Thomas J.S.: Geiselnahme in Russland

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Hallo Kirsten,

(Ich werde auch deine Antwort an O'Brien hier mitbeantworten ...)

ich habe gerade Matthias' Beitrag weiter oben gelesen und stimme eher ihm als dir zu. Ich sehe das Problem auch nicht in der Sensationsgeilheit der Medien, denn die berichten viel, wenn der Tag lang ist und da muss man einfach 'drüber stehen. Was in Beslan passiert ist, macht mich sehr betroffen, ich träume sogar nachts davon, denn ich habe selber zwei Kinder und habe in den sensationsgeilen Medien gerade den Alptraum aller Eltern vor Augen geführt bekommen und die Erkenntnis, dass er in dieser Welt Wirklichkeit werden kann. Es ist auch ein Alptraum zu sehen, wie in einem Flüchtlingslager in Darfour gerade ein Kind an Unterernährung in den Armen der Mutter stirbt, und das ist auch nicht gerade lange her, aber schon fast vergessen.

Ich finde, es ist absolut legal, angesichts dieses neuesten und sehr schrecklichen Ereignisses seine Betroffenheit zu äussern, ohne im selben Satz nochmal all die anderen schrecklichen Ereigneisse, die sich tagtäglich ereignen und die sich in der Menschheitsgeschichte ereignet haben, in jüngster wie in fernster Vergangenheit, nennen zu müssen.

Ich finde es ist absolut legitim, dass du mit zwei Kinder im entsprechenden Schulalter so empfindest. Wenn du meine Posting gelesen hast, weiss du ja, dass meine Fragen zu "wenn ja, warum?" und "wenn, nein, warum?" auch nicht bewertend, sonder wirklich interessiert waren.
Naürtlich könne man sagen, ich hätte in meiner Situation einen größeren Abstand zu den Ereignissen als du, wenn ich jedoch an meine Neffen und Patenkind denke, verstehe ich sehr wohl, warum jemanden diese Geiselnahme naher geht als andere Ereignisse. Und das dies keineswegs wertend zu sehen ist. Wie schon wirklich oft gesagt, man sollte nicht mal daran denken, dise Dinge zu vergleichen. Das wäre wirklich verkehrt, rational wissen wir, dass  hier nicht zu vergleichen gibt, emotional haben jedoch die stärkeren Empfindungen dort, wo wir selbst Vernüpfungspunkte zu den Ereignissen haben und dies kann angesprochen, aber muss nicht beründet werden.

Ganz abgesehen davon hat dieser Anschlag in der Tat eine neue Dimension erreicht. Mattes nennt weiter oben in https://forum.selfhtml.org/?t=88810&m=532999 eine Liste der Botschaften der Terroristen, die ich noch um einen weiteren Punkt ergänzen will:

  • "Wir lassen uns keinen Ausweg offen und offenbaren euch damit, wie ohnmächtig und verwundbar ihr seid."

Das sind Dimensionen, die kein Medium der Welt in irgend einer Weise beeinflussen kann, wie voyeuristisch es auch einegstellt sein mag.

Damit wird es jetzt wirklich komplizierter. Es wurde ja hier im Thead schon öfters gesagt, dass wir heute mit ganz neuen Formen des Terrorismus konfrontiert sind, als es vor 20 Jahren noch der Fall war.
Vor einigen Tagen spach ein Terrorismus-Experte in einer Sundung (und der Mann muss ein Experte gewesen sein, denn er konnte in sehr klaren und gutstrukturierten Sätzen die Fragen beantworten und auch schwierige Sachverhalte erklären) und es ging um dieselbe Thematik: also darum, dass die Terrorsiten heute nicht bloß, jemanden aus dem Gefängnis holen wollen, oder bloß Geld haben wollen und wie sie dabei vorgehen.

Es sind -wenn man es so ausdrücken will - einige zivilisatorische Prozesse im Gange nihct nur die Gesellschaft ändert sich.
Der Terrorismus heute, geht sehr bewusst mit den Medien um, nicht um sonst tauchen am 11. September immer wieder die Botschaften von Al Kaida auf. Auch die Ideologien des Terrorismus haben sich verändert und das Freibomben von verurteilten Terroristen ist nur noch zweitrangig.
In erster Linie geht es um Destabilisierung, sowohl der Gesellschaft als auch der Wirtschaft. Und das dies denen gelungen ist, zeigt sich ja Tag für Tag.
Die Wirtschaft währt sich mit aller Macht und wir könne schon jetzt die Auswirkungen spühren: unter dem Vorwand des Terorrismusbekämpfungs werden von der Politik Maßnahmen beschlossen und eingeleitet, die grundlegene Rechte der Menschen tief beschneiden.
Ich glaube dir gefällt der Gedanke an dem gläsernen Menschen, den man von Geburt bis Tod auf Schritt und Tritt zurückverfolgen und bei dem jeden Einkauf, jede Medikament, jeden Urlaub und jeden Flirt aufzeichnet, ebenso wenig wie mir.

Die Frage bleibt, wie währt sich die Gesellschaft gegen diesen Einfluß des Terrorismus auf die Wirtschaft und letztlich auf sich selbst?
Die Medien haben hiebei eine gewiss mitentscheidende Rolle.

Und wir werden noch Wochen lang mit Berichten, Interviews, Kommentaren und Wortmeldungen bombadiert, wobei es den "Berichterstatter" gar nicht um die Menschen geht (sie werden die Angehörigen noch richtig "auschlachten" nur um an noch "exklusivere" Interviews ranzukommen).

Klar. Aber was spielt das noch für eine Rolle?

--------- du sagt in der anderen Posting ----------------
» Ja, da gebe ich dir Recht. Aber ist es wirklich so? Das was ich bisher von Beslan gesehen habe, habe ich nicht als Ausschlachten empfunden, sondern als Berichterstattung, und selbst da habe ich mir überlegt, ob ich die überhaupt sehen will. Ich meine, wo hört objektive Berichterstattung auf und wo fängt Voyeurismus an? Hätte man die brennenden Türme des WTC nicht zeigen sollen? Es war nicht zu verhindern gewesen, auch die springenden Menschen zu zeigen. Ich glaube, Swen hat damals gesagt, dass aus Pietät vor diesen Menschen solche Bilder nicht hätten gezeigt werden dürfen, um zu verhindern, dass die ganze Welt ihnen beim Sterben zusieht. Ein Standpunkt, den ich durchaus nachvollziehen kann, den ich aber für unrealistisch halte.
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Eine spielt eine sehr große.
Die Terroristen operieren bewusst mit den Meien und nützen sie aus.
Es ist eine der perfiedesten Sachen, denn niemand möchte dass solche Eregnisse verschwiegen werden, aber möchtest du Tag für Tag zerfetze Kinderleichen und in ohnmächtigen Trauer und Wut lebene Verwandten sehen?
Mir ging es auch nicht darum, dass man die Türme des WTC oder die Ereignisse in Breslan nicht hätte zeigen sollen.
Aber ich wäre mich dagegen, dass die Medien undifferenziert und unüberlegt aus Gründen der Wirtschaflichkeit die Überlebenden quelen - ja ich empfinde es auch so - und uns somit genau zu dem Verhalten zwingen, was die Terrorsiten zu erreichen wollen.
Nämlich, dass wir aus Angst "es kann auch hier geschehen" nicht mal nachdenken, was mit uns - der Gesellschaft - passiert.
So haben wir keine Zeit nachzudenken und uns gegen Maßnahmen zu wären, die eben nicht der Gesellschaft dienen, aber als solche Verkauft werden.
Erst wird man gegenüber bestimmter Gruppen von Menschen vorsichtig, dann gegenüber jeden Framden. Und bevor man sich umgesehen hat, sitzt man in einem Gefängnis, das man selbst um sich zu bauen zuließ.

Deshalb fragte ich auch wo die echten Journalisten geblieben sind. Ich bin auch interessiert daran zu erfahren was in der Welt vor sich geht, aber ich will es auf eine Weise erfahren die mir weder von den Medien und schon gar nicht von Terroristen aufgezungen wird.

Schöne Grüße
Thomas

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Geiselnahme in Russland

Ludger Keitlinghaus
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