Hallo Michael,
was hältst Du davon, einen derjenigen mit der Engelsgeduld (den Du auch schon intensiver kennst) anzumailen und ihn zu fragen, welchen Zugang er/sie zu dem Fragesteller findet? (Als 'zweite Meinung', wenn Du Dir nicht im Klaren bist, was Du tun sollst?)
Ab und zu tue ich etwas ähnliches: Ich unterhalte mich mit den Leuten im Chat darüber. - Die Frage war, trotz der persönlichen ich-Formulierung eigentlich allgemeiner gedacht. Ich dachte mir, wir könnten uns in diesem Thread-Drift mal über Methoden der Selbstbeherrschung (im eigentlichen Sinn des Wortes) unterhalten, denn ich denke schon, Stefan und Meggie haben durchaus recht, wenn sie sagen, dass allzu leicht "draufgehauen" wird, wo etwas mehr Geduld angebracht wäre. Und nachdem es nichts schlimmeres gibt, als dieses allgemeine "man sollte", habe ich einfach mal mich selbst und meinen Standpunkt diesem ausgesprochen hartnäckigen Fall gegenüber als "Negativbeispiel" genommen - das ist immer gut, weil ich mich selbst und meine Motivationen ja viel besser kenne als alle anderen. Alles in allem also eine Art: "Ich hab's hier so gemacht - was würdet ihr anders (oder genauso) machen?"-Frage.
Um's jetzt mal auf eine _etwas_ allgemeinere Ebene zu stellen: Es gibt ja Fälle, in denen mensch (in diesem speziellen Falle ich) keine Möglichkeit mehr sieht, einen Zugang zu demjenigen zu erlangen, den man hier mit Informationen erreichen möchte - und zwar solchen, die ihm ebenso wie uns auf Dauer das Leben leichter machen. Will heissen, die "Message", die an so einen Menschen ausgesandt wird, hat zwei Seiten:
1.) Vorsicht, Junge, du kannst bös' auf die Nase fallen, wenn du so weitermachst.
2.) Wir haben's nicht gern, wenn wir so behandelt werden, wie du das im Moment tust.
Je nachdem, auf wen es in so einem Fall mehr ankommt, wird die Nachricht als solche ausfallen.
In diesem speziellen Fall, habe ich über einen ziemlich langen Zeitraum hinweg weit mehr Wert auf 1.) gelegt, eben weil ich den Eindruck hatte, der Knabe sei nicht dumm - er hat ja, wie Wilhelm sehr richtig bemerkte, durchaus dazugelernt. Also habe ich versucht, immer mal einen "Verhaltenstip" in einen "Techniktip" so zu verpacken, dass er vielleicht beides schluckt (nicht nur ich, da waren deutlich mehr Leute, die das auch so gemacht haben, aber, wie gesagt, mich kenne ich besser und kann also auch besser Auskunft geben).
Wenn derjenige, mit dem man solches tut, sich aber derart resistent zeigt, dass er noch nicht einmal im Ansatz erkennen lässt, dass er mitbekommen hat, was ihm da vermittelt werden soll, neige ich persönlich (und ich denke, damit bin ich auch nicht ganz so allein) dazu, den Fokus auf 2.) zu setzen. Und das bedeutet im Klartext: Forums-Selbstschutz.
Wir haben hier Normen etabliert. Die sind sicher nicht in Stein gemeisselt und wir alle, die wir hier teilnehmen sind in der Auslegung flexibel. Allerdings stellen diese Normen einen Rahmen dar, innerhalb dessen wir uns - auch und gerade mit Blick auf die zwischenmenschliche Kommunikation - bewegen wollen und sollen; da liegt die Betonung auf dem wollen, also der Freiwilligkeit - daher ja auch die Flexibilität. Das halte ich persönlich für gut, weil hier viele sehr unterschiedliche Menschen unterwegs sind und ein gewisser Konsens, ein "kleinster gemeinsamer Nenner" gegeben sein sollte.
Wenn jetzt einer kommt, der diese Normen trotz unendlich oft wiederholter Hinweise noch nicht einmal wahrzunehmen geruht, ziehen Wolken auf. Einerseits, weil diejenigen, die sich mit Mühe daran gewöhnt haben, sauer werden, andererseits, weil die Gefahr besteht, dass Leute, die neu hinzukommen und die Historie nicht kennen, meinen könnten, dass solches Verhalten hier als akzeptable Form des Umgangs gilt. Dagegen sollten wir, die wir uns an ein weit liebevolleres Miteinander gewöhnt haben, meiner Ansicht nach durchaus etwas unternehmen und vielleicht auch zeigen, dass wir nicht bereit sind, auf Dauer Leute zu akzeptieren, die sich dem hier stark ausgeprägten Gemeinschaftsgeist verweigern. Ja - in sehr seltenen Fällen bin ich der Ansicht, es ist besser, wenn jemand, der hier nicht 'reinpasst geht, als wenn er "auf unsere Kosten lebt".
Es ist ja nicht so, als ob wir verlangten, dass neu hinzugekommene Teilnehmer ihr Selbstbewusstsein "an der Tür abgeben", dass sie sich auf die Knie werfen und untertänigst um Gehör bitten - auch wenn wir oft in diese Richtung missverstanden werden. Wir wollen ja nur ein "Hallo" ebenso wie ein "bitte" in der Frage und Freundlichkeit in der Antwort - selbst wenn diese Antwort nur aus dem Hinweis besteht, dass das Vorhaben des Fragers ziemlich sinn- und zwecklos ist. Auch solche Hinweise kann man nett formulieren und dem Frager damit klarmachen, dass man ihn nicht für blöd hält, auch wenn die Frage vielleicht doch nicht so der Hit war.
Das Ziel ist also eine selbstbewusste Kommunikation, in der beide Kommunikationspartner so frei von inneren Restriktionen wie nur möglich kommunizieren können - dafür braucht's bei einer derart heterogenen Gruppe wie dieser eben den äusseren Rahmen und auf dem muss man (wenn auch eine gewisse Flexibilität vonnöten ist und erlaubt sein muss) bestehen.
Hm ... das klingt so, als würdest Du auch das "Vertreiben" des Betreffenden als Gewinn für das Forum ansehen. Das mag in der Summe sogar zutreffen - aber das Gefühl, selbst derjenige zu sein, welcher, ist halt auch nicht beliebig schön (finde ich).
Ja, da hast du recht - mit beiden Aussagen. Es ist auch nicht schön, jemandem sagen zu müssen: "Junge, du passt hier offensichtlich nicht 'rein - such' dir einen Ort, an dem Leute sind, die dich eher akzeptieren können." Ich neige zu übertriebener Härte, wenn ich das Gefühl habe, es sei an der Zeit, solches zu sagen, ich weiss. Vielleicht hilft's dem jeweils Betroffenen, wenn ich dazusage, dass mir sowas durchaus auch passiert ist und ich inzwischen auch festgestellt habe, dass es Menschen gibt, die mich ganz einfach nicht leiden können. Es ist schwer, mit der Tatsache leben zu lernen, dass man nicht "everybody's darling" sein kann - aber es ist wichtig, dass man's lernt.
Möchtest Du als Ergebnis dieser Diskussion einen allgemeingültigen Leitfaden aufstellen?
Das wird kaum gehen - aber vielleicht Anregungen für Leute, denen beim Lesen eines Postings der Hut hochgeht. Unter Umständen kann man damit einen "Puffer" setzen, der ein bisschen Dampf aus der Antwort herausholt. Ich wüsste jedenfalls schrecklich gern mehr über die Standpunkte der anderen Stammposter und deren inneren Umgang mit "schweren Fällen".
Dem Rest stimme ich völlig zu, deswegen nehm' ich ihn mal weg. :o)
File Griese,
Stonie