Hi,
Ich war 1989 an der Uni in Warschau. Dort hab ich auch erfahren, was FDJ-Arbeit auch bedeuten konnte: einen Protestbrief gegen den "Abschuss" des Sputniks schreiben; auch wenn uns dringlichst nahegelegt wurde, diesen nicht abzuschicken.
Polen hatte die Wende ja viel früher vollzogen, so hatten wir Auslandsstudenten die Wende in unseren Köpfen auch schon eingeleitet, als es zuhause in der DDR noch gar nicht richtig losging.
Die "Abstimmung mit den Füßen" haben wir mit eigenen Augen gesehen. Vor unserer DDR-Botschaft standen öfter Busse mir Ausreisewilligen. Ich hätte nur einzusteigen brauchen, hätte ich gewollt.
Über unsere Botschaft waren wir bestens über die Ereignisse zuhause informiert – besser als die Leute dort. Ich erinnere mich noch, wie uns gesagt wurde, Veränderungen gingen nur mit neuen Leuten (an der Spitze). Mitte Oktober war ich zuhause zur Geburtstagsfeier meiner Oma in einem Kulturhaus o.ä., jedenfalls hing ein Honecker-Bild an der Wand. Ich sagte den Leuten, dass der da wohl nicht mehr lange hängen würde. Ein paar Tage später wurde er durch Krenz ersetzt.
Das erste Novemberwochenende wollte ich wieder nach Hause fahren, aus irgendeinem Grund musste ich das auf das zweite verschieben. Auf einmal wünschten einem die Grenzer in Frankfurt/Oder viel Spaß. :-)
So war ich am 11. November das erste Mal in West-Berlin, über den Grenzübergang Bornholmer Straße, wo mein Opa meistens rüberkam, wenn er uns besuchte. Als Kulturschock hab ich es nicht empfunden, im Wedding stehen auch nur Häuser, und dass an diesen mehr Reklame prankt, wusste man ja aus dem (West-)Fernsehen.
Das Brandenburger Tor hab ich von der anderen Seite gesehen, ich stand auf der Tribüne, von der aus man über die Mauer kucken konnte. Damals wüschte ich mir, dass die Fahne auf dem Tor weiterhin dort wehen würde.
Gunnar
"Nobody wins unless everybody wins." (Bruce Springsteen)