Hi Kirsten,
Was willst du denn einschränken? Wie willst du verhindern, dass Bilder gezeigt werden? Willst du erreichen, dass die Ausmaße der Katastrophen nicht sichtbar werden und somit im Grunde herunter gespielt werden? Klar, könnte man 'drüber nachdenken, man würde den Terroristen die Plattform unter den Füßen entziehen. Für welchen Preis? Zensur. Und rettet die die Menschheit? Ich persönlich könnte jedenfalls besser schlafen, hätte ich niemals etwas von Beslan erfahren, zumindest nicht in dem Ausmaß. Die Angstverbreitung der Terroristen würde nicht mehr gut funktionieren, ein wichtiges Ziel wäre vereitelt. Aber ist das realistisch?
nein, das ist sicher nicht realistisch. Es geht mir auch nicht um Zensur oder darum, über solche Ereignisse gar nicht mehr zu berichten. Es geht mir einfach darum, dass die "Berichterstattung" immer voyeuristischer und (verzeih mir die Wortwahl) "blutgeiler" wird. Um das Ausmaß der Katastrophe darzustellen, muss ich nicht im Bild zeigen, wie viele Menschen da nun tot herumliegen. Man sagt zwar, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, aber gewisse Einschränkungen dürfen IMHO hier durchaus gemacht werden.
Das gefällt mir auch an den ÖR Medien immer noch so gut: Da machen sich die verantwortlichen Redakteure _wirklich_ noch Gedanken darum, ob es tatsächlich notwendig ist, bestimmte Bilder zu zeigen. Da geht es nicht um Einschaltquoten, sondern um Information. Schau dir mal die Nachrichten eines Tages erst auf einem Privatsender, dann auf ARD/ZDF an und sag mir, was dir auffällt. (Ich habe kürzlich ein Interview mit Jo Brauner gelesen, in dem er sagte, er habe sich arg zurückhalten müssen, als er einmal eine Nachricht über Küblböck verlesen musste. OK, das ist keine Katastrophe, aber es zeigte mir wieder, dass es ihm um die wirklich _wichtigen_ Nachrichten geht und nicht um Sensationen oder sog. "Promi-News".)
BTW: Mach mal beim Nachrichten schauen die Augen zu. Du wirst dich wundern, wie viel mehr Informationen du hinterher behalten hast. Die Bilder, die oft nicht einmal zum gesprochenen Text passen, lenken nämlich nur ab.
Ja, da gebe ich dir Recht. Aber ist es wirklich so? Das was ich bisher von Beslan gesehen habe, habe ich nicht als Ausschlachten empfunden, sondern als Berichterstattung, und selbst da habe ich mir überlegt, ob ich die überhaupt sehen will. Ich meine, wo hört objektive Berichterstattung auf und wo fängt Voyeurismus an? Hätte man die brennenden Türme des WTC nicht zeigen sollen? Es war nicht zu verhindern gewesen, auch die springenden Menschen zu zeigen. Ich glaube, Swen hat damals gesagt, dass aus Pietät vor diesen Menschen solche Bilder nicht hätten gezeigt werden dürfen, um zu verhindern, dass die ganze Welt ihnen beim Sterben zusieht. Ein Standpunkt, den ich durchaus nachvollziehen kann, den ich aber für unrealistisch halte.
Die Grenze zwischen Objekitivität und Voyeurismus ist sicherlich fließend. Im Zweifel würde ich ganz einfach eher weniger zeigen. Aber ich bin auch kein Privatsender, der um seine Einschaltquoten bangen muss. Dabei frage ich mich jedoch auch, was eher da war: Die Sensationlust der Menschen oder das Angebot an "Sensationen" durch die Medien. Ist es vielleicht nur eine Ausrede der Fernseh-Macher, dass "die Menschen" das ja schließlich sehen wollen? Wenn ich nicht weiß, dass es Schokolade gibt und dass sie gut schmeckt, verlange ich doch auch nicht danach, oder?
Und schon wieder wünsche ich dir eine gute Nacht! :)
Viele Grüße
O'Brien
Frank und Buster: "Heya, wir sind hier um zu helfen!"