Hi,
Also nochmal: macht dieser Fall uns mehr betroffen als die 30.000 Kinder die täglich an Hunger sterben?
Wenn ja: warum?
Wenn nein: warum?
ja, der Fall macht mich mehr betroffen, denn hier wird einem der Tod mit aller Brutalität vor Augen geführt -- auch und gerade von den Medien. Es ist ja so schön spektakulär. Die vielen kleinen Niemande, die täglich auf der ganzen Welt verteilt an Hunger sterben sind doch langweilig, da kräht kein Hahn nach, das lockt die Massen nicht vor den Fernseher.
Wenn ich dann aber wieder (wie gerade gestern erst geschehen) von einer Freundin, die kürzlich in Afrika war um ihre Tochter von einem einjährigen Hilfseinsatz abzuholen, sozusagen "hautnahe" Berichterstattung über die dortigen Verhältnisse bekomme, dann wird die Betroffenheit über die Geiselnahme schnell relativiert. Dies heißt nicht, dass die Menschen in Russland nun weniger zu betrauern sind. Es bedeutet aber, dass ihnen keine größere Wichtigkeit zukommt als den vielen anderen, die oft sogar ungleich länger und qualvoller leiden.
Bezüglich der Medienwirksamkeit fällt mir auch noch SARS ein: Was war das für ein Geschrei. Wie viele Menschen sind weltweit daran gestorben? 1.000, 2.000? (Sorry, ich weiß es nicht mehr so genau.) Aber fragt irgendjemand nach den jährlich 15.000 Influenza-Toten allein in Deutschland? Nicht medienwirksam. Oh, es ist ein Flugzeug abgestürzt, 130 Tote. Fragt irgendjemand nach den vielen Verkehrstoten oder den lebenslänglich durch Verkehrsunfälle Geschädigten? Nicht medienwirksam.
Wir leben schon in einer verdammt kruden Welt.
In diesem Sinne.
O'Brien
PS: Ich glaube, es kommt gar nicht so sehr darauf an, ob uns der eine oder der andere Fall betroffener macht. Dass es uns betroffen macht und wir darüber nachdenken, _das_ macht uns zu Menschen. Qualität statt Quantität sozusagen.