hallo Mathias,
Aha, endlich die Architekten:
http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Palasthotel,_Berlin
"Gesamtleitung von Erhardt Gißke nach Entwurf von Ferenc Kiss "
Wer von den beiden ist der Schwede?
Gißke war Nationalpreisträger und hat sehr, sehr viele Bauten zu verantworten, darunter ebenso interessante wie fürchterliche. Kiss gehörte in den Umkreis der Bauakademie.
(Es gibt eine kleine Geschichte: Gißkes Sohn [oder wars die Tochter - da bin ich jetzt unsicher] studierte in Jena Psychologie und war frisch verheiratet und hatte eine dunkle Vier-Zimmer-Wohnung in einem Hinterhof, die dringend renovierungsbedürftig war, zugesprochen bekommen. Ich war 1974 wieder nach Jena gegangen und arbeitete als Hilfspfleger im OP-Saal der Chirurgischen Klinik. Das Studentenpaar hatte weder Zeit noch Geld, um die Wohnung zu renovieren und wollte auch noch nicht einziehen, also wurde mir ein Zimmer davon mietfrei für ein Jahr überlassen unter der Bedingung, daß ich im Sommer 1975 spurlos verschwinden würde. Das habe ich auch getan *g*)
aber hier sind sie, die Schweden:
"1979 Das von der schwedischen Firma SIAB in Kooperation mit DDR-Betrieben erbaute Palasthotel (Radisson Plaza Hotel Berlin), Karl-Liebkecht-Straße 5 (Mitte), wird eröffnet. "
http://www.luise-berlin.de/Kalender/Tag/Jun06.htm
Wäre vielleicht was, da mal genauer nachzuforschen, oder?
Warum? Das Palasthotel gehörte zu den stabileren und moderneren Bauten. Warum gerade das Ding auch wieder abgerissen werden mußte (die Mär vom Asbest hatte sich längst verflüchtigt), habe ich nie begriffen. Auch architektonisch war es gar nicht so fürchterlich, paßte bloß weder zum Palast der Republik auf der anderen Straßenseite, noch zum Dom auf der anderen Spreeseite und zu dem Ensemble der restlichen Karl-Liebknecht-Straße paßte es auch nicht (alles das trifft aber auch auf den Nachfolge-Bau zu). Es war architektonisch ein Unikat, vielleicht ein bissel klotzig, und der wesentliche Unterschied zum Palast der Republik bestand darin, daß es für einen "Normal-DDR-Bürger" schlicht nicht betretbar war. Wer erkennbar DDR-Klamotten trug, kam gar nicht erst rein. Ich habe es erst 1992 einmal (und nie wieder) anläßlich eines Parteitages der Berliner CDU betreten.
Im wesentlichen war das Palasthotel dazu da, daß sich auch höherrangige Leute "aus dem Westen" dort einlogieren konnten, die noch nicht ganz den Rang eines Staatsgastes erreicht hatten, aber vielleicht wirtschaftlich wichtige Verträge mit diversen Ministerien zu bekakeln hatten oder ähnliches. Daher war das Ding auch von der Stasi vollständig verkabelt worden.
Zu dem Zeitpunkt, zu dem das Palasthotel zwar noch stand, aber bereits sehr zäh über die Neubebauung (die ja inzwischen nahezu fertig ist), gestritten wurde (etwa ab 1992, der Ämterstreit dauerte rund sechs Jahre), war ich Vorsitzender des zuständigen Bauausschusses in Mitte. Die Planungen habe ich noch verfolgen und an winzigen Stellen beeinflussen können, wenngleich ich an dem Aquarienbau im neuen "Caré" keine Anteile habe ...
Grüße aus Berlin
Christoph S.
mailto:christoph.schnauss@berlin.de
http://www.christoph-schnauss.de
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