Ich bin "wohl etwas geschwätzig"... und das mit Recht!
Typischerweise lief das bei uns so (ich ziehe jetzt wieder die Parallele zum Deutschunterricht), dass wir eine Kurzgeschichte, ein Gedicht, eine markante Aussage eines uns unbekannten Autors bekamen und z.B. als Klassenarbeit dieses Stück Text auseinandernehmen und interpretieren mussten. Seltener auch als Hausaufgabe. Wir hatten also gar nicht die *Möglichkeit*, uns aus anderen Quellen Informationen zu beschaffen, bzw. sollten dies bei einer Hausaufgabe möglichst auch bleiben lassen.
Und dann haben diejeningen, die sich doch externer Quellen bedient hatten, bessere Noten geschrieben. Stimmt's? Diese Interpretationshilfen oder auch Lektürehilfen stellen dann doch noch andere Fragen, auf die man als Schüler von sich aus nie gekommen wäre. Und das nenne ich dann Beschiss. Ich bin deshalb sicherlich auch kein Deutschlehrer geworden.
Aber im Grunde wollen Deutschlehrer doch auch, dass sich jemand kritisch mit einem Text auseinandersetzt, um zu Ergebnissen zu kommen. Und wenn dann auf Teufel-komm-raus Ideen gesponnen werden (spinnen im Sinne von "der spinnt ja wohl"), dann kann ein Deutschlehrer irrwitzige oder irrige Meinungen nicht als gut bewerten, selbst wenn er sie durch ein "Verbot der eigenen Weiterbildung" geradezu provoziert hat. Von daher sollte ein vernünftiger Deutschlehrer einmal eine Interpretationshilfe mit zur Besprechung eines Textes im Unterricht behandeln, um den Schülern so zu vermitteln, wie mit diesen Dingern (auch kritisch!) umzugehen ist.
Jedoch trifft "den Deutschlehrer" hier dasselbe Problem, wie Du bereits vorher schon angesprochen hast: Den Schüler juckt es doch überhaupt nicht im Mindesten. Daher ist alles gut gemeinte und gewollte für die Katz'. Es wird halt weiter das übliche Minimax-Verfahren angewandt, in der x-ten Generation fröhlich der immernoch selbe Quatsch getrieben, denn Schüler wollen in der Pubertät offensichtlich nix lernen - sonst hätten wir diese Diskussion nicht!
Ich meine auch einmal gelesen zu haben, dass eine Studie ergab, Schüler in der 8. oder 9. Klasse am Gymnasium nicht wesentlich dazulernten. Aber das nur am Rande...
Das Problem an dieser Herangehensweise ist aber, dass der Schüler auf Gedeih und Verderb davon abhängig ist, ob der Lehrer die gleiche oder eine ähnliche Meinung vertritt:
Das Problem ist auch sehr alt. Ich finde es jedoch nur sehr bedingt auf den Musikunterricht übertragbar.
Was ich damit sagen will: Ich bin der Meinung, dass es viel wichtiger und richtiger ist, wenn man sich bei einem künstlerischen Werk hauptsächlich davon leiten lässt, "wie empfinde ich das Werk?", "wie wirkt das Stück auf mich selbst?".
Das ist nur die eine Seite der Medaille. Wirklich nur die eine, also 50% höchstens! Es gibt so viele andere Aspekte, die man auch berücksichtigen sollte, wenn man das Werk in seiner Ganzheit besprechen will. Denn das Werk wird nicht nur von mir als einzelnem wahrgenommen ("rezipiert"). Und was für mich gelten mag, muss nicht unbedingt für die Allgemeinheit repräsentativ sein. Man darf außerdem davon ausgehen, dass sich der Komponist/Dichter/Künstler durchaus bei vielen Details und Aspketen etwas gedacht hat. Das sollte (ich finde "muss") in ein Referat, wenn es "Hand und Fuß haben" soll. Wie Du dagegen für Dich privat ein Werk genißt oder verteufelst, ob mit oder ohne tiefere Kenntnisse aus möglicher Sekundärliteratur, bleibt Dir unbenommen.
Vergiss eines nicht: Musik wurde nicht immer zur Erbauung gemacht. Gerade "neue Musik" (ich sage jetzt mal pauschalisierend "um 1900") kehrt diesem Genussfaktor ganz bewusst den Rücken und will explizit nicht mehr gefallen. Warum dem so ist, kannst Du wohl kaum rein aus Dir selbst ergründen, oder?
Natürlich. Im wissenschaftlichen Bereich schließe ich mich dir in diesem Punkt vorbehaltlos an. Im musischen Bereich ist das aber IMHO ein Killer.
Nein, eine ebensolche Notwendigkeit. Um sich mit künstlerischen Werken ganzheitlich und vor allem wissenschaftlich auseinanderzusetzen, darfst Du nicht nur vom Rezipienten ausgehen. Das ist nicht nur einseitig, sondern einfach unvollständig!
Nein, eben nicht - Musik, Poesie, Gemälde, Kunst überhaupt, sollte intuitiv wirken. Ähnlich wie bei einem Witz ist der Versuch einer Erklärung für mich Verrat am Werk und/oder am Künstler. Wenn ein Musikhörer von sich aus zu fragen und zu recherchieren anfängt, ist das in Ordnung - aber bitte nicht von außen initiiert.
Ja und nein. Es gibt immer beides. Und wenn man den Witz ersteinmal gehört und darüber gelacht hat, dann kann es lohnend sein herauszufinden, warum man eben gelacht hat. Nicht alle Witze sind unbedingt lustig, auch wenn man im ersten Moment darüber lacht! Aber dieses Nachfragen ist eben akademischer Natur - eine Vorgehensweise, die am Gymnasium eben üblich ist (besser: sein sollte), wenn man sich mit Werken auseinandersetzt. Ob man dabei den Witz dan zerredet oder nicht, es zeigt, dass eben mehr "dran" ist, als nur (eine vielleicht zweifelhafte) Komik.
Das hast du missverstanden: Nicht unter Schülern, sondern unter Lehrern war es verpönt und nicht gern gesehen, wenn wir andere Quellen angezapft haben. Wobei damals "andere Quellen" hauptsächlich Sachliteratur war; vom Internet hat noch niemand gesprochen.
Ich stimme nicht allen meinen Kolleg(inn)en in ihren Vorgehensweisen und Absichten zu. Daher mache ich das in diesem Punkt anders.
Dem OP kann ich nur empfehlen, sich meinen ersten Link auszudrucken
Nein, besser noch die verlinkte Seite, nicht den Link.
Nein, ich meinte die verlinkte PDF-Datei (der erste Link, der zweite ist die Seite, auf der sie original verlinkt ist).
Hoffentlich konnte ich Dir meine (gymnasiale) Erwartungshaltung an ein Schülerreferat einigermaßen in ihren Grundzügen erläutern.
Ja, durchaus. Und sie weicht von der Erwartungshaltung meiner Lehrer vor gut zwanzig Jahren deutlich ab.
Na hoffentlich!
Mit der grundsätzlichen pädagogischen Methode, musische Werke zu vermitteln, bin ich ausdrücklich nicht einverstanden. Aber das ist jetzt kein Argument gegen dich, das ist ein allgemeiner Punkt.
Ich konnte Dir meine Gründe dazu hoffentlich begreiflich machen. Du musst mir nicht zustimmen, was Deine private Meinung zum Umgang mit musischen Werken angeht, aber was das wissenschaftliche Arbeiten damit angeht, welches wir im Hinblick auf eine wissenschaftliche Berufslaufbahn unserer Abiturienten vermitteln müssen, kann ich Deine Haltung nicht allgemein gültig stehen lassen.
Liebe Grüße,
Felix Riesterer.
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