Christoph Schnauß: 9. November

hallo Forum,

tatsächlich, jetzt ist es 15 Jahre her  -  naja, noch nicht ganz, es war die Nacht vom 9. auf den 10. November 1989. Ich hatte am 2. November von einem Bekannten einen alten (Schwarz/Weiß)Fernseher geschenkt bekommen, und da ich keine Antenne dazu hatte, habe ich eh nur DDR-Fernsehen kucken können. Da kam am Abend eine sehr merkwürdige Sendung, in der Günter Schabowski ein Zettelchen aus der Anzugtasche fischte und irgendwas davon sagte, daß Ausreise jederzeit möglich wäre. Ich fands komisch, wußte damit nix anzufangen, ärgerte mich darüber, daß ich keinen anderen Sender kucken konnte, machte das Ding aus und ging erstmal schlafen.

Damals war ich Redakteur an einer Tageszeitung, die es heute nicht mehr gibt. Ich ging am 10. November wie gewohnt in die Redaktion und wunderte mich schon ein wenig über den Verkehr in der Berlienr Innenstadt  -  die gesamte Straße Unter den Linden war völlig verstopft. In der Redaktion dauerte es dann noch bis fast 13 Uhr, bis mir jemand mitteilte, Schabowski habe doch gestern abend die Grenze geöffnet, und ich bin sicher, ich habs bis Feierabend nicht glauben wollen. Allerdings hatten wir erhebliche Mühe, eine aktuelle Tageszeitung zusammenzustellen, die Einzelmeldungen der Nachrichtendienste kamen in unerwarteter Geschwindugkeit herein und widersprachen einander ständig. Ich bin dann erst nach 19 Uhr mit meiner Tagesarbeit fertig gewesen und probehalber mal zu einem der neuen Grenzübergänge (Heinrich-Heine-Straße) gelatscht. Allein. Das machte aber nichts: die Leute standen in einer ewig langen Dreierreihe, viele hatten was zu essen bei, und Flaschen, und ich mußte dauernd ablehnen, nein, ich hätte bereits genug getrunken ... Ich habs nicht ausgehalten. Vielleicht, wenn mich irgendeine Frau Freundin am Händchen gehalten hätte, hätte ich meinen Platz in der Dreierreihe eingenommen und wäre nach stundenlangem Warten sogar in dieser Nacht vom 10. auf den 11. November schon das erstemal in den Westen getappelt. Aber da ich allein war, ging ich dann doch wieder nach Hause. Und an diesem Abend wie auch an vielen folgenden Abenden habe ich gar kein Bedürfnis verspürt, etwas anderes als die DDR-Nachrichten im Fernsehen anzuschauen. Das wurde auf einmal auf eine geradezu unglaubliche Art interessant.

Und in den Westen bin ich dann am 14. November das erstemal gegangen. Am Bahnhof Friedrichstraße ...

In den Spätnachrichten heute heißt es, jeder dritte "Wessi" wüßte nicht, daß die Mauer am 9. November abends (wegen eines Versprechers, den Schabowski im DDR-Fernsehen geäußert hatte) geöffnet worden ist. Immerhin bescheinigen die Spätnachrichten 80% der "Ossis", das dann doch zu wissen.
Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?

Grüße aus Berlin

Christoph S.

  1. Hi Christoph,

    Da kam am Abend eine sehr merkwürdige Sendung, in der Günter Schabowski ein Zettelchen aus der Anzugtasche fischte und irgendwas davon sagte, daß Ausreise jederzeit möglich wäre. Ich fands komisch, wußte damit nix anzufangen, ärgerte mich darüber, daß ich keinen anderen Sender kucken konnte, machte das Ding aus und ging erstmal schlafen.
    Damals war ich Redakteur an einer Tageszeitung, die es heute nicht mehr gibt.

    Ich hoffe nicht, weil Du das deutsche Jahrhundertereignis verpennt hast *g*

    Aber verstehen kann ich Deine Redaktion gut: Erstmal die Dinge real werden lassen, das braucht manchmal seine Zeit.

    Und in den Westen bin ich dann am 14. November das erstemal gegangen. Am Bahnhof Friedrichstraße ...

    Mein Gott, der Bahnhof Friedrichstraße, da treffen sich die Erinnerungen Ost und die Erinnerungen West. Für mich war das immer wieder ein Schock: die Laufwege für Schäferhunde, die Durchsuchungen, die bewaffneten Posten auf den Brücken über den Zügen, die harschen Kontrollen der Reisenden aus dem Osten. Für uns war's nur eine Treppe und für 25 DM Eintritt war man drüben, für die anderen ein unüberschreitbares Hindernis, bis auf die DDR-Rentner, die in den Osten schleppten, was sie eben noch tragen konnten, Ersatzteile, seltene Waren, Kleidung, wie man auf den Röntgenschirmen der DDR-Grenzer sehen konnte.

    Plötzlich war man mitten drin im real existierenden Sozialismus, der für mich als Westler erstmal  ungeheuer komisch wirkte, etwa in der Sprache der Stadtbildführer ("Dieses Hotel hat Japan für uns gebaut!") und ihrem Verbiegen der Geschichte, oder im Verhalten der Taxifahrer, die nicht die geringste Lust hatten, durch die Gegend zu fahren. Dann die erschrockenen Gesichter, wenn man fragte, bis wann die Prachtstraße eigentlich Stalinallee geheißen hätte und ob man sie direkt nach dem 20. Parteitag umbenannt hätte.

    Probeweise habe ich mich oft eingereiht in die sozialistischen Warteschlangen, im Palast der Republik zum Beispiel oder vor einem anderen Restaurant, wurde dann aber immer erkannt und misstrauisch beäugt. Die irritierende Festtagsgarderobe der DDR-Bürger in den Nobelhotels, er in Original-Jeans, sie im kleinen Schwarzen. Dann die eigenartigen Preise (3,12 Mark) und die Kantinensprache im Interhotel ("Sättigungsbeilage", "Sachertorte mit Persipan").

    Dann die Stasi-Knechte unter den Linden in ihren Kunstlederjacken und albernen Hütchen, zumindest die, die man sehen sollte. Die Rituale an der Grenze, wo man die Frage nach dem Reiseziel auf keinen Fall mit "Ost-Berlin" beantworten durfte, sondern mit "Berlin, Hauptstadt der DDR", wenn man keine Schrereien haben wollte.

    In den Spätnachrichten heute heißt es, jeder dritte "Wessi" wüßte nicht, daß die Mauer am 9. November abends (wegen eines Versprechers, den Schabowski im DDR-Fernsehen geäußert hatte) geöffnet worden ist.

    Ich habe die Ereignisse damals gebannt im Fernsehen verfolgt, eben einen der wenigen Augenblicke in einem Leben, in dem Geschichte manifest wird. Ich habe mich mit den DDR-Bürgern gefreut, die mit ihren Klapperkisten kurz darauf unsere Straßen durchkreuzten, aber gleichzeitig auch eine Ahnung davon, was da an Problemen auf uns zukommt.

    Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?

    Ja, schon vorher, bei den Botschaftsflüchtlingen, war mir klar, dass das das Ende der DDR bedeuten würde, wenn es auch noch eine Zitterpartie gab, ob alles friedlich enden würde. Insofern war das eine wirkliche Sternstunde!

    Viele Grüße
    Mathias Bigge

    1. hi,

      Damals war ich Redakteur an einer Tageszeitung, die es heute nicht mehr gibt.
      Ich hoffe nicht, weil Du das deutsche Jahrhundertereignis verpennt hast *g*

      Nein, die Gründe dafür lagen an völlig anderer Stelle.

      Aber verstehen kann ich Deine Redaktion gut

      Ups? Du meintest _hier_ meine "Reaktion" (mit ohne "d" dazwischen)

      Erstmal die Dinge real werden lassen, das braucht manchmal seine Zeit.

      Nein, ganz so wars auch nicht. "Meine" Zeitung wurde in derselben Druckerei hergestellt wie das "Neue Deutschland". Und da gabs ein paar ungeschriebene und ein paar durchaus geschriebene Voraussetzungen: das ND hatte als erstes Andruck, und was darin stand, war die Pressewahrheit des nächsten Tages. "Wir" hatten eine Stunde später Andruck, und es war absolut unmöglich, daß irgendeine Meldung auf einer "unserer" Seiten aktueller war als das ND. Und es stand im Neuen Deutschland nichts von Schabowskis Zettelchen, auch in "unserer" Zeitung stand (am 10. November) selbstredend nichts davon, und da ich bereits wußte, was alle anderen erst am frühen Morgen lesen konnten, konnte im Fernsehen einfach nicht wahr sein, was ich da sah und hörte.

      in der Sprache der Stadtbildführer ("Dieses Hotel hat Japan für uns gebaut!")

      Neee, das war nicht ein "Hotel", sondern das "Internationale Handelszentrum" am Bahnhof Freidrichstraße, das Haus steht ja noch ...

      Dann die eigenartigen Preise (3,12 Mark)

      Die waren wahrscheinlich deutlich realistischer als das heutige Einerlei von 3,99

      und die Kantinensprache im Interhotel ("Sättigungsbeilage", "Sachertorte mit Persipan")

      Hm. "Sättigungsbeilagen" konnten Kartoffeln sein oder Reis oder Nudeln ... Und "P_a_rsipan" war ein international durchaus akzeptierter Ersatz für Marzipan  -  da ich Marzipan nicht mag, war mir das ziemlich egal.

      Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?
      Ja, schon vorher, bei den Botschaftsflüchtlingen, war mir klar, dass das das Ende der DDR bedeuten würde

      Richtig. Spätestens seit Mai, seitdem Ungarn die "grüne Grenze" erfunden hatte, wars klar. Aber es hat eigentlich niemand voraussehen oder irgendwie gleich so deuten können, daß diese winzige banale Ungeschicklichkeit des Herrn Schabowski dann tatsächlich die Mauer öffnen würde. Nicht _daß_ es geschehen ist, wundert mich im Nachhinein (das war zu erwarten), aber daß es _so_ geschehen ist, ist das Einzigartige. Die Montagsdemonstrationen in Leipzig hätten sich vier Wochen später verlaufen ...

      Grüße aus Berlin

      Christoph S.

      1. Hi,

        Die Montagsdemonstrationen in Leipzig hätten sich vier Wochen später verlaufen ...

        LOL. Das widerspricht aber allen theoretischen und praktischen Erfahrungen, wenn erstmal die unterdrückten Massen beginnen, sich offen gegen die herrschende Klasse zu artikulieren (und das nicht explizit unterdrückt wird - die "chinesische Lösung" kam ja gottseidank nicht zur Anwendung). Stand sowas "drüben" nicht auch in den Geschichtsbüchern? >;->

        Ich sehe es ähnlich wie Mathias: Bereits durch die "Abstimmung mit den Füßen" war das Ende der DDR faktisch besiegelt. Die einzige Chance wäre IMHO gewesen, ähnlich Gorbatschow, *beizeiten* eine schrittweise Modernisierung einzuleiten. Aber auch hier hätte wohl am Ende die Wiedervereinigung gestanden.

        Oder *vielleicht*, falls Lafontaine die Wahlen gewonnen hätte, und es die DDR quasi als "Sonderwirtschaftszone" noch länger geschafft hätte (bis sie eher aus eigener Kraft wirtschaftlich "genesen" wäre).

        Aber man sollte, historisch gesehen, generell keine "Was wäre passiert, wenn"-Spekulationen anstellen ... ;-)

        Gruß, Cybaer

        --
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        1. Hallo Cybaer,

          Aber man sollte, historisch gesehen, generell keine "Was wäre passiert, wenn"-Spekulationen anstellen ... ;-)

          Wieso nicht? Ich finde so etwas spannend. Außerdem kann es zu einem besseren Verständnis der Geschichte führen, wenn man sich klarmacht, warum die Geschichte so und nicht anders verlaufen ist.

          Schöne Grüße,

          Johannes

          --
          Das sage ich deshalb, weil ich Hompagebauer bin und Ahnung davon .
          ss:| zu:) ls:[ fo:) de:] va:) ch:) n4:| rl:) br:< js:| ie:{ fl:( mo:}
          1. Hi,

            Wieso nicht? Ich finde so etwas spannend.

            Keine Frage. Aber als Amüsement, nicht ernsthaft (oder auch nur mit dem Hauch einer Ernsthaftigkeit). :-)

            Außerdem kann es zu einem besseren Verständnis der Geschichte führen, wenn man sich klarmacht, warum die Geschichte so und nicht anders verlaufen ist.

            Geschichte entscheidet sich nicht an genau einem Punkt. Und man kann eben nicht sagen, wie es sich entwickelt hätte, wenn es an diesem einen Punkt anders verlaufen wäre. Und der spekulativ nächste Entscheidungspunkt, wäre dann wieder genauso spekulativ zu entscheiden.

            Gruß, Cybaer

            --
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            1. Hallo Cybaer,

              Wieso nicht? Ich finde so etwas spannend.

              Keine Frage. Aber als Amüsement, nicht ernsthaft (oder auch nur mit dem Hauch einer Ernsthaftigkeit). :-)

              Als beides.

              Außerdem kann es zu einem besseren Verständnis der Geschichte führen, wenn man sich klarmacht, warum die Geschichte so und nicht anders verlaufen ist.

              Geschichte entscheidet sich nicht an genau einem Punkt. Und man kann eben nicht sagen, wie es sich entwickelt hätte, wenn es an diesem einen Punkt anders verlaufen wäre. Und der spekulativ nächste Entscheidungspunkt, wäre dann wieder genauso spekulativ zu entscheiden.

              Aber man kann z.B. sehen, wie stark sich die Geschichte verändert hätte, wenn ein Ereignis nicht oder anders passiert wäre. Daraus kann man dann wieder ableiten, wie wichtig dieses Ereignis für den Lauf der Geschichte war.

              Schöne Grüße,

              Johannes

              --
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              1. Hi,

                Als beides.

                Mein Geschichtslehrer hätte vehement widersprochen - ich schließe mich seiner Sichtweise vorbehaltlos an. ;-)

                Aber man kann z.B. sehen, wie stark sich die Geschichte verändert hätte, wenn ein Ereignis nicht oder anders passiert wäre.

                Kann man nicht, da man nicht weiß, was stattdessen wie passiert wäre. Alles andere ist reine Kaffeesatzleserei, die besser bei einer reinen Fiktion aufgehoben ist. Dann besteht wenigstenst nicht die Gefahr, es mit der realen Geschichte zu verwechseln.

                Daraus kann man dann wieder ableiten, wie wichtig dieses Ereignis für den Lauf der Geschichte war.

                Das sollte man IMHO auch so können - jedenfalls wenn man sich mit der Thematik beschäftigt. ;-)

                Gruß, Cybaer

                --
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                1. Hallo Cybaer,

                  Als beides.

                  Mein Geschichtslehrer hätte vehement widersprochen - ich schließe mich seiner Sichtweise vorbehaltlos an. ;-)

                  Schön, dass du deinem Lehrer so vertraust ;-)

                  Aber man kann z.B. sehen, wie stark sich die Geschichte verändert hätte, wenn ein Ereignis nicht oder anders passiert wäre.

                  Kann man nicht, da man nicht weiß, was stattdessen wie passiert wäre. Alles andere ist reine Kaffeesatzleserei, die besser bei einer reinen Fiktion aufgehoben ist. Dann besteht wenigstenst nicht die Gefahr, es mit der realen Geschichte zu verwechseln.

                  Natürlich ist es immer Fiktion, da niemand genau weiß, was passiert wäre. Aber es lässt sich meiner Meinung nach schon sagen, ob eine mögliche Entwicklung mehr oder weniger wahrscheinlich wäre.

                  Daraus kann man dann wieder ableiten, wie wichtig dieses Ereignis für den Lauf der Geschichte war.

                  Das sollte man IMHO auch so können - jedenfalls wenn man sich mit der Thematik beschäftigt. ;-)

                  Selbstverständlich.

                  Schöne Grüße,

                  Johannes

                  --
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                  1. Hi,

                    Mein Geschichtslehrer hätte vehement widersprochen - ich schließe mich seiner Sichtweise vorbehaltlos an. ;-)
                    Schön, dass du deinem Lehrer so vertraust ;-)

                    Ist der *einzige* Lehrer, dem ich vertraue! 8->

                    Gruß, Cybaer

                    --
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                2. Hallo,

                  Mein Geschichtslehrer hätte vehement widersprochen - ich schließe mich seiner Sichtweise vorbehaltlos an. ;-)

                  Ihm, d.h. euch beiden würden einige Wisschenften und Wissenschaftler heute widersprechen. ;-)

                  Aber man kann z.B. sehen, wie stark sich die Geschichte verändert hätte, wenn ein Ereignis nicht oder anders passiert wäre.

                  Kann man nicht, da man nicht weiß, was stattdessen wie passiert wäre. Alles andere ist reine Kaffeesatzleserei, die besser bei einer reinen Fiktion aufgehoben ist.

                  Aporpos Fiktion: Asimov hat mit siner "Foundation"-Trilogie in den 1940-er den Begriff der Psychohistorik (eine mathematische Geschichtwissenschaft) erfunden.
                  Heute ist dieser Begriff dabei Realität zu werden.
                  D.h. es gibt eben Untersuchung und Arbeiten in denen es versucht wird matematisch-statistiche Formel auf zivilisatorische Vorgänge anzuwenden und so vorhersagen zu treffen bzw. diese auf die Vergangeheit angewendet zu überprüfen.

                  Da spielt schon das "was wäre wenn" eine sehr groß Rolle ;-)

                  Grüße
                  Thomas

                  1. Hi,

                    Ihm, d.h. euch beiden würden einige Wisschenften und Wissenschaftler heute widersprechen. ;-)

                    Was Wunder, wenn nicht. ;-)

                    Aporpos Fiktion: Asimov hat mit siner "Foundation"-Trilogie in den 1940-er

                    Ist das einer dieser Wissenschaftler?

                    SCNR ;->

                    Gruß, Cybaer

                    --
                    Hinweis an Fragesteller: Fremde haben ihre Freizeit geopfert, um Dir zu helfen. Helfe Du auch im Archiv Suchenden: Beende deinen Thread mit einem "Hat geholfen" oder "Hat nicht geholfen"!
                    1. Hallo,

                      Aporpos Fiktion: Asimov hat mit siner "Foundation"-Trilogie in den 1940-er

                      Ist das einer dieser Wissenschaftler?

                      "das"?

                      Hätte ich ihn sonst erwähnt? ;-)

                      Grüße
                      Thomas

        2. Hi,

          Ich sehe es ähnlich wie Mathias: Bereits durch die "Abstimmung mit den Füßen" war das Ende der DDR faktisch besiegelt. Die einzige Chance wäre IMHO gewesen, ähnlich Gorbatschow, *beizeiten* eine schrittweise Modernisierung einzuleiten. Aber auch hier hätte wohl am Ende die Wiedervereinigung gestanden.

          die einzige Chance (neben der erwaehnten "chinesischen" Loesung fuer die man ja doch eine gewisse Skrupellosigkeit braucht) waere gewesen die Wirtschaft anzuschmeissen oder zumindest nicht in diesen unglaublichen technologischen Rueckstand zu geraten. (BTW - erinnert sich noch jemand an das MegaBitChip-Gesuelze von Honni?).

          Stopp, da faellt  mir noch was ein. Es gibt ja noch die arabische Loesung, also die Bevoelkerung irgendwie zusammenschweissen (machen die Mullahs zum Beispiel) und ein geeignetes Feindbild aufbauen (vielleicht einfach mal "der Westen"). Dann kann man auch systembedingt wirtschaftlich rueckstaendige Staaten zurfriedenstellend (aus der Sicht des gerade gegebenen Despoten) lenken. Religion wurde ja gerade auch fuer sowas erfunden, weiss der Civilisation-Spieler.

          Gruss,
          Ludger

          --
          "Machts der Gerd nicht, machts der Hans."
          1. Hi,

            die einzige Chance (neben der erwaehnten "chinesischen" Loesung fuer die man ja doch eine gewisse Skrupellosigkeit braucht) waere gewesen die Wirtschaft anzuschmeissen oder zumindest nicht in diesen unglaublichen technologischen Rueckstand zu geraten.

            Dazu hätte man sich von der Planwirtschaft verabschieden müssen...
            Ein Betrieb, in dem aus Blechen Teile gestanzt wurden, optimierte mal die Ausstanzung und produzierte damit weniger Abfall. Prompt bekam er Ärger, weil er nicht die lt. Plan vorgeschriebene Menge Eisenschrott produzierte....

            Stopp, da faellt  mir noch was ein. Es gibt ja noch die arabische Loesung, also die Bevoelkerung irgendwie zusammenschweissen (machen die Mullahs zum Beispiel) und ein geeignetes Feindbild aufbauen (vielleicht einfach mal "der Westen"). Dann kann man auch systembedingt wirtschaftlich rueckstaendige Staaten zurfriedenstellend (aus der Sicht des gerade gegebenen Despoten) lenken.

            Nie ND gelesen? Nie DDR-Fernsehen gesehen, speziell den "Schwarzen Kanal"? Nie die Begründung zum Mauerbau gehört? Sie gaben sich schon Mühe, aber es half eben alles nichts: Westfernsehen und ab und zu ein Paket aus dem Westen konnte viel Propaganda zunichte machen...

            Gruß
            Peter

            1. Hi,

              Stopp, da faellt  mir noch was ein. Es gibt ja noch die arabische Loesung, also die Bevoelkerung irgendwie zusammenschweissen (machen die Mullahs zum Beispiel) und ein geeignetes Feindbild aufbauen (vielleicht einfach mal "der Westen"). Dann kann man auch systembedingt wirtschaftlich rueckstaendige Staaten zurfriedenstellend (aus der Sicht des gerade gegebenen Despoten) lenken.

              Nie ND gelesen? Nie DDR-Fernsehen gesehen, speziell den "Schwarzen Kanal"? Nie die Begründung zum Mauerbau gehört? Sie gaben sich schon Mühe, aber es half eben alles nichts: Westfernsehen und ab und zu ein Paket aus dem Westen konnte viel Propaganda zunichte machen...

              aeeh, das meinte ich doch. Allerdings war ND & Co. als Droge nicht mehr hart genug.

              Gruss,
              Ludger

              --
              "Opium fuer das Volk?"
          2. Hallo,

            Stopp, da faellt  mir noch was ein. Es gibt ja noch die arabische Loesung, also die Bevoelkerung irgendwie zusammenschweissen (machen die Mullahs zum Beispiel) und ein geeignetes Feindbild aufbauen (vielleicht einfach mal "der Westen").

            Deine Analogie zwsichen der Bundesregierung und den Mullas entbehrt nciht eine gewisse Ironie. ;-)

            Grüße
            Thomas

            1. Hi,

              Stopp, da faellt  mir noch was ein. Es gibt ja noch die arabische Loesung, also die Bevoelkerung irgendwie zusammenschweissen (machen die Mullahs zum Beispiel) und ein geeignetes Feindbild aufbauen (vielleicht einfach mal "der Westen").

              Deine Analogie zwsichen der Bundesregierung und den Mullas entbehrt nciht eine gewisse Ironie. ;-)

              damit, einfach gegen den globalen Gewinner zu sein, wird man wahrscheinlich noch im Jahr 2100 einen grossen Teil einer beliebigen Bevoelkerung (ausser der des Gewinners) eines Staates hinter sich bringen.

              Gruss,
              Ludger

              --
              "Die SPD im Aufwind?"
      2. Hallo zusammen

        Und "P_a_rsipan" war ein international durchaus akzeptierter Ersatz für Marzipan  -  da ich Marzipan nicht mag, war mir das ziemlich egal.

        Sicher?

        http://de.wikipedia.org/wiki/Persipan

        Grüßle

        lach

        --
        mal wieder auf http://www.buchlinks.de/ vorbeigeschaut? Mittlerweile mehr als 1100! Bücher. Gerne veröffentlichen wir auch deine Tutorials/Texte/...
      3. Hallo

        in der Sprache der Stadtbildführer ("Dieses Hotel hat Japan für uns gebaut!")

        Neee, das war nicht ein "Hotel", sondern das "Internationale Handelszentrum" am Bahnhof Freidrichstraße, das Haus steht ja noch ...

        Das kann auch irgendein Hotel gewesen sein, da solche Bauten oft von ausländischen Firmen, so auch von japanischen, errichtet wurden.

        und die Kantinensprache im Interhotel ("Sättigungsbeilage", "Sachertorte mit Persipan")

        Hm. "Sättigungsbeilagen" konnten Kartoffeln sein oder Reis oder Nudeln ... Und "P_a_rsipan" war ein international durchaus akzeptierter Ersatz für Marzipan  -  da ich Marzipan nicht mag, war mir das ziemlich egal.

        Nene, Persipan is' schon richtig. :-)

        Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?
        Ja, schon vorher, bei den Botschaftsflüchtlingen, war mir klar, dass das das Ende der DDR bedeuten würde

        Richtig. Spätestens seit Mai, seitdem Ungarn die "grüne Grenze" erfunden hatte, wars klar.

        War das nicht erst Anfang August (Der Europatag, für den einen Tag lang die Grenze nach Österreich geöffnet wurde)?

        Für mich zeichnete sich das schon im Juni 1989 ab. Einerseits gab es in Berlin an jedem siebenten des Monats den Versuch der Übergabe eines Protestschreibens gegen den Wahlbetrug bei den Kommunalwahlen am 06.05.1989 und andererseits wurde für etwa einen Monat nach dem Massenmord auf dem Tiananmenplatz in Bejing, erst in der Erlöserkirche und dann in der KvU, das "Trommeln für China" aufrechterhalten.

        In beiden Fällen zeigte sich die Staatsmacht geradezu machtlos. Die konnten nicht mehr, wie sie wollten. Dieser Umstand ließ mich schon damals ahnen, das bald etwas Großes passieren _kann_.

        Aber es hat eigentlich niemand voraussehen oder irgendwie gleich so deuten können, daß diese winzige banale Ungeschicklichkeit des Herrn Schabowski dann tatsächlich die Mauer öffnen würde.

        Ich saß mit meiner damaligen in einer Kneipe, wo im Radio RIAS lief. Plötzlich wurde die Lautstärke des Gerätes enorm erhöht, um die Nachricht bis auf die übernächste Straße zu verbreiten. Wir sind dann in's PW (Donnerstag war Metaltag) gegangen. Dort war die Nachricht schon bekannt und es wurde ein feuchtfröhlicher Abend.
        Am nächsten Tag verschlief ich prompt. Ich schaltete gegen acht Uhr den Fernseher ein und bekam als Erstes einen Haufen von Leuten auf der Mauer am Brandenburger Tor zu sehen. Komischerweise war mein erster Gedanke "Was machen die da?" und der zweite "Wieso passen da so viele Leute rauf?". Zu dem Zeitpunkt wusste ich nichts von der Panzersperrenfunktion gerade dieses Abschnitts.

        Als ich gegen 10 Uhr in der Firma ankam, waren dort von den normalerweise etwa 60 Leuten nur 4 (in Worten VIER) anwesend.

        Die Montagsdemonstrationen in Leipzig hätten sich vier Wochen später verlaufen ...

        Dessen bin ich mir nicht sicher. Der Charakter hätte sich wohl geändert, die Anzahl der Beteiligten ebenfalls, aber ob das im Sande verlaufen wäre, wer weiß?

        Tschö, Auge

        --
        Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist zu schweigen.
        (Victor Hugo)
        1. Wir sind dann in's PW (Donnerstag war Metaltag) gegangen.

          Auge,
          Du meinst das "Plänterwald" gegenüber der Archenhold-Sternwarte? Mensch, das waren noch Zeiten! Da war ich auch öfter donnerstags. Irgendwie immer durch den Seiteneingang. ;-)

          Gruß,
          Gunnar

          --
          "Nobody wins unless everybody wins." (Bruce Springsteen)
          1. Hallo

            Wir sind dann in's PW (Donnerstag war Metaltag) gegangen.

            Du meinst das "Plänterwald" gegenüber der Archenhold-Sternwarte? Mensch, das waren noch Zeiten! Da war ich auch öfter donnerstags. Irgendwie immer durch den Seiteneingang. ;-)

            <erinnerung style="schwelg">
            Genau dieses PW meinte ich. Ist ja nun vor mehr als 10 Jahren abgefackelt worden. Ohne Beziehungen musste ich allerdings immer vorne rein. Und das ging ab ca. 21 Uhr auch nur noch, wenn man jemanden reingeschickt hat, der jemanden aufgetrieben hat, der unsere Jacken auf seinen Garderobenhaken genommen hat. Schließlich durfte man die heilige Halle nicht mit Jacke betreten.

            Dafür war's ja auch kein Problem, an Bier heranzukommen, selbst wenn man noch keines gekauft hatte. Einfach an den nächsten Tisch gegangen, und sich eins runtergenommen. Man hatte ja am Abend nur ein paar mal die Chance auf eine Trommel Bier (für 16 Mark der DDR incl. Trinkgeld (Wenn ich mich recht erinnere.)).
            </erinnerung>

            Tschö, Auge

            --
            Die Musik drückt aus, was nicht gesagt werden kann und worüber es unmöglich ist zu schweigen.
            (Victor Hugo)
      4. Hi Christoph,

        Damals war ich Redakteur an einer Tageszeitung, die es heute nicht mehr gibt.
        Ich hoffe nicht, weil Du das deutsche Jahrhundertereignis verpennt hast *g*
        Nein, die Gründe dafür lagen an völlig anderer Stelle.

        Sollte ein Witz sein...

        Aber verstehen kann ich Deine Redaktion gut
        Ups? Du meintest _hier_ meine "Reaktion" (mit ohne "d" dazwischen)

        Natürlich.

        in der Sprache der Stadtbildführer ("Dieses Hotel hat Japan für uns gebaut!")
        Neee, das war nicht ein "Hotel", sondern das "Internationale Handelszentrum" am Bahnhof Freidrichstraße, das Haus steht ja noch ...

        Ich meine das Hotel Unter den Linden, ich glaube, es hieß damals "Palasthotel", nah am Wasser, mit ner braunen Verkleidung.

        Dann die eigenartigen Preise (3,12 Mark)
        Die waren wahrscheinlich deutlich realistischer als das heutige Einerlei von 3,99

        und hattte eine andere Funktion...

        Und "P_a_rsipan" war ein international durchaus akzeptierter Ersatz für Marzipan  -  da ich Marzipan nicht mag, war mir das ziemlich egal.

        Heißt schon Persipan, das Zeug, und verwendet statt damals teurer Mandelkerne Aprikosenkerne.
        http://www.lemke.de/produkte/persipan/geschichte/seite.html Oder hieß es in der DDR wirklich Parsipan?

        Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?
        Ja, schon vorher, bei den Botschaftsflüchtlingen, war mir klar, dass das das Ende der DDR bedeuten würde
        Richtig. Spätestens seit Mai, seitdem Ungarn die "grüne Grenze" erfunden hatte, wars klar. Aber es hat eigentlich niemand voraussehen oder irgendwie gleich so deuten können, daß diese winzige banale Ungeschicklichkeit des Herrn Schabowski dann tatsächlich die Mauer öffnen würde. Nicht _daß_ es geschehen ist, wundert mich im Nachhinein (das war zu erwarten), aber daß es _so_ geschehen ist, ist das Einzigartige. Die Montagsdemonstrationen in Leipzig hätten sich vier Wochen später verlaufen ...

        Was so kleine Zettelchen manchmal bewegen können. Da kommt vielleicht nur der sagenumwobene Zettel mit, den Churchill und Stalin benutzt haben, um in Moskau die grobe Richtung der Teilung Europas nach dem Krieg auszuhandeln.

        Viele Grüße
        Mathias Bigge

        1. in der Sprache der Stadtbildführer ("Dieses Hotel hat Japan für uns gebaut!")
          Ich meine das Hotel Unter den Linden, ich glaube, es hieß damals "Palasthotel", nah am Wasser, mit ner braunen Verkleidung.

          Mathias,
          Das Palasthotel bauten – wenn ich micht recht erinnere – die Schweden, nicht die Japaner.

          Mittlerweile steht's nicht mehr.
          Gunnar

          --
          "Nobody wins unless everybody wins." (Bruce Springsteen)
          1. Hi Gunnar,

            in der Sprache der Stadtbildführer ("Dieses Hotel hat Japan für uns gebaut!")
            Ich meine das Hotel Unter den Linden, ich glaube, es hieß damals "Palasthotel", nah am Wasser, mit ner braunen Verkleidung.

            Da isses, links, die braune Bude:

            und hier:

            Das Palasthotel bauten – wenn ich micht recht erinnere – die Schweden, nicht die Japaner.

            Nicht "die Schweden", sondern eine schwedische Firma gegen Bezahlung, das war doch gerade mein Beispiel für die Sprachverzerrung in der DDR...

            Und Stories gibt es zum dem Prachtbau anscheinend wie Sand am Meer:
            http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,323840,00.html
            oder unter dem schönen Titel "Seid bereit" mit Sauerkraut:
            http://www.freitag.de/1999/45/99450601.htm.

            Aber wer hat die Bude nun wirklich dahingeklotzt?

            Der DDR-Jargon lebt:
            "Das Palasthotel in Berlin, wie es die Schweden mit unserer Hilfe bauten und wie wir es nie wieder sehen werden. Dafür steht dort jetzt ein anderes häßliches Hotel als Kontrast zum Dom. (Scan G. Lange)"
            http://www.interflug.net/if-flugplaene.htm

            Das Palasthotel als Folie für die DDR-Kontraste:

            "der Kontrast zwischen den Restaurants im Palasthotel neben dem wiederhergestellten Dom und den HO-Gaststätten am Prenzlauer Berg; oder die Käuferschlange vor dem Gemüsegeschäft; oder wie überhaupt fast alles so grau, so unansehnlich wirkt."
            http://www.jungewelt.de/2004/05-29/028.php

            Mord im Palasthotel:
            http://www.welt.de/data/2003/09/26/173810.html

            Appartment für den Verkauf beschlagnahmter Antiquitäten im Palast-Hotel für Westler:

            "Antiquitäten auch in Hotels

            "Man konnte auch als normaler Westbürger hinfahren", sagt Claudia Fauth, Inhaberin des Antiquitätengeschäftes "Art 1900" am Kudamm. "Ich war nur ein einziges Mal in Mühlenbeck, denn es war viel zu teuer. Außerdem war der Goldpreis in der DDR zu hoch." Sie erinnert sich auch an jenes frei geräumte Appartement im Ost-Berliner Palasthotel: "Dort war ein Antiquitätengeschäft untergebracht, nur für Westtouristen." Gästen des Palasthotels und auch des Hotels Metropol vermittelte der Portier gern den Besuch bei der K&A."

            Eine tolle Geschichte: Der reiche Westonkel lädt den DDR-Jungen und seine Familie ins Palast-Hotel ein:
            http://www.hoeflichepaparazzi.de/forum/showthread.php?s=&threadid=11173

            Aha, endlich die Architekten:
            http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Palasthotel,_Berlin
            "Gesamtleitung von Erhardt Gißke nach Entwurf von Ferenc Kiss "
            Wer von den beiden ist der Schwede?

            Nein, aber hier sind sie, die Schweden:
            "1979 Das von der schwedischen Firma SIAB in Kooperation mit DDR-Betrieben erbaute Palasthotel (Radisson Plaza Hotel Berlin), Karl-Liebkecht-Straße 5 (Mitte), wird eröffnet.  "
            http://www.luise-berlin.de/Kalender/Tag/Jun06.htm

            Wäre vielleicht was, da mal genauer nachzuforschen, oder?

            Viele Grüße
            Mathias Bigge

            1. hallo Mathias,

              Aha, endlich die Architekten:
              http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Palasthotel,_Berlin
              "Gesamtleitung von Erhardt Gißke nach Entwurf von Ferenc Kiss "
              Wer von den beiden ist der Schwede?

              Gißke war Nationalpreisträger und hat sehr, sehr viele Bauten zu verantworten, darunter ebenso interessante wie fürchterliche. Kiss gehörte in den Umkreis der Bauakademie.

              (Es gibt eine kleine Geschichte: Gißkes Sohn [oder wars die Tochter  -  da bin ich jetzt unsicher] studierte in Jena Psychologie und war frisch verheiratet und hatte eine dunkle Vier-Zimmer-Wohnung in einem Hinterhof, die dringend renovierungsbedürftig war, zugesprochen bekommen. Ich war 1974 wieder nach Jena gegangen und arbeitete als Hilfspfleger im OP-Saal der Chirurgischen Klinik. Das Studentenpaar hatte weder Zeit noch Geld, um die Wohnung zu renovieren und wollte auch noch nicht einziehen, also wurde mir ein Zimmer davon mietfrei für ein Jahr überlassen unter der Bedingung, daß ich im Sommer 1975 spurlos verschwinden würde. Das habe ich auch getan *g*)

              aber hier sind sie, die Schweden:
              "1979 Das von der schwedischen Firma SIAB in Kooperation mit DDR-Betrieben erbaute Palasthotel (Radisson Plaza Hotel Berlin), Karl-Liebkecht-Straße 5 (Mitte), wird eröffnet.  "
              http://www.luise-berlin.de/Kalender/Tag/Jun06.htm
              Wäre vielleicht was, da mal genauer nachzuforschen, oder?

              Warum? Das Palasthotel gehörte zu den stabileren und moderneren Bauten. Warum gerade das Ding auch wieder abgerissen werden mußte (die Mär vom Asbest hatte sich längst verflüchtigt), habe ich nie begriffen. Auch architektonisch war es gar nicht so fürchterlich, paßte bloß weder zum Palast der Republik auf der anderen Straßenseite, noch zum Dom auf der anderen Spreeseite und zu dem Ensemble der restlichen Karl-Liebknecht-Straße paßte es auch nicht (alles das trifft aber auch auf den Nachfolge-Bau zu). Es war architektonisch ein Unikat, vielleicht ein bissel klotzig, und der wesentliche Unterschied zum Palast der Republik bestand darin, daß es für einen "Normal-DDR-Bürger" schlicht nicht betretbar war. Wer erkennbar DDR-Klamotten trug, kam gar nicht erst rein. Ich habe es erst 1992 einmal (und nie wieder) anläßlich eines Parteitages der Berliner CDU betreten.
              Im wesentlichen war das Palasthotel dazu da, daß sich auch höherrangige Leute "aus dem Westen" dort einlogieren konnten, die noch nicht ganz den Rang eines Staatsgastes erreicht hatten, aber vielleicht wirtschaftlich wichtige Verträge mit diversen Ministerien zu bekakeln hatten oder ähnliches. Daher war das Ding auch von der Stasi vollständig verkabelt worden.

              Zu dem Zeitpunkt, zu dem das Palasthotel zwar noch stand, aber bereits sehr zäh über die Neubebauung (die ja inzwischen nahezu fertig ist), gestritten wurde (etwa ab 1992, der Ämterstreit dauerte rund sechs Jahre), war ich Vorsitzender des zuständigen Bauausschusses in Mitte. Die Planungen habe ich noch verfolgen und an winzigen Stellen beeinflussen können, wenngleich ich an dem Aquarienbau im neuen "Caré" keine Anteile habe ...

              Grüße aus Berlin

              Christoph S.

              1. Hi Christoph,

                "Gesamtleitung von Erhardt Gißke nach Entwurf von Ferenc Kiss "
                Gißke war Nationalpreisträger und hat sehr, sehr viele Bauten zu verantworten, darunter ebenso interessante wie fürchterliche. Kiss gehörte in den Umkreis der Bauakademie.

                Interessant, also doch ein DDR-Produkt, denn schwedisch sah das Ding nun wirklich nicht aus. Diese ganzen krampfhaften Bemühungen der DDR-Oberen, nach außen und für ihre Bewohner glaubhaft zu machen, sie seien international anerkannt, sind ja wirklich komisch. Dazu gehört auch die wiederholte Bezeichnung "Palast"  für ihre Prunkbauten.

                eine kleine Geschichte

                Die Welt ist klein *g*

                aber hier sind sie, die Schweden:
                "1979 Das von der schwedischen Firma SIAB in Kooperation mit DDR-Betrieben erbaute Palasthotel (Radisson Plaza Hotel Berlin), Karl-Liebkecht-Straße 5 (Mitte), wird eröffnet.  "
                http://www.luise-berlin.de/Kalender/Tag/Jun06.htm
                Wäre vielleicht was, da mal genauer nachzuforschen, oder?
                Warum? Das Palasthotel gehörte zu den stabileren und moderneren Bauten. Warum gerade das Ding auch wieder abgerissen werden mußte (die Mär vom Asbest hatte sich längst verflüchtigt), habe ich nie begriffen.

                Ja, das ist wirklich eine Schande, eine Art von Nachtreten, natürlich hätte man einige der DDR-Rennomierbauten stehen lassen sollen.

                Auch architektonisch war es gar nicht so fürchterlich, paßte bloß weder zum Palast der Republik auf der anderen Straßenseite, noch zum Dom auf der anderen Spreeseite und zu dem Ensemble der restlichen Karl-Liebknecht-Straße paßte es auch nicht (alles das trifft aber auch auf den Nachfolge-Bau zu).

                Das sehe ich genauso und baulich hatte es mir auch nicht gefallen. Vielleicht wäre das wirklich ein Argument für die Neugestaltung gewesen anstatt der technischen Argumente.

                Es war architektonisch ein Unikat, vielleicht ein bissel klotzig, und der wesentliche Unterschied zum Palast der Republik bestand darin, daß es für einen "Normal-DDR-Bürger" schlicht nicht betretbar war. Wer erkennbar DDR-Klamotten trug, kam gar nicht erst rein.

                Es war wirklich von Stasi-Männchen stetig sichtbar umlagert. Das war für mich auch ein Kennzeichen des sowjetischen Systems, im eigenen Lande zahlreiche OFF-Limits für die eigenen Bürger zu schaffen. Da waren selbst die Chinesen offener.

                .... das Ding auch von der Stasi vollständig verkabelt worden.

                Ja, da findet sich so einiges in den Internetquellen.

                Aquarienbau im neuen "Caré"

                Wirklich ein irres Ding.

                Viele Grüße
                Mathias Bigge

      5. Hi Christoph,

        "Meine" Zeitung wurde in derselben Druckerei hergestellt wie das "Neue Deutschland".

        Kennst Du von Brigitte Klump "Das rote Kloster"? Es würde mich sehr interessieren, was Du als Insider davon hältst.

        Viele Grüße
        Mathias Bigge

        1. hallo Mathias,

          Kennst Du von Brigitte Klump "Das rote Kloster"?

          Leider nicht. Und auch Google hat mir zunächst keine online-Lesequelle offeriert. Ein Buch kaufen wollte ich mir eigentlich heute ausnahmsweise mal nicht ...

          Grüße aus Berlin

          Christoph S.

          1. Hi Christoph,

            Leider nicht. Und auch Google hat mir zunächst keine online-Lesequelle offeriert. Ein Buch kaufen wollte ich mir eigentlich heute ausnahmsweise mal nicht ...

            Gibt's leider nicht online und wahrscheinlich nur antiquarisch. Ist ein detaillierter Bericht über die Journalistenausbildung in der DDR, allerdings aus Dissidentensicht, und stellt die enge Zusammenarbeit zwischen Stasi und Presse dar.

            Auch interessant:
            http://www.freitag.de/1999/46/99461901.htm

            Ich würde so gern mal die Meinung von jemandem hören, der die Sache von innen kennt...

            Viele Grüße
            Mathias Bigge

            1. morgens,

              Ich würde so gern mal die Meinung von jemandem hören, der die Sache von innen kennt...

              Vergiß nicht: ich war ein "Quereinsteiger", das heißt, eine "richtige Ausbildung" wie in Leipzig habe ich nie mitgemacht. Ich habe einfach geschrieben, und da ich bereits im Haus war, las das auch der jeweils zuständige Abteilungsleiter, die ersten zwei oder drei Artikel wurden zusätzlich aus der Parteileitung (Hauptvorstand) protegiert  -  was mir übrigens gar nicht klar war. Ich wurde also gar nicht erst in die Lokalabteilung abgeschoben. Ab etwa 1983 ging alles ohne weitere Fragen durch, weil ich kleine "Pläne" geschrieben habe, wann ich zu welcher Veranstaltung gehen würde oder zu welchem Datum ich mich melden wollte. Und zur Kulturabteilung (was heute wieder Feuilleton heißt) hatte ich von Anfang an ein gutes Verhältnis. Es gab dort auch keinen IM, in anderen Abteilungen (Innenpolitik, Chefredaktion, Außenpolitik, Kirche, Sport, Personal ...) gab es dagegen etliche IM.

              Grüße aus Berlin

              Christoph S.

              Christoph S.

  2. Hallo,

    Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?

    Also bei mir war es so dass ich gerade ende August nach Deutschland gezogen bin, und bis November eigentlich nicht viele Wörter Deutsch gelernt habe. Ich war damals zehn Jahre alt und glaube, dass ich es erst ein oder zwei Monate später von meinem Vater erklärt bekommen habe was da abgelaufen ist.

    So Fernsehmäßig haben wir mit meiner Schwester damals nur Bud Spencer & Terence Hill Filme geschaut, weil man da auch nichts verstehen musste.

    Dann noch ein halbes Jahr später, als ich schon ein wenig Deutsch verstanden hatte fuhren wir von der Schule aus in eine benachbarte Schule, die so ca. 10 km nördlich von uns in der ehemaligen DDR lag, zu Besuch. Da bekamen wir auch ein paar Stücke von diesem Zaun der an der Grenze stand als Geschenk.

    In dieser DDR Schule war es sehr interessant, und es erinnerte mich total an meine alte Schule aus Polen, die gleichen grauen Farben, genau so viel Beton, genau die gleichen Formen und genaus o kaputt im Vergleich zu der damals erst 10 Jahre alten Schule in der BRD.

    Grüße
    Jeena Paradies

    --
    Sinnvolles URI Design - ein paar Gedanken
    --
    Für das Leben gezeichnet - der zweite Weltkrieg aus der eigenen Perspektive
    Einer der letzten Tagebucheinträge meines Großvaters, der den zweiten Weltkrieg am eigenen Leib erfahren hat.
  3. Hallo Christoph,

    In den Spätnachrichten heute heißt es, jeder dritte "Wessi" wüßte nicht, daß die Mauer am 9. November abends (wegen eines Versprechers, den Schabowski im DDR-Fernsehen geäußert hatte) geöffnet worden ist. Immerhin bescheinigen die Spätnachrichten 80% der "Ossis", das dann doch zu wissen.

    Also ich wusste das, obwohl man nicht viel weiter im Westen wohnen kann als ich ;-)

    Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?

    Nein, zu dem Zeitpunkt war ich gerade zwei Jahre alt geworden. In dem Alter kümmert man sich um solche Dinge noch nicht ;-)

    Schöne Grüße,

    Johannes

    --
    Das sage ich deshalb, weil ich Hompagebauer bin und Ahnung davon .
    ss:| zu:) ls:[ fo:) de:] va:) ch:) n4:| rl:) br:< js:| ie:{ fl:( mo:}
  4. Hi,

    Da kam am Abend eine sehr merkwürdige Sendung, in der Günter Schabowski ein Zettelchen aus der Anzugtasche fischte und irgendwas davon sagte, daß Ausreise jederzeit möglich wäre. Ich fands komisch, wußte damit nix anzufangen, ärgerte mich darüber, daß ich keinen anderen Sender kucken konnte, machte das Ding aus und ging erstmal schlafen.

    und hast Du in der Zwischenzeit etwas damit anfangen koennen?

    In den Spätnachrichten heute heißt es, jeder dritte "Wessi" wüßte nicht, daß die Mauer am 9. November abends (wegen eines Versprechers, den Schabowski im DDR-Fernsehen geäußert hatte) geöffnet worden ist. Immerhin bescheinigen die Spätnachrichten 80% der "Ossis", das dann doch zu wissen.

    Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?

    Ich habe es sofort kapiert. Habe ja auch aufmerksam den Zerfall der DDR beobachtet. War schoen, dass es ohne Koerperverletzung und so ging.

    BTW - warum bist Du nicht Redakteur geblieben?

    Gruss,
    Ludger

    --
    "Die SPD im Aufwind?"
  5. Hallo Christoph,

    In den Spätnachrichten heute heißt es, jeder dritte "Wessi" wüßte nicht, daß die Mauer am 9. November abends (wegen eines Versprechers, den Schabowski im DDR-Fernsehen geäußert hatte) geöffnet worden ist.

    naja, wenn jemand mich gefragt hätte, an welchem Tag genau die Mauer fiel, das hätte ich nicht sagen können. Aber wenn ich gefragt worden wäre, was Anfang November 89 passiert ist, da wäre ich drauf gekommen :-) Ist das jetzt "gewusst" oder "nicht gewusst"?

    Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?

    Um ehrlich zu sein: nein. Ich habe mich für die Menschen in der DDR gefreut, dass sie endlich ihre Freiheit bekamen. Aber dass es die Wiedervereinigung geben wird, dass ist mir nicht im Traum eingefallen. Ich bin 64 geboren, und mit zwei deutschen Staaten aufgewachsen. Eine Vereinigung der BRD mit der DDR war mir genauso fern wie eine Vereinigung mit Österreich.

    Mein erster Kontakt mit einem Ossi nach der Wende war reichlich klischeehaft *g* Ich stand nachts mit einem Bekannten in der Stadt rum, und da kam einer her und fragte nach einer Disco. Wir schickten ihn ins Le Freak, damals die beste (im Sinne von Party machen) Disco in der Stadt. Nun ist die etwas ausserhalb. Sofort kam die Frage, ob wir ihm nicht Geld für's Taxi geben könnten, denn wir wären ja Wessis. Hey, ich war damals in der Lehre, und mein Kumpel war Schüler! Also nicht gerade wohlhabend genug um jemand Wildfremden Geld für's Taxi zu geben.

    Heutzutage habe ich eine Fernbeziehung, meine Freundin wohnt bei Leipzig. Ab und zu merk ich schon, wie ich von manchen ihrer Bekannten und Verwandten als Wessi angesehen werde. Bestes Beispiel ist der Bruder ihrer Freundin, der mal ein Problem mit seinem Compi hatte. Er schilderte es, und ich weiß halt nicht alles was es da an Hardware-Inkompatibilitäten gibt bei Gurken-PCs von Red Zac. Als ich ihm das sagte kam der Spruch "Du kommst doch aus dem Westen, du musst das wissen". Hrmpf. Was hat das denn damit zu tun?

    Gruß,
    Martin

  6. Hallo Christoph,

    Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da
    losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?

    Ich war damals neun und aus einer Wessifamilie ohne wirkliche Bindungen in
    die DDR, ich hatte also keine wirkliche Erfahrung damit. In (zugegeben recht
    schwacher) Erinnerung habe ich aber noch, den Abend zusammen mit meinen
    Eltern lange vor dem Fernseher verbracht zu haben. Ich meine, ich hätte
    damals ansatzweise erklärt bekommen, daß es zwei Deutschlands gab und
    ansatzweise auch, weswegen. Für mich war das wohl einer der medialen Momente,
    in denen man - mal dramatisch ausgedrückt - merkt, daß einen die Weltgeschichte
    anhaucht bzw. die Erde still steht; für ältere Generation könnten eventuell
    JFKs Ermordung oder die Mondlandung oder ähnliches, für jüngere Generationen
    wahrscheinlich der 11. September etwas vergleichbares bedeuten. Abgesehen
    von bleibenden Erinnerungen an den Fernsehbildern hat es für den neunjährigen
    Tim aber nicht wirklich mehr bedeutet, meine Eltern hat es in dem Moment
    mehr vom Hocker gerissen. Mein Vater (u.a. Politik- und Geschichtslehrer) hat
    die Nacht durchgemacht und einen heldenhaften Kampf gegen den Videorekorder
    gekämpft. Am nächsten Tag kam er stocksauer aus der Schule, wütend über seine
    Schüler, die vom ganzen entweder nichts mitbekommen haben und/oder aber nicht
    wirklich interessiert waren.

    Tim

  7. Sup!

    Tjaaaa... also ich habe "Musikanten sind in der Stadt" von Reinhard Mey aufgelegt und meine Fenster vernagelt.
    Zwei Wochen lang habe ich mit meiner Schrotflinte im Vorgarten gelegen, um schlechtfrisierte Menschen namens "Mirco" und "Chantalle" in Polyester-Kleidung daran zu hindern, mit ihrer Rennpappe meinen Mercedes zu rammen oder mein Wessi-Wohlstandshaus zu plündern - aber keiner ist gekommen.
    Anschließend habe ich kaputte C64 und 8086-PCs, Staubsauger und Lebensversicherungen in die Zone verkauft und mir eine goldene Nase verdient.

    Vielleicht war ich aber auch erst 12 und habe das alles interessiert, aber ohne besonderes Gespür für die historische Dimension hingenommen.

    Gruesse,

    Bio

    --
    Kein Kommentar!
    1. Hi,

      Vielleicht war ich aber auch erst 12 und habe das alles interessiert, aber ohne besonderes Gespür für die historische Dimension hingenommen.

      Und da hast Du nicht Bananen auf den Bürgersteig gelegt und schnell mittels Band ins Gebüsch gezogen? Tststs ...

      SCNR

      Gruß, Cybaer

      --
      Hinweis an Fragesteller: Fremde haben ihre Freizeit geopfert, um Dir zu helfen. Helfe Du auch im Archiv Suchenden: Beende deinen Thread mit einem "Hat geholfen" oder "Hat nicht geholfen"!
  8. Hallo,

    die Einzelmeldungen der Nachrichtendienste kamen in unerwarteter Geschwindugkeit herein und widersprachen einander ständig.

    Ich habe die Öffnung der Grenzen von Ungarn nach Österreich für DDR-Bürger auch nur in den Nachrichten verfolgt. Aber viel wurde da nicht berichtet, die Ungarn waren damals eher mit sich selbst beschäftig. Und die "höchten" Kreise wussten auch nicht so recht was sie machen sollten, deshalb wohl auch die Öffnung ("Probleme" einfach "rauslassen" *g*)
    Dann kam der 9. November, darüber wurde dann auch schon in Ungarn ausführlicher berichtet. Aber frag mich nicht, was damals alles zusammenspekuliert wurde. (Und ich hatte damals meinen Kopf auch wo anderes)

    Grüße
    Thomas

  9. Hallo Christoph,

    tatsächlich, jetzt ist es 15 Jahre her

    Wie geht euch das denn so? Habt ihr das damals gleich kapiert, was da losgeht, wenn man ein Loch in die Mauer haut?

    Also ich hatte damals schon längere Zeit einen Brieffreund in Rostock, den hatte ich im März 89 das erste Mal besucht (Studentenwohnheim Rostock, wenn Du verstehst, was ich meine ;-)).  Und da kam mir alles noch beinahe so festzementiert vor wie eh und je - Gorbi, klar, die Studenten kritisisierten die Zustände im Wohnheim, auch öffentlich, auf der Fete in der Mensa sangen tausend Leute "in einem Taxi nach Paris, nur für Nacht" und ich stand da und hab Rotz und Wasser geheult, weil ich zu wissen glaubte, daß das nie was wird mit Paris. Später noch der zynische Kommentar meines 25jährigen Freundes: wenn wir 65 sind, kommen wir Dich auch mal besuchen...

    Im Sommer war er in Ungarn; als die Postkarte kam, meinte meine Mutter: "was meinst Du, ist er übermorgen hier?" - nein, er hat sich bei der Grenze bei der Heimkehr schön lustig gemacht, so nach dem Motto: Ich bin wieder da, wo ist das Begrüßungsgeschenk?

    Am Abend des 9. November habe ich hektisch die 0037 gewählt und bin nicht durchgekommen, und es tut mir heute noch leid, daß ich mich nicht einfach ins Auto gesetzt habe und nach Berlin gefahren bin. Aber nach ein paar Monaten war ich mit meinen Rostocker Freunden auf der van-Gogh-Ausstellung in Amsterdam und hab beim Versuch, bei uns vor der Haustüre Trabbi zu fahren, die Bremse nicht gefunden ;-)

    Tja, und dann kam der ganze Rest, und irgendwie haben wir uns aus den Augen verloren. Mich zog's in die Ukraine, und ihn nach Thailand. So trennen sich die Wege...

    Gruß aus Köln-Ehrenfeld,

    Elya

    --

    keep passing the open windows.
  10. Nun ja,

    eigentlich verlief dieser Tag wie jeder, den wir vorher kannten.
    Unser Geschichtslehrer eröffnete den Untericht mit "seid bereit; Wir sind bereit!"
    Einzig und allein unsrer Staatsbürgerkunde-Lehrerin war ein wenig komisch...

    Am Abend schauten meine Eltern und ich dann einen der Sender, den eigentlich keiner sehen durfte.

    Wir fuhren nicht gleich in den "goldenen" Westen, dafür hatten wir zuviele Westverwandte, die uns das Leben mit ihren vielen Paketen "erleichterten".

    Irgendwann, ich glaube, es war Mitte November, stiegen wir in einen Zug nach Hof; wir holten uns unser Begrüßungsgeld ab; und kauften unsre Orangen bei Aldi; so sprang noch ein Brettspiel heraus.

    Zurück ging es im Gepäckwagon, den wir nur besteigen durften, weil meine Schwester damals 5 unschuldige Jahr alt war; und Familien mit kleinen Kindern bevorzugt wurden.

    Naja, einige Wochen später besuchten wir dann unsere Verwandten in München; der Hauptbahnhof erschien mir damals wie das Paradies; ebenso das, was uns meine Großtante damals ermöglichte.

    Mittlerweile lebe ich selbst in München und sehe selbst an meinen Schwiegereltern (sie stammen aus einer Kleinstadt bei Leipzig), wie schwierig doch der Vollzug der Einheit "deutschlandweit" zu bewerkstelligen ist.

    MfG
    Dark Sider

    1. Hi,

      Am Abend schauten meine Eltern und ich dann einen der Sender, den eigentlich keiner sehen durfte.

      Übrigens: Auch wir haben regelmäßig DDR-Fernsehen geschaut. Meine Eltern gerne mal "Ein Kessel Buntes",und ich "Mach mit, mach's nach, mach's besser" (alleine schon wg. der süßen Moderatorin O;-)).

      Und vielleicht habe ich ja meinen Hang zur Realsatire vom ständigen zuschauen bei "Der schwarze Kanal"?! >8->

      Naja, einige Wochen später besuchten wir dann unsere Verwandten in München; der Hauptbahnhof erschien mir damals wie das Paradies;

      Überflüssig zu erwähnen, daß es mir bei meinem ersten DDR-Besuch genau andersherum ging ...

      Gruß, Cybaer

      --
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  11. Hi,
    Ich war 1989 an der Uni in Warschau. Dort hab ich auch erfahren, was FDJ-Arbeit auch bedeuten konnte: einen Protestbrief gegen den "Abschuss" des Sputniks schreiben; auch wenn uns dringlichst nahegelegt wurde, diesen nicht abzuschicken.

    Polen hatte die Wende ja viel früher vollzogen, so hatten wir Auslandsstudenten die Wende in unseren Köpfen auch schon eingeleitet, als es zuhause in der DDR noch gar nicht richtig losging.

    Die "Abstimmung mit den Füßen" haben wir mit eigenen Augen gesehen. Vor unserer DDR-Botschaft standen öfter Busse mir Ausreisewilligen. Ich hätte nur einzusteigen brauchen, hätte ich gewollt.

    Über unsere Botschaft waren wir bestens über die Ereignisse zuhause informiert – besser als die Leute dort. Ich erinnere mich noch, wie uns gesagt wurde, Veränderungen gingen nur mit neuen Leuten (an der Spitze). Mitte Oktober war ich zuhause zur Geburtstagsfeier meiner Oma in einem Kulturhaus o.ä., jedenfalls hing ein Honecker-Bild an der Wand. Ich sagte den Leuten, dass der da wohl nicht mehr lange hängen würde. Ein paar Tage später wurde er durch Krenz ersetzt.

    Das erste Novemberwochenende wollte ich wieder nach Hause fahren, aus irgendeinem Grund musste ich das auf das zweite verschieben. Auf einmal wünschten einem die Grenzer in Frankfurt/Oder viel Spaß. :-)

    So war ich am 11. November das erste Mal in West-Berlin, über den Grenzübergang Bornholmer Straße, wo mein Opa meistens rüberkam, wenn er uns besuchte. Als Kulturschock hab ich es nicht empfunden, im Wedding stehen auch nur Häuser, und dass an diesen mehr Reklame prankt, wusste man ja aus dem (West-)Fernsehen.

    Das Brandenburger Tor hab ich von der anderen Seite gesehen, ich stand auf der Tribüne, von der aus man über die Mauer kucken konnte. Damals wüschte ich mir, dass die Fahne auf dem Tor weiterhin dort wehen würde.
    Gunnar

    --
    "Nobody wins unless everybody wins." (Bruce Springsteen)