Moin Martin,
was meinst du mit "meinem Abgeordneten"? Ich habe keinen und kenne auch keinen.
Das ist dein Fehler. Die Abgeordneten stehen im öffentlichen Licht. Hättest du ernsthaft Interesse daran, Politik zu betreiben, hättest du dich informiert.
wie kommst du auf die Idee, dass ich ein solches Interesse haben könnte?
Du bist mit den Zuständen unzufrieden. Die logische Konsequenz ist, etwas zu ändern und damit politisch aktiv zu werden. Daher die Annahme.
Liebe Güte, nein, ganz im Gegenteil: "Ich lass euch in Ruhe, aber mischt ihr euch bitte auch nicht in meine Privatangelegenheiten ein." Ich möchte so wenig wie nur irgend möglich Teil dieser Gesellschaft sein, möchte für mich allein agieren können, solange ich dabei niemand anderem auf die Füße trete.
Das halte ich nicht für möglich; es ist nicht möglich, hier zu leben und nicht an der Gesellschaft teilzuhaben. Dafür müsstest du auswandern in Gegenden wie z. B. Sibirien oder die Mongolei.
Klar, dann müsstest du auf eine Menge Komfort verzichten – Komfort, den dir die Gesellschaft ermöglicht.
Früher habe ich auch so gedacht wie du, bis ich gemerkt habe, dass das ein hoffnungsloses Unterfangen ist und der einzige gangbare Weg, sich zu engagieren.
Das ist ja gerade einer meiner Kritikpunkte: Die paar hundert Abgeordneten sind für den Großteil der Bevölkerung Fremde. Man kennt sie nicht, weiß nicht, was sie wollen, und vertrauen mag man ihnen schon gar nicht.
Und doch habt ihr sie gewählt. Schizophrenes Handeln, gell?
Nein, Auswahl des vermeintlich kleinsten Übels anhand von Indizien.
Das ist eine Ausrede. Du kannst eine ungültige Stimme abgeben und du kannst selber kandidieren.
Wenn 100 Leute ihm einen Brief schreiben oder ihn anrufen, ist das allerdings durchaus schon eine Öffentlichkeit. Und wenn das 1000 Leute machen, was meinst du, wie schnell sich was ändert.
Das ist aber wohl illusorisch - es sei denn, eine Zeitung oder eine Fernsehsendung wurde dazu aufrufen.
Das ist illusorisch, weil Leute denken, es sei illusorisch. Würde jeder, der ähnliches Gedankengut hegt wie du, umdenken und einfach einen Brief schreiben, dann sähe die Sache ganz anders aus.
Öffentlicher Druck entsteht allenfalls dann, wenn man diese Leute bei öffentlichen Veranstaltungen, Auftritten, Reden vor großem Publikum direkt kritisch anspricht. Dann bin ich aber auch gleichzeitig selbst in der Öffentlichkeit - und das wäre so ziemlich das letzte, was ich will.
„Wasch mich, aber mach mich nicht nass”
??
Du willst etwas ändern (geändert haben), aber du willst nicht dafür eintreten. „Wasch mich, aber mach mich nicht nass.”
Ich weiß nicht, was "links" oder "alternativ" ist, und lehne solche Schubladen-Definitionen auch ab. Nicht nur, weil ich nicht verstehe, was sie aussagen sollen, sondern auch, weil sie mir nicht differenziert genug sind. Kein Mensch lässt sich mit seiner Meinung oder Gesinnung auf einen einzigen Begriff reduzieren.
Das hat nichts mit Reduktion zu tun, sondern mit einer Einordnung des Weltbilds in politische Lager.
Sag ich doch, Reduktion.
Nö, eine Einteilung.
Ich stimme in vielen Themen mit den Grünen oder der FDP überein, oft mit den Piraten (da, wo sie einen eigenen Standpunkt haben), manchmal mit der SPD, ab und zu sogar mit den Linken, und sehr, sehr selten mit der CDU. Welches "politische Lager" ist das also?
Keine Ahnung – ich kenne dich zu wenig, um dich einschätzen zu können.
Demokratie heisst halt nicht, dass man selbst recht hat, sondern dass das getan wird, was die Masse will.
Richtig.
Dann verstehe ich deine Kritik nicht.
Die Kritik ist, dass man als Bürger de facto keine wirkliche Möglichkeit der Einflussnahme hat. De jure schon, aber das ist halt so 'ne Sache mit Theorie und Praxis.
Du hast etwas knapp zitiert. Ich habe geschrieben:
Dann verstehe ich deine Kritik nicht. Was in Deutschland passiert, ist gewollt, ansonsten hätten wir andere Wahlergebnisse.
„Wir haben eh keine Mittel, um etwas zu ändern” ist nur eine Ausrede, um nicht selbst aktiv werden zu müssen. Andere zeigen, dass es möglich ist etwas zu verändern, schau dir die Öffentlichkeitsarbeit des CCC zum Beispiel an. Auch könntest du selber politisch werden.
Es ist modern, fatalistisch an die Politik zu gehen und das ganze dann „Politikverdrossenheit” zu nennen. Es macht aber auch auf einem Auge blind. Es lässt einen die Sachen, die sich zum Guten ändern vergessen oder übersehen und führt zu einer sehr einseitigen Wahrnehmung.
Versteh mich hier nicht falsch, mir ist bewusst, dass es Missstände in Deutschland gibt, und zwar nicht zu knapp. Aber das ist uns selber zuzuschreiben. Wir (als Volk) wollen es so oder es interessiert uns nicht, sonst wäre es anders. Und da muss man ansetzen. Öffentlichkeitsarbeit, Bewusstsein schaffen, die Ignoranz durchbrechen.
LG,
CK