Hallo Mathias,
Teile der Entwicklunghilfe und andere Wettbewerbsverzerrungen zu ändern oder einzustellen wäre erstmal angesagt, allerdings haben wir auch dafür den falschen Kanzler.
Ich bin nicht für die Einstellung der Entwicklungshilfe.
Entwicklungshilfe wird doch wohl auch als Instrument benutzt um Geldflüsse und Aussenhandelsüberschüsse etwas auszugleichen, um Abhängigkeiten zu erzeugen, um Industrieaufträge anzubahnen. Auf einer Webseite irgendeines SPD-Vereins wurde der Zusammenhang sogar noch stolz hervorgehoben.
Selbst sogenannte Hilfe zur Selbsthilfe ist aber fragwürdig weil dabei meist ausländische Produkte subventioniert auf unsere Märkte kommen.
Die dann entstehenden Verzerrungen auf unseren Märkten sind weder mit Gloablisierung noch mit Entwicklungshilfe erklärbar und treffen unsere "klein"- und mittelständischen Unternehmen.
Da solche Projekte auch mal zeitlich begrenzt sind ist es für die betr. Entwicklungsländer unsinnig wie die bekannten Probleme wie Monokulturen usw. oder die möglichen WTO-Kreditfolgen und Verschuldungen.
Deine Sorgen um das Ausbildungssystem kann ich nur bedingt teilen, schließlich würde bei dem vorherrschenden marktwirtschaftlichen Ansatz eine Nachfrage nach ausgebildeten Arbeitskräften auch zu einem entsprechenden Angebot führen.
Das ist kurzsichtig gedacht. Aus Firmensicht ist der Markt an gut ausgebildeten Menschen ein beweglicher Markt, der zur Zeit alle Wünsche erfüllt, wenn man mal von der Unart absieht, dass die Leute Geld für ihre Arbeit verlangen. Aus der Sicht der Bildungspolitik ist der Ausbildungsmarkt von heute zugeschnitten auf den Bedarf der nächsten Jahrzehnte oder sollte es zumindest sein. Demographisch ist absehbar, dass der Arbeitsmarkt schon in zehn Jahren eine Unterversorgung mit Fachleuten aufweisen wird.
Sorry, das ist zum Teil totaler Unfug, abgesehen von der fortschreitenden Erhöhung der Produktivität haben wir ja -und werden haben- mehr als genug hochqualifizierte "ältere" Fachkräfte und sonstige Arbeitslose. Solch ein nicht benötigter Pool gut ausgebildeter Menschen hat zur Verschleierung der Arbeitslosigkeit allerdings Tradition.
Dabei zeigt sich immer wieder das gerade der Bedarf falsch eingeschätzt wird, es wird ständig daran vorbei ausgebildet.
Wie wäre es mit etwas modernerem und kostensparendem Just in Time und der Nutzung des riesigen Potenzials unserer gut ausgebildetetn Arbeitslosen?
Eine gute Schulbildung als Grundlage ist jedem zu gönnen und erhöht die Chancen. Auch eine Berufsausbildung nach Neigungen und Fähigkeiten, aber nicht eine Ausbildung um ihrer selbst willen, um Arbeitslosigkeit zu tarnen und um angeblichen zukünftigen Bedarf zu decken der zu keiner Zeit richtig vorausgesehen wurde. Demographisch ist absehbar wieviel Personen (bei gleicher Kultur und gleichen Werten wie heute) vielleicht mal 18 werden und konsumieren möchten, z.B. eigenes Auto haben wollen. Überhaupt nicht auf diese Art vorhersehbar ist wieviele Menschen diese Autos bauen werden, auf Grund der verfügbaren Informationen ist aber klar dass diese Autos nur noch von 50% oder irgendwann auch nur 10 % der Menschen gebaut werden die heute beteiligt sind, vorausgesetzt die Autos werden noch produziert und das Gesellschaftssystem bleibt ähnlich.
Ach ja, Menschen sind das natürlich auch, von denen hier die Rede ist, und da halte ich Bildung und Erziehung für Werte, die man nicht kurzsichtigen Marktbedürfnissen opfern darf, wenn es auch wichtig ist, nach Möglichkeit Ausbildungssystem und Laufbahnsystem in irgendeiner Weise zu koordinieren, wenn man nicht schwerwiegende gesellschaftliche und menschliche Probleme produzieren will...
Ich halte den Standpunkt heute für äusserst pervers. Ausbildung in die Arbeitslosigkeit, anschliessend die Abrechnung der "Ausbildung" beim Einzelnen durch dessen fehlende Rentenbeiträge und fehlende gesundheitliche Versorgung.
Grüße
CurtB