O'Brien: Schriftsprachlichkeit

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Hi Mathias,

wohl eher zwei Teile eines großen Ganzen, die unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Ich kann ja durchaus einen tollen, hochinteressanten und motivierenden Unterricht machen, aber trotzdem beim Erkennen der Probleme einzelner Schüler total versagen.

Interessante These. Bei der Bewertung von Unterricht ist aber ein zentrales Kriterium der Kontakt zu den Schülern.

wer sagt das? Es mag ja sein, dass es da eine Definition gibt, wie Unterricht zu bewerten ist, dennoch halte ich es für möglich, eine spannende, interessante und motivierende _Unterrichtsstunde_ zu halten, ohne die Einzelprobleme der Schüler gut erkennen zu können. Wenn ich einen Vortrag über $beliebiges_thema vor einem Publikum halten muss, das ich nicht kenne, so kann ich diesen Vortrag so gestalten, dass er (mindestens) für das Gros der Besucher ansprechend und nützlich ist.

OK, so langsam kann ich jetzt deine Argumentation zumindest teilweise nachvollziehen (Schreibdenken nennt man das jetzt wohl ;), denn wenn ich den Begriff "Unterricht" so definiere, dass ich diejenigen, die ich mit meiner Vorgehensweise nicht optimal bediene, durch Anpassung des Unterrichts trotzdem noch sinnvoll einbeziehe, so ist die von mir oben gemachte Trennung nicht mehr 100% aufrechtzuerhalten. Trotzdem kann mMn jemand einen _prinzipiell_ gut gestalteten Unterricht machen, ohne optimal auf den Einzelnen eingehen zu können. Somit wären die von mir genannten zwei Teile "Unterrichtsvorbereitung und -durchführung" und "Eingehen auf die Einzelprobleme" jeweils eine Teilmenge von "Unterricht", die jeweils unterschiedlich gut ausgeprägt sein können.

Wenn ich so an meine Schulzeit zurückdenke, dann habe ich wohl fast ausschließlich Lehrer gehabt, die keinen guten Unterricht gehalten haben (auch wenn unser Physiklehrer frei Hand wunderschöne Sinuskurven zeichnen konnte).

Nehmen wir ein extremes Beispiel, das ich für untypisch für Unterrichtssituationen halte: Eine interessante Vorlesung. Selbst da wäre der Wert doch zweifelhaft, wenn vollständig an den Zuhörern vorbeigepredigt würde, obwohl so etwas an den Universitäten durchaus vorkommt, bei einigen Professoren sogar als Prinzip der Überforderung als Ausleseinstrument.

Wie kann bitte eine Vorlesung interessant sein (außer für den Prof), die völlig an den Studis vorbei gehalten wird?

Tendenziell lassen sich das die braven Studenten von heute eher gefallen als Schüler. Versuch einmal, in einer durchschnittlichen Klasse einen längeren Lehrervortrag zu halten, den keiner versteht.

Wenn keiner versteht, was ich vortrage, halte ich keinen guten Unterricht bzw. habe mich schlecht vorbereitet.

Auf die Dauer kann man das wohl nur durhhalten, wenn einen eine ausgewachsene Psychose vollständig von der Umwelt abschirmt...

... was sich dann auch durch Frührente mit 50 angenehm bemerkbar macht (das war böse und ist nicht zu verallgemeinern!).

Schönen Sonntag noch!
O'Brien

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