Tachchen!
Armut ist eine Frage der Definition
Ich habe eine Frage, die in allen Nachrichtensendungen mindestens auf Platz zwei heute dargestellt wurde, aufgegriffen (siehe http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6007090,00.html).
Und ich wollte damit vor allem sagen, dass man Armut schlicht herbei- oder
wegdefinieren kann und mich _solche_ Nachrichten mit "neuen Zahlen" darum
eher kalt lassen.
Unzweifelhaft gibt es aber das Problem in Deutschland, dass wir viele Menschen
haben, deren einzige Hoffnung auf ein Leben in halbwegs abgesichertem Umfeld
der Lotto-Jackpott ist.
Und ich persönlich halte Hoffnungslosigkeit für viel schlimmer als Armut.
Die Frage ist, was man generell gegen "unschöne Zustände vieler" tun kann.
Sinngemäß also der Ausspruch von Mr. Spock: "die Bedürfnisse Vieler wiegen schwerer als die Bedürfnisse eines Einzelnen"?
Ich müsste erst einmal überlegen, ob ich das überhaupt so unterschreiben wollte.
Das BVerfG hat uns bei der Frage des Luftsicherheitsgesetzes sehr schön und
richtigerweise die Grenzen einer solchen Idee aufgezeigt.
Das eigentliche Thema ist aber, dass man Einzelschicksale als solche betrachten
kann und diese auch nie wird verhindern können. Erst wenn es (zu) viele werden,
ist es ein wirkliches gesellschaftliches Problem.
Diese Größenordnung sollten wir lange schon erreicht haben.
Dieses Problem hat Deutschland aber nicht exklusiv
Nein, das gibt es in den USA genauso wie in Rußland und China. Und auf extreme Weise in afrikanischen Ländern.
Da hast du jetzt leider den Zusammenhang in meinem Posting gemeuchelt.
Ich meinte vor allem das Problem, dass wir (und andere Industrienationen)
selbst in Zeiten von Allzeitshochs im Dow Jones, Jahreshöchstständen im DAX,
sehr guten Zahlen im Nikkei, steigenden Steuereinnahmen und weiterhin großem
Wachstum in vielen Schwellenländern immer mehr Menschen mit diesem "Aufschwung"
nicht erreichen. Und das säht natürlich ein wenig Hoffnungslosigkeit.
Ich halte von Demokratie sehr viel, weiß aber nicht genau, was du hier unter "Grundpfeiler" verstehen willst.
und welche Kräfte dazu erforderlich sind ...
Meine allein reichen dazu nicht aus. Auch wenn das Forum nun geschlossen mit einer Demo auf die Straße ziehen wollte, wärs allenfalls etwas für die Regionalnachrichten unter der Rubrik "Sonstiges", gegebenenfalls sogar unter der Rubrik "Skurriles".
Das ist genau das was ich meine.
Spätestens seit Helmut Kohl (völlig wertfrei genannt an dieser Stelle) weiß
die deutsche Politik, dass man bei uns Sachen unbeschadet "aussitzen" kann.
Machterwerb und -verlust funktionieren nicht mehr so, wie sich dies die Väter
der demokratischen Idee gewünscht und ausgedacht haben.
Selbst die gar nicht so kleinen und vergleichsweise strukturierten Montagsdemos
zur Einführung von Hartz IV haben genau nichts bewirkt.
Bleibt die Frage, wie man solche Zustände ändern könnte:
Man kann sich Gedanken machen über mehr Volksentscheide ... über eine Umgestaltung
der Zeitungslandschaft, damit der Bürger wieder umfassender und politisch
breiter gefächert informiert wird ... über eine Wahlrechtsreform, die mehr
Parteilose ins Parlament brächte, denen wieder persönlich vertraut würde ...
über eine höhere Staatsquote, wenn es darum geht, "alle" in Lohn und Brot
zu bekommen ... usw.
Nur ist jede dieser Ideen erstens momentan nicht durchsetzbar und birgt
zweitens nicht unerhebliche Gefahren für eine Demokratie.
Wir bräuchten also wahrscheinlich auf der einen Seite eine echte Revolution,
auf der anderen Seite dann aber sehr besonnene, fast zaghafte Führungspersönlichkeiten,
die nur das Nötigste ändern und das noch mit Weitblick und Augenmaß.
Irgendwer (unter-)schreibt doch immer "wir leben in spannenden Zeiten",
das glaube ich auch.
Gruß
Die schwarze Piste
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