In Duesseldorf walten derzeit finstere politische Kraefte. Denn da will die Bezirksregierung vorschreiben, was deutsche Buerger im WWW sehen duerfen und was nicht.
Liebe Forumer, lieber Stefan,
natürlich möchte ich auch nicht, dass die Bezirksregierung Düsseldorf darüber entscheidet, was ich mir im Internet ansehen kann, und was nicht.
Aber: Warum nimmt man ausgerechnet offen nationalsozialistische Hetzseiten, die Bezirksregierung nennt konkret:
http://www.rotten.com/
http://www.nazi-lauck-nsdapao.com/
http://www.stormfront.org/
http://www.front14.org/
zum Anlass, für die Freiheit einzutreten. Freiheit für wen und für was? Kann man mit den Kräften, die hinter diesen Seiten stehen, wirklich dikutieren? Sind die Seiten wirklich dazu geeignet, sich über irgendetwas zu informieren? Ist der Kernpunkt dieser "Angebote" nicht Geschäftemacherei mit Rassismus, Menschenverachtung und Geschichtsfälschung? Bekommt die ganze Demonstration aufgrund des Anlasses nicht eine starke Schräglage?
Sicher ist es ein genialer Medienschachzug, die eigene Aktion gerade durch diese Schräglage ins Rampenlicht zu stellen, aber ist dieses Spiel auf der Medienklaviatur nicht äußerst gefährlich und zweischneidig? Mit der impliziten Provokation: "Ich trete für ein grenzenloses Recht auf freie Meinungsäußerung im Internet ein, auch für Rassisten!", erreicht man natürlich ein Echo. Hoffentlich geht dieser Schuss nicht nach hinten los!
Und ist es nicht schon technisch gesehen laecherlich, den Aufruf bestimmter Webseiten fuer alle Buerger verbieten zu wollen?
Auch im Bereich Kinderpornographie versucht man immer wieder, Seiten zu sperren, und ich denke, wir sind uns einig: zu Recht. Denn für die Produktion dieser Seiten müssen konkret irgendwo auf dieser Welt Kinder, die dabei mißbraucht werden, bezahlen. Sicher, es ist technisch schwierig, eine totale Sperrung zu erreichen, aber vielleicht erreicht man, dass der geschäftliche Erfolg, den viele rechtsradikale Sites ebenso anstreben wie Kinderpornographen, erschwert wird.
Der von der Bezirksregierung angegebene Grund des Jugendschutzes wird vom CCC und seinen Mitstreitern als reiner Vorwand angesehen, generell das Internet unter Zensur zu stellen. Tatsächlich richten sich die rechtsradikalen Sites aber direkt an Jugendliche, etwa mit "Nazi-Computer-Spielen" wie "KZ-Rattenjagd" (http://www.nazi-lauck-nsdapao.com/)und anderen.
Zuendstoff jedenfalls
Ganz richtig, Eintreten gegen Zensur, ebenfalls richtig, aber der gewählte Anlass gefällt mir ganz und gar nicht, und deshalb werde ich mir statt zu demonstrieren einen gemütlichen Nachmittag im Biergarten gönnen... ;-) Soll der CCC in Ruhe die Presse manipulieren, ich möchte mir die Anlässe, für die Rechte anderer einzutreten, sorgfältiger und selbst aussuchen und empfinde das Vorgehen der CCC-Leute als manipulativ.
Viele Grüße
Mathias Bigge
PS: Vielleicht nur ein schwaches Argument, aber mit Günter Frhr.v.Gravenreuth möchte ich nicht zusammen zu einer Demo für die Freiheit des Internet aufrufen (vgl.: http://odem.org/informationsfreiheit/, Liste der Erstunterzeichner)