Hi Ludger,
es ist wirklich ein unerträglicher Vorgang, der Mord an den Kindern. Nichts rechtfertigt diese Tat, auch nicht die Grausamkeit der russichen Armee und anderer "Sicherheitskräfte" in Tschetschenien, auch wenn man sich vor Augen führt, dass Terror auch hier der Krieg der Schwachen ist, der deutlich weniger Opfer fordert als der Krieg eines Staates gegen eine Bevölkerung.
Wobei schon auffaellig ist, dass die meisten Terroristen Moslems sind. Besteht da vielleicht doch eine Korrelation oder ist das Zufall?
Man könnte auf die Idee kommen, dass Terror unter Selbstaufopferung ein religiöses Phänomen sei, die Geschichte zeigt aber, dass das nicht so ist.
Die Frage ist aber, was den modernen Terrorismus auszeichnet und welche Wege die Menschen hinter sich haben, die solche Taten planen und durchführen.
Über die Geiselnehmer in der Schule weiß man zu wenig, um das wirklich beurteilen zu können, und vielleicht wird man nie etwas Glaubhaftes erfahren: Es gibt keine freie Berichterstattung zu diesem Thema in Russland und jeder Bericht könnte politische Zwecken dienen und manipuliert sein.
In der Selbstinszenierung fällt aber einiges auf:
- Todessehnsucht, geplante Selbstvernichtung
- Medienwirksamkeit als Planungsmoment
- sadistisches Vorgehen
- Verstoß gegen alle Moralgebote, die doch die
Grundlage eines Freiheitskampfes bilden - rassistische Dimensionen des Hasses, der alle
erfasst, vor allem auch die Kinder ("Geburtenkrieg") - Dokumentation der eigenen Taten in modernen Medien
- Opferung der eigenen Kinder
- Erzeugen von Aufsehen durch Panik
- lächerliche Selbstinszenierung
M.E. waere hier schon die undifferenzierte Bemerkung angebracht, dass wir es hier mit etwas absolut Boesem zu tun haben, das durch nichts zu rechtfertigen und damit auch nicht zu relativieren ist.
"Das absolut Böse" hat für mich etwas mit apokalyptischen Phantasien zu tun, die alle Werte relativieren. Die Radikaltität der Ablehnung von Liebe, Freiheit, Leben, die heute einige fundamentalistische Muslime zu ihrem Motto erklärt haben, ist natürlich historisch nicht einmalig. Bedrückend ist, dass es anscheinend ein großes Reservoir an Menschen gibt, die für solche "Ideen" und Hirngespinste leichthin ihr Leben zerstören und möglichst viele Menschen dabei in den Tod reißen.
Erinnert mich an den Judenmord oder den Mord an den Armenen oder an das, was Stalin und Mao so gemacht haben.
Maos Kampf beruhte auf grundsätzlich anderen Prinzipien, etwa dem Grundsatz "Dem Volke dienen!", d.h. der revolutionären Guerilla alles zu verbieten, dass zu Lasten der revolutionären Schichten geht, in China vor allem der Bauern.
Anders sieht das bei Stalin aus, der als individueller Terrorist gestartet ist ("Koba", der Unbesiegbare) und den Staatsterror perfektioniert hat. Auch in neueren stalinistischen Organisationen gibt es übrigens den Zwang zur freiwilligen Selbstvernichtung...
Viele Grüße
Mathias Bigge