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Und selbst wenn es so wäre, wäre das durch die Meinungsfreiheit gedeckt, eine Gemeinschaft muss mit solchen Menschen umgehen können. Wenn mir jemand etwas vorschreiben würde, was ich nicht mit meinen Grundsätzen vereinbaren könnte, würde ich mich nicht beugen, wenn ich mich nicht verleugnen will.
Meinungsfreiheit als etwas Absolutes ist ein Trugschluss, sie ist ebenso eine Überinkunft, ein Kompromiss, wie vieles andere, wohl im Dienste und Sinne der Allgemeinheit.
Dem stimme ich nur eingeschränkt zu, denn für eine sich funktionierend nennende Gemeinschaft ist imho keine Meinungsfreiheit nötig. (Okay, es ist eine Frage der Semantik des Wortes "funktionieren".) Totalitäre System existierten und existieren und die Unterdrückung wurde zuoft als nötig erachtet. Dystopien wie 1984 und Brave New World verfolgen ebenso genau diese Argumentation: (Meinungs-)Freiheit schadet der Stabilität der Gesellschaft, eine "Offene Gesellschaft" ist zum Scheitern verurteilt. Der allgemeine Nutzen von persönlichen Freiheiten ist imho sekundär, Jahrtausende lang wurden Hierarchien, Leibeigenschaft und das Leben als Diener, Lakai und Untertan als selbstverständlich und gottgegeben anerkannt. Hier würde ich zwischen einer funktionierenden und einer prosperierenden Gesellschaft unterscheiden: für eine (kulturell) prosperierende ist die Freiheit des Individuums essentiell. Ich denke, das meintest du mit funktionieren, insofern widerspreche ich dir nicht. Hm, da stellt man sich die Frage, ob diese unsere Gesellschaft "nur" funktioniert oder auch wirklich kulturell prosperiert... und ich kann nicht einmal eine eindeutige Antwort finden, ohne in Schönrederei oder Schwarzmalerei abzudriften. :)
Aber nochmal muss ich dich darauf hinweisen, dass du eine ganze Reihe von Handlungen durchführst oder eben nicht durchführst, die nicht mit deinen Grundsätzen zu verinbaren sind. Die bitterste Pille ist immer die, die man sich selbst herstellt und so ist es mit unseren Grundsätzen, unter gegebenen Umständen bröckeln unsere Grundsätze ab und es bleiben nur äußerst wenige übrig an denen man sich festhalten kann. Und nicht mal diese sind unverrückbar. Es gibt genügend menschliche Tragödien, die dies bewesien, wenn auch mindestens so viele gibt, die vom Gegenteil berichten. Unsere Diskussion hierüber ist rein akademisch und ich wünsche eigentlich keinem von uns, sie über Tatschen führen zu müssen.
Das sehe ich auch so, persönliche Überzeugungen werden in jedem Fall durch die aufgedrückten Konventionen "korrumpiert". Dies passiert jedoch in beschränktem Ausmaß bei jeder Vereinbarung, oder bspw. in einer Partnerschaft, demnach in unverhältnismäßig größerem Ausmaß in der Gesellschaft. Auf der anderen Seite zeigt es, dass es grundsätzlich auch eine gewisse Notwendigkeit des Festhaltens an grundsätzlichen Überzeugungen gibt. Wie gesagt, es ist ein Spagat.
Gelebte radikale Individualität ist schwer möglich. Diese als Ideal zu vertreten ist hilfreicher, aber andererseits schränkt jede Ordnung die Individualität ein und zwingt zur Anpassung, das bedarf nicht unbedingt eine hierarchische Ordnung, auch wenn dabei Konformität und Gleichschaltung vergöttert werden. Über die Notwendigkeit von Regeln sagte ich glaube ich schon etwas.
Mein Anliegen ist es zwar zu versuchen, die radikale Individualität zu leben (ohne dabei wie gesagt antisozial zu handeln), aber da die widersprüchlich und unmöglich erscheint, versuche ich in erster Linie mir meine Abhängigkeit und Unfreiheit bewusst zu machen und weitesgehend durch unabhängiges Denken in Grenzen zu halten. Da das Eine zum Anderen führt, muss ich auch mit Selbstentfremdung rechnen bzw. mich damit "abfinden" oder arrangieren, wenn ich gesellschaftliches Zusammenleben und die nötigen Kompromisse befürworte. Weil es aber zwischen radikaler Individualität und kritikloser Anpassung viele Graustufen gibt, versuche ich auch hier einen "dialektischen" Mittelweg zu finden.
Und z.B. gerade aus diesem Grund ärgern mich die Übersetzungen von Suchdiensten, da sie meine Texte verfälschen.
Naja, jedem Leser der Übersetzung wird schon nach dem ersten Satz auffallen, dass die Übersetzung sinnfrei ist. :)
Wie sollte es jemandem auffallen der z.B. nicht so toll englisch spricht, aber da die Übersetzung in seiner Sprache es eben nicht gibt, er so auf die englische Übersetzung gekommen ist?
Ich würde beispielsweise meine in Fachsprache geschriebenen Artikel schwer verstehen, wenn sie in klarem Englisch geschrieben wären (nicht in dem Englisch, welches ich Sprachtölpel in einer Übersetzung verwenden würde), insofern spreche ich nicht toll englisch. Aber das hindert mich nicht daran zu merken, dass eine automatische Übersetzung vom Deutschen ins Englische extrem unverständlich ist und man selbst ohne Kenntnis des Originalartikerls merkt, dass die Übersetzung mangelhaft bis unbrauchbar ist... Naja, nur als Beispiel, ich kann mir nicht vorstellen, dass man nicht merkt, dass das Kauderwelsch vom Übersetzungscomputer stammt und nicht der Ursprungsartikel den unverständlichen Mist beinhaltet, den der Übersetzer liefert...
Finde ich nicht. Ich habe doch dargelegt, dass ich GNU als optimale Synthese zwischen gemeinsinnigem Handeln und dem Schutz von genialischen und kreativen Leistung vor Missbrauch sehe.
Ich halte -und damit mache ich mir sicher ein paar Feinde mehr - die GNU FDL oder bzw. besonders Copyleft für "Hirnwichserei".
g Kein Kommentar. In der Tat bin ich anderer Meinung.
Sie sind im Grunde keines Wegs was anderes als Copyright oder die Anspruchnahme des Urheberrechts.
Das stimmt. Wobei ich mit Copyright i.d.R. etwas anderes verbinde.
Alles schön rundherum mit bla bla bla erklärt, aber im Grunde ist es nichts anderes. Das erschient mir wie eine Rebellion der Opportunisten.
Genau das ist es, aber die "wirklichen Rebellen" - diejenigen, die Urheberrechte vollkommen ablehnen - magst du offensichtlich noch weniger, deswegen verstehe ich nicht, wieso du es kritisierst, weil du es inkonsequent findest. "Halboppportunisten" dürften dir doch lieber sein. :)
Copyleft ist imho die Mitte zwischen den zwei Extremen, auf der einen Seite die Ablehnung aller Urheberrechte (Public Domain/Datenpiraterei) und auf der anderen Seite das striktes Copyright, welches wenig gemeinnützig ist (Kopieren verboten et cetera). Dass imho Public Domain (zusammen mit einigen anderen revolutionären Entwicklungen) das Ideal ist, habe ich schon dargelegt. ;) Der gesellschaftliche Realität eher entsprechend bietet aber GNU einen Mittelweg (nein ich lese nicht zuviel Aristoteles und rede deshalb ständig von Mittelwegen, man könnte es genauso Dialektik nennen, deshalb "Synthese").
Da für mich ein großer Unterschied zwischen (weitesgehend) freier Software/freien Publikationen und restriktiv urheberrechtlich geschützen Werken ist, würde ich Copyleft keineswegs als "Hirnwichserei" bezeichnen. Scheinheiligkeit kann man der Open Source-Gemeinde auch nicht vorwerfen, denn niemand schreibt freie Software, weil er insgeheim doch nur seine Rechte am Werk exklusiv nutzen möchte.
Ich widerspreche mir nicht, weil ich die Texte "trotz Bedenken" unter der FDL veröffentliche, gerade weil ich Plagiationen vermeiden möchte. Im Gegensatz zu vielen Lizenzen, welche "geistiges Eigentum" schützen wollen, sorgt GNU jedoch dafür, dass das Programm/das Schriftstück freies Allgemeineigentum ist und bleibt und niemand es für egoistische Zwecke missbrauchen kann. Die GNU-Lizenzen richten sich in erster Linie gegen die kommerzielle Weiterverwendung.
(eine rein rhetorische Frage: warum gibt es die diversen Linuxdistributionen zu kaufen?)
Ich verstehe nicht, was daran widersprüchlich ist. SuSE und andere Distributoren nehmen Geld dafür, dass sie die Distributionen zusammenstellen und maintainen, Handbücher schreiben (GNU FDL!), Installationsprogramme und Tools schreiben (afaik GPL) und alles drucken/pressen und vertreiben und kostenlosen Support anbieten. Die Bestandteile des Betriebssystems selbst sind kostenlos und im Übrigen darf man SuSE-CDs frei weitergeben und duplizieren. Weiterhin kann man sich die Distributionen auch kostenlos aus dem Netz laden. SuSE und die anderen Distributoren handeln deshalb imho keineswegs gegen die Prinzipien von Open Source.
Viele Unternehmen und Privatpersonen setzen Linux durchaus "kommerziell" ein, beispielsweise als Serverbetriebssystem, genauso werden Dienstleistung und Know-How rund um Linux angeboten. Ich sehe darin kein Widerspruch, dass Linux zwar antikommerziell entwickelt wird und so intendiert ist, aber dazu gebraucht wird, um im Endeffekt Arbeitsplätze zu schaffen. Denn leider regiert in dieser Wirklichkeit das Geld und vom Programmieren von freier Software wird man nicht satt - das ist eine Tatsache, die man nicht leugnen kann und durchaus bedenken muss, wenn man konsequent Open Source-Software fördert. Dass sich das Kapital im Endeffekt trotzdem wieder bei einigen wenigen ansammelt ist kein Manko von Freier Software.
Sicherlich wird die ursprüngliche Idee von Open Source "verdreht" und Puristen könnten davon sprechen, dass die Firmen, die mit Linux Geld machen, ohne es selbst zu unterstützen. Dass es anders gehen kann, sieht man am Beispiel Netscape & Mozilla. Ein Unternehmen, welches mit der Open Source-Gemeinde zusammenarbeitet und im Gegenzug die Mozilla-Quellen nutzt, um ein kommerzielles Produkt damit zu schaffen (nicht wirklich, es ist immerhin noch Freeware). Wenn man die Geldwirtschaft nicht komplett ablehnt, ist diese Verflechtung konsequent.
Mit der Verhinderung von kommerzieller Weiterverwendung meinte ich in erster Linie, dass die Software nicht benutzt werden darf, um unfreie Software zu produzieren (-> der "wuchernde Krebs" Open Source). Wie dargelegt gibt es aber noch andere schwerwiegendere "Missbrauchsszenarien" als das Vertreiben von freier Software, die man jedoch unterschiedlich bewerten kann, je nachdem, wie man extremistisch man denkt. :) Diese beschriebene Praxis würde ich jedoch keinesfalls mit dem "üblichen" Kommerz vergleichen, welcher um unfreie closed source Software getrieben wird. Wenn du aber kategorisch die Notwendigkeit von freier Software anzweifelst wird dich diese Argumentation wohl wenig tangieren. :)
Wie gesagt: GNU ist die Produkt einer Rebellion der Opportunisten. Was ist der Kern dabei? "ich muss als Urbeber/Autor/Verfasser/etc. meines Werkes genannt werden". Das Urheberrecht ist nur eine andere Form dieser Kernaussage.
Siehe oben, es ist imho ein entscheidender Unterschied zwischen freier Software (GPL) und closed source-Software welche von einer Firma exklusiv vertrieben wird. Beide berufen sich natürlich auf das Urheberrecht. Wenn du das Urheberrecht radikal verneinen würdest, also auf der einen extremen Seite stehen würdest, fände ich deine Kritik verständlich. Da ich die Open Source-Philosophie nur oberflächlich kenne, möchte ich nicht behaupten, dass sie prinzipiell jegliche "kommerzielle" Verwendung von Software ist (siehe oben, es ist momentan nicht möglich). Davon ausgehend kann man Open Source nicht als Heuchlerei oder als Verrat an den fundamentalistischen Idealen bezeichnen.
Ich muss zugeben, wenn ich konsequent denken würde, müsste ich auch meine "Rechte" an meinen Erzeugnissen verneinen, Dies ist unweifelhaft das Ideal, Nein, ich würde das nicht als Ideal anstreben. Eine vernüftige Copryright wäre mir lieber. Ich weiss über das "vernünftige" kann man lange diskutieren.
Momentan erscheint mir persönlich Open Source als am nächsten an meiner Idealvorstellung. Wobei ich anmerken muss, dass ich noch kein genaues Bild davon habe, wie deine Vorstellung von einem "vernünftigen" Copyright ist und welche Änderungen du begrüßen würdest. Du kannst es ja einmal erläutern, wenn du möchtest.
Grüße, Mathias