Hallo, emu,
Die Mehrheit aller Webautoren und fast alle Webdesigner machen ihre Browserunterstützung zu einem politischen Akt, den sie, je nach Ideologie, anders und vor allem auch auf der ersten Seite begründen (»Optimiert für Microsoft(R) Internet(TM) Explorer(R)(TM) ab Version 5.5« oder auch »Diese Seite funktioniert auf allen modernen Browsern. (...)
Nein, beziehungsweise ja, gewissermaßen, aber meist unbewusst und ziellos.
Es gibt massenweise Webdesigner, die wider besseren Wissens und ohne sich auf die üblichen Ausreden wie Geld und Zeit berufen zu können, ihren Traum von einem perfekten WWW verwirklichen wollen.
Natürlich, sie wünschen sich feste Voraussetzungen und verlässliche Ausgabeumstände, ein Einheitsbrowser wäre ideal. Aber ob man daraus resultierende Trotzreaktionen als politischen Akt interpretieren kann (im Sinne von: »das perfekte WWW nach meinen Vorstellungen existiert nicht, dann muss ich es eben durch Selektion der Besucher künstlich herstellen«), bezweifle ich eher.
Besonders militant sind da die Netscape4-Gegner, die teilweise Seiten, die problemlos funktionieren würden, absichtlich unbenutzbar machen.
Wenn ein Webautor zu dem Wissen vorgedrungen ist, wie man Styles über CSS-Hacks vor NS4 versteckt, glaube ich nicht, dass das Stylesheet auch problemlos im Netscape 4 das gewünschte Ergebnis hätte.
Oder auf was spielst du an?
Besonders militant sind auch diejenigen, die den Web-Zugangsrichtlinien folgen und den NS4 zum Abstürzen bringen. ;)
Unangenehm ob ihrer Überzahl sind aber vor allem die IE-Freunde. Sicher - auch Unwissen mag da mitspielen, aber ich glaube, in vielen Fällen ist eine diffuse Ablehnung gegen »Netscape« (stellvertretend für alles abseits des IE) zumindest mitschuldig an unbrauchbaren Seiten.
Diese Ablehnung lässt sich insofern geschichtlich erklären, dass es vor Gecko aus Mozilla 1 tatsächlich keinen Browser gab, welcher realistisch gesehen an den MSIE (damals bereits in Version 6) heranreichte bzw. überhaupt das Potenzial hatte, Relevanz zu erlangen. Bei Opera ist die rein technische Ebenbürtigkeit genaugenommen erst ab Version 7 gegeben - und ja, darüber kann man sich auf einer ins Detail gehenden Weise streiten, aber entscheidend ist, dass viele Seiten nicht alleine aus Optimierungssucht auf Browsern wie Opera 6.x nicht funktionierten. Konqueror hat sowieso erst durch Safari Aufmerksamkeit erhalten. Das alles natürlich aus Sicht der Webdesigner und auch den gemeinen Nutzern, nicht aus der Sicht von Randgruppen.
Insofern kommen Dominanz, resultierende Gewöhnung und diffuse Ablehnung nicht von ungefähr. Die Ablehnung ist insofern in sich stimmig, weil sie von vergleichsweise schlechten Browsern ausgeht, denn dass Netscape oft als Stellvertreter herhalten muss, ist ebenso erklärbar, da lange NS4.x sein Unwesen trieb, selbst als MSIE schon längst in die 5.5er-Phase eintrat. Demzufolge ist die heutige Situation relativ neu und besteht schätzungsweise erst seit eineinhalb Jahren oder weniger, sofern man den Release von Mozilla 1 als Wendepunkt annimmt.
Grüße,
Mathias