Sven Rautenberg: Internetauftritt vom Profi - warum

Beitrag lesen

Moin Sven,

Ich bin Profi und in einer Agentur angestellt, um Webseiten zu programmieren. Wenn du uns den Auftrag erteilst, dann erhälst du zuallererst mal eine Beratung, um herauszufinden, was du eigentlich genau auf deiner Website haben willst. Das erledige nicht ich - dafür bin ich nicht zuständig und auch nicht kompetent genug, das ist Sache des Projektmanagers und Kundenberaters.

Aber liegt nicht gerade hier bei vielen Internet-Projekten der Hund begraben? Die Beratung uebernehmen Leute, deren primaere Maxime "verkaufen" lautet. Wie Du auch sagtest, kann keiner alles wissen und nicht in jedem Gebiet gut sein. Ich behaupte mal, dass guten Verkaeufern das Verstaendnis fuer Grafik und Technik fehlt.

Da hast du im Prinzip Recht - ich möchte allerdings behaupten, dass die Maxime "Verkaufen" nur dann gefragt ist, bevor der Kunde den Auftrag erteilt (da muß man sich dann unter Umständen durch gute Entwürfe im Pitch gegen andere Anbieter durchsetzen). Sobald die Kundenentscheidung für eine Agentur gefallen ist (Grundlage war hoffentlich nicht nur die tollste Vision, sondern die vom Kunden festgestellte Kompetenz der Agentur basierend auf den grafischen Entwürfen, den Referenzen etc.), ist der Auftrag ja sicher - und man kann sich aufs Beraten konzentrieren.

Sobald klar ist, welcher Content auf der Seite ungefähr angeboten werden soll, geht es an die Seitengestaltung. Die Grafikerin (das bin auch wieder nicht ich ;) ) kriegt ein Briefing,

Toll, der Programmierer fuer die letztendliche Umsetzung ist immer noch nicht im Spiel. Noch immer Einbahnstrasse zur evtl. Geldvernichtung (auf beiden Seiten).

Ich hab' den Lauf der Dinge grob beschrieben. Erstens macht die Grafikerin auch selber Webseiten, hat also grundsätzlich Ahnung, was mit HTML und CSS geht, zweitens hab' ich in dieser Phase schon ein Auge drauf, was sie so produziert und überlege mir, ob das HTML-kompatibel ist, und weise auch darauf hin. Ja, meine Erfahrung in den bisherigen Projekten zeigt mir, dass ich mich ggf. noch viel stärker einmischen sollte - du hast da vollkommen Recht.

Was spricht eigentlich dagegen, dass bereits am Anfang der Grafiker und Programmierer involviert werden? Es koennte dabei so manche Sackgasse vermieden werden.

Es ist ja nicht so, dass jeder in einem winzigen Büro eingesperrt ist und da nicht raus darf. Es wird natürlich auch während der Projektentwicklung über die Kundenwünsche, das Konzept, das Design etc. miteinander gesprochen.

Ich als Kunde wuerde auch mit den Leuten diskutieren wollen, welche mein "Produkt" erstellen, nicht nur mit den meist eloquenten Verkaeufern, Art-Directoren oder wasauchimmer sie fuer Titel haben.

Es gibt auch Kunden, die wollen mit dem ganzen Kram möglichst wenig zu tun haben, sondern im Prinzip einfach nur jemand Vernünftigen zum Seitenerstellen beauftragen.

PS: Was jetzt nicht heissen soll, dass ich Eurem Laden Kompetenz abspreche, ich kenne halt zuviele negative Beispiele.

Die kenne ich auch - bei denen hab ich auch schon gearbeitet, bzw. deren Hinterlassenschaften (Ex-Subunternehmer) mußte ich geradebiegen. Ich denke aber, gerade die Tatsache, dass viel Müll produziert wurde, ist mittlerweile auch den Kunden zu Ohren gekommen, und sie prüfen ihre zu beauftragenden Webagenturen heute etwas eindringlicher auf Herz und Nieren. Und sie legen Wert auf Qualität - zumindest lege ich Wert auf Qualität, und auch wenn der Kunde das nicht explizit gewünscht hat, kriegt er trotzdem nur Dinge, die meinen Qualitätsanforderungen gerecht werden.

- Sven Rautenberg