Moin!
Warum aber diese Faszination gerade für die rechte Szene bei einigen und die stille Sympathie vieler Zuschauer?
mögliche Gründe aus meiner Sicht:
- Abneigung gegen alles, was von links kommt aufgrund der SED-Erfahrung
Das ist natürlich durchaus ein Problem: Solange auch bürgerliche Politiker am rechten Rand Fischen gehen (von Strauss über Koch bis nun hin zu Schäuble) kommt die Gegenbewegung nur von links und nicht aus der Mitte der Gesellschaft, was eigentlich das Ziel sein muss.
- Tendenzen in der DDR-Gesellschaft, die sich bei den Rechten wiederfinden (Militarismus, Fahnen, Führung, Lügen und Vorurteile, Hierarchie, Abneigung gegen kritische Intellektuelle, Misstrauen gegen aalle Ausländer, auch gegen Westdeutsche)
Diesen Aspekt hat damals auch mein Politik-Lehrer angesprochen: In der SBZ kamen die Leute von der einen in die andere Diktatur.
- fehlendes Selbstbewusstsein, Schwierigkeiten, sich in der neuen Welt zurechtzufinden
Genau das meinte ich mit „Globalisierungsverlierer“: Wir „Besserwessis“ kennen die Ellenbogengesellschaft schon länger und wissen daher besser, wie man seine Ellenbogen einsetzt.
- Hoffnung auf konkrete Gewinne; der Deutsch-Afrikaner in Potsdam wurde nicht nur rassistisch beschimpft, sondern auch ausgeraubt; vielleicht gibt es auch Geldleistungen und Unterstützung für Aktive der rechten Szene
Du meinst, dass es eventuell Kopfgelder gibt? Das wäre ein starkes Stück und würde dann umso mehr wundern, dass von staatlicher Seite so wenig unternommen wird.
Strafen sind das Mittel, welches zum Tragen kommt, wenn das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. […] höhere Strafen [können] nur ein Mittel sein, öffentliche Jugendzentren oder Angebote wie 1€-Jobs beispielsweise sollten allerdings bevorzugt werden.
Ja, auch wenn ich die 1-Euro-Jobs für eine fatale Fehlorientierung halte.
Das Konzept hinter den 1€-Jobs ist natürlich Käse, dass ist ganz klar. Ich habe einmal die Kosten für die Beschäftigung eines 1€-Jobs und eines Zivis durchgerechnet, und siehe da: Aus finanzieller Sicht hat der Staat seine Schäfchen ins Trockene gebracht, falls die Wehrpflicht kippen sollte, die Dienstleistungen des Zivildienstes sind weiterhin gesichert. Was ich mit dem Begriff »1€-Job« meinte war, dass den Arbeitslosen eine irgendwie geartete Beschäftigung gegeben wird, da nichts frustrierender ist, als gegen den Willen untätig sein zu müssen. Daher verstehe ich z.B. nicht, weshalb es keine Anreize gibt, Arbeitslose, die ehrenamtlich tätig sind, zu fördern: Die Leute haben eine wichtige Aufgabe – wichtig für die Gesellschaft (im Verein oder so) und die Aufgabe für „ihr Ego“. (Das ganze klingt vielleicht ausbeuterisch, soll es aber nicht sein, sondern im Gegenteil Perspektiven schaffen und nicht reguläre Beschäftigungsverhältnisse vernichten.)
Viele Grüße,
Robert