Hi,
Ihre prinzipiell ethischen Grundlagen basieren allerdings bereits auf Vorbildern aus früheren, nicht-christlichen Zeiten (genauer: aus Zeiten vor den Buchreligionen, also inkl. des Judaismus).
Ist das schlimm?
Nein, es ist immer von Vorteil, gesammelte Erfahrungen zu benutzen. ;)
Wenn man sich allerdings auf den Standpunkt stellt: Unsere Sammlung ist abgeschlossen - Gott hat verkündet und gut ist, dann wird es IMHO problematisch.
Von mir aus brauchen diese Werte auch nicht in der Bibel niedergeschrieben sein. Leider leider leider kenne ich mich mit dem Judentum (ist das das gleiche wie Judaismus?) nicht so gut aus (Schande über meine Schul)Bildung!). Aber ich weiss (oder glaube zu wissen), dass auch die Juden sehr vernünftige Grundsätze haben
Jesus war Jude. Alle drei Buchreligionen (Judentum, Christentum und Islam) basieren auf dem Buch Mose. Deswegen halten Muslime (IMHO nicht ganz zu unrecht) den Islam auch für überlegen, weil er das (aus ihrer Sicht) letzte (und damit beste/fundierteste) Glied der Kette darstellt. Dummerweise sind sie, ebenso wie die Christen, halt der Meinung, *daß* diese Kette zwar mehrere Glieder hat, aber bei (jeweils) ihnen nun wirklich das Ende erreicht sei (LOL). Die Juden sehen allerdings keine Kette. Sie sind das auserwählte Volk, im Besitz der göttlichen Offenbarung und gut ist. Die haben es also vergleichsweise gut. >;->
(von der Sache mit dem verbotenen Schweinefleisch mal abgesehen... das habe ich nie verstanden).
Alles sehr sinnvolle Vorschriften in einer Zeit, als es noch keine moderne Medizin und Tierhaltung gab, keine Lebensmittelüberwachung, kein "ich dusch jeden Tag" und man weder Bakterien noch Antibiotika kannte oder Viren.
Heutzutage steht es IMHO eher für die Unfähigkeit, die religiösen Vorschriften sinnvoll zu interpretieren. Der Vorwurf geht ja auch stark an den Islam.
Aber da gibt es natürlich auch die "Cleverness" (passenderweise hier: Chuzpe ;)), mit der orthodoxe Juden z.B. den Sabbat einalten, ohne auf modernen Komfort zu verzichten (man denke nur an die Vorschrift, an Sabbat zu ruhen - also darf man nichts arbeiten, also auch kein Auto anlassen - aber von einfachem Knöpfe drücken steht nichts in der Tora, weswegen ein "koscheres" Auto einen Knopf zum Drücken hat, dessen Auslösung dann zeitverzögert den Motor startet - so arbeitet der Fahrer nicht, sondern der Knopf, irgendwie, aber fahren kann er trotzdem.
Kants kategorischer Imperativ ist mir allerdings sehr wohl ein Begriff und ich habe ihn immer sehr kritisch gesehen. Eine allgemeine Gesetzgebung kann totalitär ausfallen.
Da gibt es ja noch mehr sinnvolle Quellen: Z.B. "Bill of Rights" oder besser: die "UN-Charta".
Hier kommen wir wieder auf die Moral zurück. Was ist richtig, was ist falsch? Woher weiss der Mensch was richtig und was falsch ist?
Alle Menschen sind frei und gleich & tue nichts, was einem anderen Menschen schadet (Gewalt in jedweder Form, Diebstahl).
In irgendeiner Ecke sitzt immer ein Mensch der der Meinung ist, Mord könnte durchaus eine gerechtfertigte Grundlage einer allgemeinen Gesetzgebung sein.
Was einem anderen Menschen unmittelbar schädigt, kann niemals gerechfertigt sein (außer als Sanktion für Verstöße dagegen).
Noch 'ne Volksweisheit: "Was Du nicht willst, daß man dir tu, das füge keinem Andern zu" ;)
Wo ist da der Widerspruch? "Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen" (auch Kant - im Zuge der Aufklärung) war schon in der Schule mein persönlicher Leitspruch. Wenn ich glaube (an Gott, an christliche Werte) heisst das nicht, dass ich nicht auch kritisch hinterfragen kann.
Sicher nicht - zumindest theoretisch.
Praktisch machen es einem manche Religionen und Kirchen allerdings etwas schwer. Gottes Wort ist ggf. eben *nicht* hinterfragbar. Denn: Wer bist *Du* schon, daß Du es wagst, IHN zu hinterfragen?
Zum Beispiel sehe ich die Evolution als erwiesen an (es gibt auch Christen die behaaren auf die Schöpfungsgeschichte!). Ebenso behandle ich andere alttestamentarische Geschichten.
Sicherlich sinnvoll. Aber dir ist ja selbst bewußt, daß Du mit dieser Einstellung nicht gerade bei allen Bevölkerungen und Regierungen und von Regierungen unwissend gehaltenen Bevölkerungen Hosianna-Rufe auslöst. ;)
Wobei ich auch hier Einschnitte mache und sage - die Moral heute ist eine andere als in der Zeit als die Bibel geschrieben wurde!
Das Problem ist aber auch, daß "Moral" (jenseits der Grundrechte etc.) eine Wertung darstellt, die politischen Wünschen unterliegt (s. z.B. die Mädchen-Beschneidungen, die nach aufgeklärten, weltlichen Maßstäben natürlich zu verurteilen sind, mit Verweis auf den Koran aber gerechtfertigt werden, wobei sich im Koran allerdings auch nichts darüber finden läßt). Und das war schon so, als die Bibel geschrieben wurde ...
Solle ein jeder nach seiner Fasson selig werden ... ;)
... solange er mir nicht vorschreiben will, wie ich selig zu leben habe.
full ACK!
Wobei ich das "mir" durchaus ausgeweitet sehen möchte auch auf die Fasson anderer Menschen. D.h., ich war z.B. definitiv nie in der Gefahr, meine Klitoris zu verlieren (s.o.) >;-), aber wenn gegen die Grundmaßstäbe verstoßen wird, werde ich generell und auch wenn es mich nicht selbst betrifft sehr persönlich sehr unangenehm ...
Gruß, Cybaer
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