Hi,
Der Staat hat noch nie Arbeitsplaetze gezaubert, ausser im oeffentlichen Dienst.
Ach komm, erzähl noch einen. Schon mal im ö.D. gearbeitet? Bei deinem Background zur Arbeitsmarktsituation doch sicher, oder fehlt dir da etwa ein Stück Erfahrung?
der Staat hat schon immer mal wieder passend zu einem Wahltermin "Arbeitsplaetze gezaubert". Man erinnert sich noch gerne an Kohls ABM-Initiative zu seinem letzten Antreten. Es mangelt sowohl bei diesen Stellen auf dem zweiten "Arbeitsmarkt" (ist ja kein Markt, wenn man ehrlich ist), als auch bei kuenstlich geschaffenen Stellen (durch sog. Konjunkturoprogramme) auf dem ersten Arbeitsmarkt an Nachhaltigkeit. Also Zaubern bedeutet hier Probleme vergroessern und deren Behandlung in die Zukunft verschieben. (Das konnte Helmut so gut, der andere Helmut vor ihm uebrigens auch, genauso wie der Willy vor ihm - merkwuerdig, dass das in Deutschland ca. 30 Jahre so durchging - Kritiker (Biedenkopf und so) blieben einfach ungehoert).
Die Situation ist doch derzeit so, dass selbst hochstaatliche Institutionen mehr und mehr wie Wirtschaftsunternehmen behandelt werden, d.h. es wird an allen Ecken und Enden gekürzt und an Personalkosten gespart wie noch nie. Die Verschlankung des Managements und das Einschrumpfen des Verwaltungsapparates sind dabei doch eine hoch innovative Maßnahme, um Synergien innerhalb der Institutionen noch effektiver zu nutzen.
Nach bekannten Theorien kann man staatliche Unternehmen bestenfalls bis zu einem bestimmten Grad fitmachen. Privatisierung ist also letztlich immer effizienter, das liegt an den wirtschaftlich schwer zu lenkenden Interessen der Mitspieler bei diesen hochstaatlichen Institutionen (politische Beamte und so). Also verbreite bitte nicht zu viel Optimismus! ;-)
Dabei reicht es nicht aus, einfach nur den Namen der Institution zu ändern (Arbeitsamt => Arbeitsagentur), um die Kundenfreundlichkeit zu betonen, man muss schon etwas dafür tun, nämlich Arbeitsplätze und damit Kosten einsparen. Zusätzlich werden mehr und mehr Kooperationen mit externen wirtschaftlichen Beratern und Unternehmen eingegangen, um das fehlende Know How der eingesparten Mitarbeiter effektiv einzubringen (die konnten ja eh' höchstens zweimal am Tag den Bleistift anspitzen, also weg damit). Natürlich kostet das ein paar Euro. Aber die kann man sich ja beim Steuerzahler wieder 'reinholen, kein Problem. Ach ja, den Börsengang hätte ich fast vergessen.
Kooperationen mit "externen wirtschaftlichen Beratern und Unternehmen" tendieren dazu fuer den staatlichen Partner zu einem Fiaskom (Freudscher fehler ;-) zu werden. KnowHow-, Motivations- und Interesseunterschiede sind dafuer ursaechlich.
Die sozial verträglich freigesetzten Mitarbeiter werden dann zu neuen Kunden der neuen Institutions-Agenturen. Wunderbar, die Arbeit der noch verbleibenden und der Berater ist gesichert. Fragt sich nur, wer am Ende die goldene Nase hat. Wohl kaum die verbleibenden Mitarbeiter im ö.D., eher die externen Beraterfirmen, die ordentlich die Hand aufhalten. Und die freigesetzen Mitarbeiter/innen sind getarnt als z.B. Vorruheständler oder Berufsunfähige, die nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auftauchen.
Jammerst Du da vielleicht gerade ein wenig? Na, warum auch nicht.
Die Arbeitsmarktpolitik nützt niemandem etwas, auch nicht dem öffentlichen Dienst, so es überhaupt noch einen gibt. Also müssen alle ihren A... hochkriegen und was für sich selber tun. Ob Jobhopping und alle zwei Jahre mit Kind und Kegel wegen des Arbeitsplatzes umziehen die Lösung ist und vor allem für jeden, bleibt dennoch zweifelhaft.
Du meinst die sogenannte "aktive" Arbeitsmarktpolitik, es gibt allerdings bei mir schon die Hoffnung, dass wenn alte Soze wie der Clement auf einmal schlau sind und Probleme adaequat bearbeiten (die schreckliche Idee mit den 1 EUR-Jobs in der Privatwirtschaft mal ausgenommen), dass durch eine intelligente den Arbeitsmarkt unterstuetzende Wirtschaftspolitik doch was zu machen ist.
Aber Du hast schon recht: Arbeitsmarktpolitik hoert sich ganz ganz komisch an (so nach Umverteilung und DGB) und leistet in der aktuell noch verstandenen Form gar nichts (Minusleistungen ausgenommen).
Gruss,
Ludger
"Machts der Gerd nicht, machts der Franz."