Kirsten Evers: Geiselnahme in Russland

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Moin, Thomas,

Ich finde es ist absolut legitim, dass du mit zwei Kinder im entsprechenden Schulalter so empfindest. Wenn du meine Posting gelesen hast, weiss du ja, dass meine Fragen zu "wenn ja, warum?" und "wenn, nein, warum?" auch nicht bewertend, sonder wirklich interessiert waren.

Nein, ich fand sie nicht bewertend, sondern zu wenig differenziert und etwas überzogen. Besonders diese Aussage hier aus https://forum.selfhtml.org/?t=88810&m=532234:

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"Die Reaktionen auf diese Geiselnahme zeigen doch deutlich, wie sehr wir eigentlich genau gegen dem Leid der Menchen immun sind, dass uns nur noch solche Fälle interessieren. Bzw. es zeigt noch deutlicher, dass wir nur das wahrnehmen, was uns jemand (in diesem Fall die Medien) mit einem Hammer ins Gehirn prügelt.

Roland hat recht mit seiner Frage: macht uns dieses Ereignis mehr betroffen als die etwa 30.000 Kinder die _täglich_ an Hunger sterben?"
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Und diese Frage beantworte ich mit: "Ja, es macht mich im Augenblick betroffener als alles andere!", und zwar ohne schlechtes Gewissen. Und zu dem oberen Absatz kann ich dir nicht ganz beipflichten. Ich empfinde es nicht so, dass die Medien mit dem Hammer prügeln, die Ereignisse werden schlicht gezeigt und erschüttern einfach ob ihrer Grausamkeit (ich rede hier jetzt übrigens nicht von den Privatsendern, da kann es durchaus anders sein, aber ich gucke nie Nachrichten auf Privatsendern). Trotzdem verliere ich nicht den Blick für das andere Elend der Welt, aber den Überblick. Wenn man zwei-dreimal für Unicef gespendet hat, kommen in regelmäßigen Abständen Spendenaufrufe per Post, die jedesmal eine andere Katastrophenregion der Welt darstellen, in der Kinder leiden. Ich fühle mich davon echt allmählich überfordert.

Ich glaube, dass die meisten Menschen nicht so dumm sind, nur noch die schlimmsten Sachen wahr zu nehmen und alles andere zu vergessen. Aber das menschliche Gehirn schützt sich natürlich gegen solche Bilder, besonders gegen diese Massen, die Reaktion darauf ist Abstumpfung. Aber sie ist eine natürliche Reaktion und hat nichts mit bewusster Entscheidung zu tun.

Wie schon wirklich oft gesagt, man sollte nicht mal daran denken, dise Dinge zu vergleichen. Das wäre wirklich verkehrt, rational wissen wir, dass  hier nicht zu vergleichen gibt, emotional haben jedoch die stärkeren Empfindungen dort, wo wir selbst Vernüpfungspunkte zu den Ereignissen haben und dies kann angesprochen, aber muss nicht beründet werden.

Das sehe ich genau so, und damit ist dein erstes Posting schon relativiert :-)

  • "Wir lassen uns keinen Ausweg offen und offenbaren euch damit, wie ohnmächtig und verwundbar ihr seid."

Das sind Dimensionen, die kein Medium der Welt in irgend einer Weise beeinflussen kann, wie voyeuristisch es auch einegstellt sein mag.

In erster Linie geht es um Destabilisierung, sowohl der Gesellschaft als auch der Wirtschaft. Und das dies denen gelungen ist, zeigt sich ja Tag für Tag.

Ja, so sehe ich das auch. Und zwar mit dem Ziel, die Vormachtstellung der islamischen Welt auferstehen zu lassen. Einst gab es sie, im frühen Mittelalter, als der Orient blühte und sich hierzulande die Barbaren die Köppe einschlugen. In der Renaissance kehrten sich die Vorzeichen um, Europa blühte auf und gewann die kulturelle und wirtschaftliche Vormachtstellung der (westlichen) Welt und baute sie bis heute aus. Jetzt ist die Zeit (aus Sicht der radikalen Islamisten) gekommen, diese Vormachtstellung zu brechen. Der Westen (also vornehmlich Amerika) stellt sich, um diese zu retten, dabei so dämlich an wie es nur möglich ist. Der westlichen Welt stehen im Vergleich zu den Terroristen ihre eigenen Werte im Wege, dazu gehören Freiheit und Menschenwürde, und auch die Pressefreiheit. Diese Werte können nicht mal eben so aufgegeben werden, aber gebrochen werden sie dennoch schon lange. Eines der Ziele der Terroristen.

Die Wirtschaft währt sich mit aller Macht und wir könne schon jetzt die Auswirkungen spühren: unter dem Vorwand des Terorrismusbekämpfungs werden von der Politik Maßnahmen beschlossen und eingeleitet, die grundlegene Rechte der Menschen tief beschneiden.

Richtig, ich sehe da einen radikalen Wertewandel auf uns zukommen.

Ich glaube dir gefällt der Gedanke an dem gläsernen Menschen, den man von Geburt bis Tod auf Schritt und Tritt zurückverfolgen und bei dem jeden Einkauf, jede Medikament, jeden Urlaub und jeden Flirt aufzeichnet, ebenso wenig wie mir.

Nein, gefällt mir überhaupt nicht. Ich kann aber jetzt auch gar nichts dazu sagen. Eventuell ist das der (zu) hohe Preis für eine Sicherheit, die es aus meiner Sicht gar nicht geben kann.

Die Frage bleibt, wie währt sich die Gesellschaft gegen diesen Einfluß des Terrorismus auf die Wirtschaft und letztlich auf sich selbst?
Die Medien haben hiebei eine gewiss mitentscheidende Rolle.

Sie haben die Rolle, die sie haben, sie sind die Medien ;-)
Ich habe keine Ahnung, wie sich die Gesellschaft davor wehren kann. Die Regierungschefs neigen zur Politik der harten Hand, aber das kann es nicht sein, weil sich die Terroristen dadurch nicht beeindrucken lassen aus genannten Gründen. Wir sitzen in einer Zwickmühle, aber ich traue mich an dieser Stelle nicht, Spekulationen anzustellen.

Es ist eine der perfiedesten Sachen, denn niemand möchte dass solche Eregnisse verschwiegen werden, aber möchtest du Tag für Tag zerfetze Kinderleichen und in ohnmächtigen Trauer und Wut lebene Verwandten sehen?

Nein.

Aber ich wäre mich dagegen, dass die Medien undifferenziert und unüberlegt aus Gründen der Wirtschaflichkeit die Überlebenden quelen - ja ich empfinde es auch so - und uns somit genau zu dem Verhalten zwingen, was die Terrorsiten zu erreichen wollen.

Selbst, wenn die Medien sich ganz genau überlegen würden, was sie berichten und dies sensibel tun und Rücksicht nehmen würden (natürlich Pressefreiheit vorausgesetzt), wären sie dennoch ein wirksames Werkzeug der Terroristen.

Nämlich, dass wir aus Angst "es kann auch hier geschehen" nicht mal nachdenken, was mit uns - der Gesellschaft - passiert.
So haben wir keine Zeit nachzudenken und uns gegen Maßnahmen zu wären, die eben nicht der Gesellschaft dienen, aber als solche Verkauft werden.

Ja, Angst ist ein schlechter Ratgeber. Und hier sehe ich wieder die Zwickmühle, ich sehe keinen Ausweg daraus.

Erst wird man gegenüber bestimmter Gruppen von Menschen vorsichtig, dann gegenüber jeden Framden. Und bevor man sich umgesehen hat, sitzt man in einem Gefängnis, das man selbst um sich zu bauen zuließ.

Nein, das Gefängnis muss man ja nicht zulassen. Man kann es verhindern, dass die Angst einen so beherrscht, dass man nicht mehr fähig ist, aus dem Haus zu gehen. Man kann sich gleichgesinnten Menschen anschliessen, man kann an solchen Diskussionen wie diesen hier teilnehmen. Trotz aller Vorsicht muss man seine Offenheit nicht aufgeben.

Deshalb fragte ich auch wo die echten Journalisten geblieben sind. Ich bin auch interessiert daran zu erfahren was in der Welt vor sich geht, aber ich will es auf eine Weise erfahren die mir weder von den Medien und schon gar nicht von Terroristen aufgezungen wird.

Dafür sind die Zeiten momentan wirklich ungünstig. Ich glaube aber trotzdem, dass sich die "echten" Journalisten (was sind das für welche?) nach wie vor einbringen. Wie haben die Menschen denn früher ihre Nachrichten empfangen? Im dritten Reich bekam man nur das zu hören/sehen, was von der Propaganda vorgeschrieben war, und so ist es auch heute noch in vielen Teilen der Welt. Du selbst kannst inzwischen wählen zwischen diversen Medien und dir herauspicken, was für dich interessant ist. Welches Medium hättest du denn gern? Fernsehen? Internet? Radio? Du kannst es dir selbst aussuchen. Und somit auch die Weise wählen, die dir zu deinen Neuigkeiten verhilft, oder etwa nicht? ;-)

Viele Grüße,

Kirsten

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Geiselnahme in Russland

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