Mathias Bigge: 9. November

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Hi Gunnar,

in der Sprache der Stadtbildführer ("Dieses Hotel hat Japan für uns gebaut!")
Ich meine das Hotel Unter den Linden, ich glaube, es hieß damals "Palasthotel", nah am Wasser, mit ner braunen Verkleidung.

Da isses, links, die braune Bude:

und hier:

Das Palasthotel bauten – wenn ich micht recht erinnere – die Schweden, nicht die Japaner.

Nicht "die Schweden", sondern eine schwedische Firma gegen Bezahlung, das war doch gerade mein Beispiel für die Sprachverzerrung in der DDR...

Und Stories gibt es zum dem Prachtbau anscheinend wie Sand am Meer:
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,323840,00.html
oder unter dem schönen Titel "Seid bereit" mit Sauerkraut:
http://www.freitag.de/1999/45/99450601.htm.

Aber wer hat die Bude nun wirklich dahingeklotzt?

Der DDR-Jargon lebt:
"Das Palasthotel in Berlin, wie es die Schweden mit unserer Hilfe bauten und wie wir es nie wieder sehen werden. Dafür steht dort jetzt ein anderes häßliches Hotel als Kontrast zum Dom. (Scan G. Lange)"
http://www.interflug.net/if-flugplaene.htm

Das Palasthotel als Folie für die DDR-Kontraste:

"der Kontrast zwischen den Restaurants im Palasthotel neben dem wiederhergestellten Dom und den HO-Gaststätten am Prenzlauer Berg; oder die Käuferschlange vor dem Gemüsegeschäft; oder wie überhaupt fast alles so grau, so unansehnlich wirkt."
http://www.jungewelt.de/2004/05-29/028.php

Mord im Palasthotel:
http://www.welt.de/data/2003/09/26/173810.html

Appartment für den Verkauf beschlagnahmter Antiquitäten im Palast-Hotel für Westler:

"Antiquitäten auch in Hotels

"Man konnte auch als normaler Westbürger hinfahren", sagt Claudia Fauth, Inhaberin des Antiquitätengeschäftes "Art 1900" am Kudamm. "Ich war nur ein einziges Mal in Mühlenbeck, denn es war viel zu teuer. Außerdem war der Goldpreis in der DDR zu hoch." Sie erinnert sich auch an jenes frei geräumte Appartement im Ost-Berliner Palasthotel: "Dort war ein Antiquitätengeschäft untergebracht, nur für Westtouristen." Gästen des Palasthotels und auch des Hotels Metropol vermittelte der Portier gern den Besuch bei der K&A."

Eine tolle Geschichte: Der reiche Westonkel lädt den DDR-Jungen und seine Familie ins Palast-Hotel ein:
http://www.hoeflichepaparazzi.de/forum/showthread.php?s=&threadid=11173

Aha, endlich die Architekten:
http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Palasthotel,_Berlin
"Gesamtleitung von Erhardt Gißke nach Entwurf von Ferenc Kiss "
Wer von den beiden ist der Schwede?

Nein, aber hier sind sie, die Schweden:
"1979 Das von der schwedischen Firma SIAB in Kooperation mit DDR-Betrieben erbaute Palasthotel (Radisson Plaza Hotel Berlin), Karl-Liebkecht-Straße 5 (Mitte), wird eröffnet.  "
http://www.luise-berlin.de/Kalender/Tag/Jun06.htm

Wäre vielleicht was, da mal genauer nachzuforschen, oder?

Viele Grüße
Mathias Bigge