Lieber Bio,
Manipulativ ist möglicherweise auch die Vorgehensweise der Bezirskregierung.
Ich verstehe schon die Argumentation, aber man demonstriert doch nicht zufällig nicht gegen die Schließung von Napster und die große Industrie, wozu es ja auch reichlich Anlass gegeben hätte, etwa bei verschiedenen Microsoft-Versuchen, das Netz in die Hand zu bekommen, sondern ganz bewusst in diesem Kontext: Gegen die Sperrung von Nazi-Seiten auf lokalen Düsseldorfer Servern.
Solange man die Kinder Counter-Strike, Diablo, StarCraft oder Siedler spielen lässt, werden sie wohl kaum "KZ-Rattenjagd" oder anderen Müll spielen wollen.
Ich hoffe, Du hast Recht, und ich glaube auch, dass die meisten Kids lieber Hip Hop hören als die "neueste" (!) Marschmusik, die die Nazi-Seiten anbieten, aber wenn die braunen Rattenfänger gar keinen Erfolg hätten, brauchten wir nicht über dieses Thema diskutieren.
Wie auch immer - wer jetzt manipuliert wird, die die zur Demo gehen, oder die, die bierseelig im Biergarten hockend darauf vertrauen, daß der Staat es schon richten wird - wird sich zeigen.
Demonstrieren kann nicht nur moralisch richtig, sondern auch sehr lustig sein, vielleicht auch für viele eine wichtige, weil Ersterfahrung in diesem Bereich, aber die Geamtkonstruktion gefällt mir nach wie vor nicht, auch nicht die CCC-Diskursstrategie, denn ich glaube schon, die wissen, was sie machen.
Leise Kritik an Deiner Argumentationsstrategie: Die verschwörungstheoretische Befürchtung, die Bezirksregierung Düsseldorf könne die Kontrolle über das Netz übernehmen, ist vielleicht doch etwas überzeichnet. Aus Behördensicht erinnert mich das Ganze an den Kölner RP Antwerpes, der im Kampf um die Bedeutung seiner Behörde mehrfach persönlich oder vor laufender Kamera sichtbar erregt Straßen gesperrt oder Radarkontrollen durchgeführt und auf die verdutzten Autofahrer eingeschwallert hat. Das lustige Männchen ist auf diese Weise ja sogar zur Medienfigur geworden. Natürlich ist selbstverfügtes Gottesgnadentum nicht nur lustig, aber doch auf lustige Weise zum Scheitern verurteilt.
Gruesse,
Mathias