von sklaven und frohnarbeitern ausgeführt, sondern von freien handwerkern. und finanziert wurden sie von spenden der bevölkerung, der durchaus bewusst war, dass sie die fertigstellung nicht mehr erleben würden.
sieh dir die hansestädte mal an. in keiner anderen epoche hat es wieder so reich verzierte gebäude gegeben, die von freien menschen gebaut wurden.
der entscheidende punkt, der für diese geldsystem spricht, war nicht der reichtum der hanse an sich, sondern dass dieser reichtum unter der ganzen bevölkerung breit verteilt war und dass es keine zyklischen wirtschaftskrisen gab, wie heute.
bei welchem zeitraum und welcher fläche würdest du denn die funktionsfähigkeit eines solchen systems als bewiesen gelten lassen?
Naja 20 Jahre und eine der EU vergleichbares Gebiet (Fläche ist das bei Weitem die unbedeutenste Größe) würden mich schon überzeugen, ein System, bei dem das Klappt, kann nicht total schlecht sein. Aber Du wirst nicht die Möglichkeit haben, das auszuprobieren.
wie wäre es dann mit 200 statt 20 jahren und einem gesamtgebiet der hanse, das dem heutigen europa durchaus entspricht, wobei der teil der hanse, in dem dieses geldsystem existierte, zu den erfolgreichsten gehörte?
Außerdem hast Du eine mathematische Begründung versprochen, die mich immernoch brennend interessiert.
es ist spät geworden. diesen einen punkt spare ich mir noch bis morgen auf. dann schreibe ich aber was dazu, versprochen.
Es gibt viel, was es Wert ist, sich näher damit zu beschäftigen. Geldpolitik gehört sicher dazu, aber ich kann auch nicht alles leisten.
Du scheinst zu glauben, mit ein paar populärwissenschaftlichen Büchern (deine referenzen Fallen weitestgehend darunter, und die, die es nicht tun, klingen nicht so sehr überzeugend) die Welt verstanden zu haben. So einfach ist die Welt aber leider nicht.
dem halte ich entgegen: wenn die welt so komplex wäre, wie die heutigen ökonomen behaupten, dann hätten die menschen in der vegangenheit nicht überlebt, als das leben noch beschwerlicher war, als heute.
freundl. Grüsse aus Berlin, Raik